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Aschenputtelfluch

Aschenputtelfluch

Titel: Aschenputtelfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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– wie immer. Bei mei nem Anblick schienen sie kurz zu stocken. Ich hatte den Eindruck, als beäugten sie mich neugierig. Oder täuschte ich mich?
    Als hätte ich die Coolness erfunden, obwohl mein Herz vor Wut und Angst heftig pochte, begrüßte ich sie betont lässig: »Guten Morgen.«
    »Guten Morgen«, erwiderte Trixie vor lauter Überra schung, während Pink mich nicht beachtete, sondern auf ihren Platz zusteuerte und halb laut murmelte. »Seit wann sprichst du mit der?«
    »Mit wem?« Nun kam Bastian herein, mit diesem großspu rigen Grinsen, das eine Reihe extrem weißer Zähne zeigte.
    »Mit Miss Assi-Klugscheißer.«
    Bastian hatte mich die letzten Tage vollkommen igno riert, warum also reagierte er jetzt?
    »Ich habe dich gestern Abend vermisst«, bemerkte er in meine Richtung.
    »Ich dich nicht«, entgegnete ich und widmete mich wie der meinem Vokabelheft, obwohl mir nichts entging.
    Emilia warf ihre Tasche neben mir auf den Tisch. »Wa rum bist so schnell von der Party verschwunden?«
    Ich konnte nicht antworten, denn in diesem Moment stöckelte Frau Schüler ins Klassenzimmer und schloss die Tür hinter sich.
    »Wie geht es Nikolaj?« Aus Megs Stimme klang eine für sie ungewohnte Nervosität und Anspannung.
    »Er ist auf dem Weg der Besserung«, erklärte Frau Schü ler. »Die Behandlung hat angeschlagen.«
    Behandlung? Welche Behandlung? Warum schienen alle Bescheid zu wissen, nur ich nicht?
    »Kann ich ihn heute Nachmittag besuchen?«, fragte Meg.
    Aber Frau Schüler ging nicht auf die Frage ein, stattdes sen rückte sie ihre Lesebrille zurecht und sah ins Klassen buch. »Wo ist Sonja?«
    Niemand reagierte.
    »Emilia, du bist doch mit ihr in einem Zimmer.«
    »Heute Morgen war sie noch da.«
    »Vielleicht ist sie krank? Sie hat sich gestern Abend schon nicht gut gefühlt.« Das kam von Trixie.
    »Zu heftig gefeiert«, murmelte Bastian und summte vor sich hin.
    Big Mama wirkte unschlüssig. »Aber sie hat sich nicht krankgemeldet. Sie kann nicht einfach vom Unterricht wegbleiben . . . Emilia, bitte schau nach, ob sie noch im Zimmer ist.«
    Emilia sprang auf und ging Richtung Tür.
    »Wenn nicht, dann geh zur Krankenstation, vielleicht ist ihr schlecht geworden. Danach siehst du draußen nach.«
    Emilia hatte den Raum fast verlassen, als Big Mama ihr nachrief. »Und wenn du sie überhaupt nicht findest, dann gehst du ins Sekretariat und sagst Bescheid.«
    Die Tür fiel ins Schloss. Frau Schüler runzelte die Stirn. »Sonjas Mutter hat vor einigen Tagen angerufen, dass sich Sonja nicht mehr zu Hause meldet. Sie macht sich Sorgen. Sonja sei ganz verändert. Weiß einer von euch, was mit ihr los ist?«
    Sie sah in die Klasse. Ein Dutzend unschuldiger Gesich ter blickte ihr entgegen. Klar hatte Sonja sich verändert. Hatte sie am ersten Schultag nur geheult, folgte sie einen Tag später Pink und Trixie wie ein Schoßhündchen. Sie hatte sich verdammt schnell eingewöhnt und schien von den anderen akzeptiert zu werden. Zu gerne hätte ich ihr Geheimnis erraten!
    Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis Emilia zurückkehrte.
    Frau Schüler quälte uns gerade mit englischer Gramma tik, als es an der Tür klopfte. Zusammen mit Emilia betrat Frau Sturm die Klasse.
    Man sah es an ihren Gesichtern, dass etwas passiert war.
    »Ruhe, darf ich um Ruhe bitten!« Frau Schüler klatschte vergeblich in die Hände.
    »Verdammt! Ruhe!«
    Plötzlich atemlose Stille.
    Frau Sturms Gesicht hatte sich verändert. Das pädagogi sche Dauerlächeln, von dem ich schon vermutet hatte, es sei von einer Schönheits - OP übrig geblieben, war einem hektischen, von Sorge getriebenen Ausdruck gewichen.
    »Wenn ihr nicht sofort die Klappe haltet, hat diese Klas se ab sofort vier Wochen Morgenlauf«, brüllte sie.
    Morgenlauf. Der Schrecken jedes Internatsschülers. Früh um halb sieben Dauerlauf rund um das Klostergelän de unter der strengen Aufsicht von Mrs Feldwebel.
    »Wer hat Sonja zuletzt gesehen?«
    »Ich dachte, das wäre klar«, rief Bastian mit einem spötti schen Grinsen. »Emilia! Die pennt schließlich mit ihr in ei nem Zimmer.«
    »Und heute Morgen im Waschraum?«
    »Die wäscht sich doch nicht! Die desinfiziert lediglich den ganzen Körper mit Sagrotan. Das stinkt wie ein Ent lausungsmittel.«
    Er lachte und die Klasse stimmte bis auf wenige Ausnah men mit ein.
    »Bastian, augenblicklich verlässt du den Raum und er stellst eine schriftlichen Zeitplan, wann und wo du Sonja in der letzten Woche gesehen hast, worüber ihr

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