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Aschenputtelfluch

Aschenputtelfluch

Titel: Aschenputtelfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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gesprochen, was ihr unternommen habt. Ich hätte das gerne in dreifa cher Ausfertigung, für mich, das Direktorat und ein Exem plar werde ich an deine Eltern schicken. Anschließend mel dest du dich bei Frau Krassnitzer zum Morgenlauf.«
    Bastian, der in der hintersten Reihe saß, erhob sich, hol te Luft und wollte bereits zum Protest ansetzen, als Frau Sturm hinzufügte: »Außerdem schicke ich eine schriftliche Abmahnung an deine Eltern. Wenn du fliegst, werde ich außerdem an alle Schulen, an denen du dich bewirbst, ein anonymes Schreiben schicken . . .«
    »Mein Vater wird Sie verklagen.«
    »Richte ihm aus, ich fürchte ihn nicht.«
    Wie sie das sagte. Ganz ruhig. Ohne die Stimme zu ver ändern, stieß sie zwischen den Zähnen hervor: »Glaub mir, meinen Job wegen dir hier zu verlieren, macht mir nichts.« Sie schnippte mit den Fingern. »So egal ist mir das. Oder wie ihr sagt: Das geht mir total am Arsch vorbei.«
    Und sie sah aus, als meinte sie es tatsächlich ernst.
    Frau Schüler erbleichte.
    Bastian wandte sich widerspruchslos zur Tür und verließ den Raum.
    Die anschließende Stille war nur scheinbar ein Vakuum. Nichts war zu hören. Verstörte Gesichter wandten sich hilflos einander zu. Die Luft vibrierte vor Anspannung und – Angst. Der Spaß war vorbei! Nur Pink starrte schein bar teilnahmslos auf ihren Tisch und kritzelte mit einem Bleistift auf der Tischfläche herum.
    »Sonja ist spurlos verschwunden.« Frau Sturm stand vor uns, die Arme in halber Höhe vor ihrem Körper. »Wer hat zuletzt mit ihr gesprochen und wann?«
    Alle hatten Sonja gestern Abend auf dem Faschingsball gesehen. Doch niemand meldete sich. Auch ich nicht, ob wohl... Dieser durchdringende Geruch im Kreuzgang gestern Abend. Ich war mir jetzt sicher, dass Sonja dort gewesen war. Entweder sie hatte sich küssen lassen – oder sie war es, die hinter der Säule stand und das Liebes paar beobachtete.
    Ich kämpfte mit mir. Sollte ich es erzählen oder nicht? Hatte ich überhaupt eine Wahl? Aber würde es nicht selt sam klingen, dass ich mich versteckt hatte? Würde das nicht meinen Ruf als Spionin erst so richtig ins Rollen brin gen? Warteten die andern nicht genau darauf?
    Außerdem – kam ich zu dem entscheidenden Schluss – , was ging mich Sonja an? Nichts. Auch sie hatte mich wie eine Aussätzige behandelt! Jemand von denen, die jetzt mit unschuldigem Gesichtsausdruck in die Luft starrten, hatte mich als Diebin bezeichnet, mir einen toten Raben ins Bett gelegt. Sie wollten mir nicht nur eine Lektion erteilen, sie wollten mich fertigmachen, mich zugrunde richten und vor allem – mich aus dem Internat jagen!
    Nein, die Wahrheit war ein Minenfeld. Ich würde in die Luft gehen, einfach explodieren. Also schwieg ich – wie al le.
    Aber Frau Sturm gab nicht auf. »Sonja ist nicht der Typ, der einfach verschwindet. Etwas muss vorgefallen sein. Je mehr ihr schweigt, desto sicherer bin ich, dass ihr etwas wisst. Ich werde mit jedem Einzelnen von euch sprechen. Ihr denkt vielleicht, ich habe keine Ahnung, was ihr treibt. Eure nächtlichen Ausflüge zum Friedhof zum Beispiel . . .«
    Sie machte eine Pause und fixierte uns nacheinander.
    Alle starrten mich an. Es lief mir kalt den Rücken hinun ter. Ich hatte keine Ahnung, weshalb sie dachten, ich hätte etwas verraten. Erwachsene hatten einfach keinen Res pekt vor uns. Sie mussten immer nachhaken, bohren, tie fer gehen, damit sie endlich auf Wahrheiten stießen – na ja, was sie eben für Wahrheiten hielten.
    »Solange die Dinge hier nicht eskalieren, solange greife ich nicht ein. Sollte aber Sonja irgendetwas zugestoßen sein, dann gnade euch Gott.«

KAPITEL 20
    L ehrer kommen manchmal auf absurde Ideen. Sonja hatte sich in Luft aufgelöst und wir sollten ruhig auf unseren Plätzen bleiben und Englischvokabeln pauken. Genauso gut könnte man von jemandem im Wasser verlangen, kei ne Schwimmbewegungen zu machen.
    Sobald also Big Mama und die Supernanny den Klassen raum verlassen hatten, machte jeder, was er wollte. Meg zum Beispiel erhob sich schweigend, öffnete das Fenster und nahm auf der breiten Fensterbank Platz. Die Beine dicht an den Körper gezogen, wirkte sie in der grauen Schuluniform wie ein verschreckter Vogel, der den Kopf unter den Flügeln versteckt. Doch dieser für Meg so unge wohnte Eindruck dauerte nicht lange, denn im nächsten Moment zog sie ein Päckchen Tabak hervor, um sich eine ihrer selbst gedrehten Zigaretten anzuzünden.
    Die Besorgnis, die Frau Sturm ganz

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