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Aschenputtelfluch

Aschenputtelfluch

Titel: Aschenputtelfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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deinem Körper ausrechnen, Prinzesschen!«, flötete Bastian mit dem für ihn typischen anzüglichen Unterton Sonja zu.
    Bis auf Pink lachte jeder. Sogar die Nonne und die Fle dermaus verzogen ihr Gesicht. Sonja wurde rot, aber trotzdem sah sie ungeheuer zufrieden aus. Wahrschein lich dachte sie, dass solch ein Spruch ein Zeichen war, dass sie in der klösterlichen Hackordnung ihren festen Platz gefunden hatte.
    Frau Sturm war kurz davor, die Geduld zu verlieren. »Ru he! Noch so eine Bemerkung, Bastian, und du . . .«
    »Du bist wirklich sexsüchtig!«, rief Emilia. »Du brauchst Hilfe. Ich empfehle dir www.anonyme-sexsüchtige.de.«
    »Was heißt hier anonym?«
    Wieder lachten die anderen.
    »Himmel! Ich möchte jetzt endlich mit dem Unterricht fortfahren . . . Juliane?«
    Ich schrak aus meinen Gedanken.
    »Komm an die Tafel und erkläre uns, was der Arcus Sinus ist . . .«
    »Aber ich kann . . .«
    »Tu doch nicht so«, rief Trixie, »wir wissen schließlich, dass du dir den neuen Stoff schon tagelang vorher rein ziehst. Von wegen superintelligent – lernen kann je der . . .«
    »Offensichtlich nicht«, erklärte Frau Sturm, »sonst befän den sich deine Noten nicht im freien Fall nach unten . . .«
    »Mein Vater bezahlt schließlich ein Vermögen hier für mein Abitur . . .«
    »Das nicht käuflich ist . . .«
    »Nein, nur für den, der es sich leisten kann . . .«, kom mentierte Pink seelenruhig und inspizierte ihre grellpin ken Fingernägel.
    Ich ging an die Tafel und fiel in den totalen Blackout, schwitzte Blut und Wasser. Die wenigen Formeln, an die ich mich erinnerte, verschwammen vor lauter Panik in meinem Kopf. Lösten sich einfach in ihre Bestandteile auf.
    »Was ist mit dir los, Jule?«, hörte ich Frau Sturm.
    »Zu lange gefeiert gestern!«, rief irgendjemand.
    Lachen.
    Frau Sturm seufzte: »Setz dich! Ich dachte wirklich, Julia ne, auf dich kann ich mich verlassen.«
    Das war schlecht. Das war verdammt noch mal schlecht!
    Nach der Stunde ging ich nach vorne: »Kann ich Sie kurz sprechen?«
    »Was gibt es?«
    »Ich finde es nicht gut, wenn Sie . . .«
    Die Lehrerin schaute auf ihre Uhr. »Ja . . .?«
    ». . . Wenn Sie mich immer an die Tafel holen, um . . .«
    »Du beherrschst den Stoff doch, ich sehe da kein Pro blem . . .«
    »Aber die anderen . . .«
    »Die anderen können nur davon profitieren. Was meinst du, weshalb hier an dieser Schule Stipendien vergeben werden? Damit Schüler wie Nora oder Beatrix Vorbilder haben. Oder hast du mit ihnen ein Problem? Soll ich mit ihnen reden?«
    Um Gottes willen! Bloß das nicht!
    »Nein, ich will nur kein Vorbild sein!«
    »Du bist aber eines, du kannst das nicht ändern, sonst wärst du ja gar nicht an der Schule.« Sie schaute mich ein dringlich an und es fiel mir verdammt schwer, ihrem La seraugenblick standzuhalten. »Willst du dich etwa bei No ra einschmeicheln? Wie alle anderen? Nora ist eine schwierige Schülerin, aber sie lässt sich nicht helfen. Sie will alles und am Ende wird sie nichts bekommen. Ein Mädchen wie du befreundet sich nicht mit ihr.«
    Ein Mädchen wie du? Was sollte das heißen? Was war ein Mädchen wie ich?
    Ich kehrte an meinen Platz zurück, suchte deprimiert meine Sachen zusammen und packte sie in die Schulta sche. Wo war das Heft? Hatte ich es bereits eingesteckt?
    Auch mein Mathebuch fehlte, es war nirgends zu sehen. Die Tische waren alle leer, die Stühle hochgestellt. Ich bückte mich. Ach verdammt, wo war das blöde Buch nur? Nein, heruntergefallen war es auch nicht. Vielleicht hatte Sonja es aus Versehen mitgenommen.
    Ich verließ den Raum und bahnte mir den Weg durch ei ne Gruppe von Jungs, die sich vor dem Klassenzimmer balgten. Der kleine Kevin aus der Fünften, der Kiras Leiche auf dem Hof entdeckt hatte, erhielt einen Stoß in den Rü cken, verlor das Gleichgewicht und knallte gegen die Wand.
    Noch so ein Loser.
    Aber sorry, ich hatte meine eigenen Probleme.
    Ich verließ das Schulgebäude und trat ins Freie. Der Re gen hatte nachgelassen, doch durch den Talkessel, in dem Ravenhorst lag, fegte ein kühler Wind. Die Stromleitun gen surrten und die Raben, die sich an den Drähten fest klammerten, hatten Probleme, sich auf den dünnen Lei tungen zu halten.
    Was war da vorne los?
    Vornehmlich jüngere Schüler hatten sich unter dem Ka stanienbaum versammelt. Aus ihrer Mitte stieß Rauch auf. Hatten sie ein Feuer gemacht? Besser, sie wurden nicht er wischt dabei.
    Aber unter ihnen erkannte ich auch Pink, Trixie und –

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