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Aschenwelt

Aschenwelt

Titel: Aschenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timon Schlichen Majer
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hat mir vieles beigebracht früher. Und eines davon war, dass man niemals aufgeben durfte. Niemals! Denn immer gibt es einen Weg, ein Problem zu lösen, man muss nur geduldig sein und einfach machen. Daran dachte ich, als ich vor deiner Tür stand. Ich rammte meine Taschenlampe hinter den Riegel. Wie durch ein Wunder passte sie genau zwischen Tür und Riegel. Und dann war es so, als würden mich übermenschliche Kräfte durchfließen, und ich schaffte es, das Schloss mit meiner Taschenlampe aufzuhebeln. Und wie ich mich freute, dass ich dich gefunden hatte! Du hast mich zwar geschlagen und mich einen Teufel genannt, der verschwinden soll aber schließlich hast du dich beruhigt. Und ich konnte dich hinaustragen. Fast hätte ich den Weg zurück durch das Labyrinth nicht mehr gefunden. Aber am Ende haben wir es doch geschafft.
    Ich wär noch fast in dem Kellerfenster steckengeblieben, aber auch das klappte noch.
    Draußen dämmerte es schon, und ich erschrak, als ich sah, dass dein Gesicht grün und blau zugeschwollen war, und wie schrecklich du allgemein aussahst.«
    Â»Vielen Dank«, unterbrach ihn Jo.
    Â»Sorry, aber an dem Morgen hast du echt wie der Tod persönlich ausgesehen. Klapperdürr, blass, zerzauste Haare, dein zerschlagenes Gesicht, und überall blutige Stellen, wo du dich aufgekratzt hattest.
    Ich wollte mit dir zur Polizei, aber du wolltest nur nach Hause. Am Kiosk hast du noch eine Cola getrunken, ich glaub in zwei Sekunden oder so. Und dann bist du plötzlich zusammengebrochen, mitten auf der Straße. Ich dachte, du bist tot. Ich hab den Notruf angerufen und deine Eltern. Und Uschasnik auch noch. Der Krankenwagen kam überraschend schnell. Zum Glück. Du hättest nämlich keine Minute mehr überlebt. Dein Körper war völlig vergiftet und du warst so erschöpft, dass dein Herz einfach aufgehört hätte zu schlagen.«
    Â»Du kamst keine Minute zu früh.«
    Kevin nickte und schaute schweigend auf den Laptop vor sich. Dann hob er seinen Kopf und lächelte zurück. »Darüber bin ich echt froh.«
    Jo seufzte. »Und ich bin dir bis heute dankbar dafür. Und werd es wohl bis zu meinem Lebensende sein. Weißt du, beim Aufschreiben meiner Geschichte fiel mir auf, wie arschig ich zu dir damals gewesen bin.«
    Â»Ja, das warst du.«
    Â»Ich glaub, ich hab dich schon oft genug um Entschuldigung gebeten. Ändern kann ich es nicht, wie sonst auch nichts.«
    Â»Brauchst du auch nicht«, sagte Kevin. »Das war früher, jetzt ist ja alles anders. Du konntest nichts dafür. Für nichts. Andere schon …«
    Â»Manchmal frag ich mich, was mit dem Dealer und dem Wichser aus der Glaswohnung geworden ist.«
    Â»Willst du das wirklich wissen?«
    Â»Ja, schon. Ich hab sie ja angezeigt, hab aber bis heute keine Ahnung, ob das überhaupt was gebracht hat. Und ich hab immer wieder das Gefühl, einen von beiden auf der Straße zu sehen. Und jedes Mal werden meine Knie weich und ich flüchte in den nächsten Laden. Ich weiß aber nie, ob es nun wirklich einer der beiden war.«
    Â»Um die brauchst du dir keine Sorgen zu machen«, beruhigte sie Kevin. »Der Dealer ist kurz danach an einer Überdosis gestorben, und der Kerl aus der Glaswohnung sitzt hinter Gittern. Lebenslänglich, so wie es derzeit scheint.«
    Â»Hat er jemanden umgebracht?«
    Â»Er hat wohl mehrere Leben auf dem Gewissen. Vor ein paar Jahren wurde er geschnappt und wegen Menschenhandel angeklagt. War doch groß in den Medien. Hast du das nicht mitbekommen?«
    Jo schüttelte den Kopf. Sie las keine Newsseiten, sah und hörte keine Nachrichten, weil sie der Meinung war, das ganze Leid, das dort verbreitet wurde, nicht auch noch ertragen zu können.
    Â»Wie. Menschenhandel?«
    Kevin zögerte. »Ist ziemlich übel.«
    Â»Erzähl.«
    Â»Er hat Menschen verkauft. Meist Obdachlose und eben Junkies. Irgendwo in den Osten. War ein gutes Geschäft während der großen Krise. Und dort im Osten, … nein, das ist echt übel.«
    Â»Was denn!«
    Â»Sie haben die Leute dort geschlachtet, ihre Organe entnommen und die wieder in den Westen zurückverkauft. Ein Millionengeschäft.«
    Jo wurde übel. »Du meinst …« Sie stockte. »Hatte er das auch mit mir vor?«
    Kevin seufzte und nickte.
    Jo wünschte sich, Kevin hätte ihr das nie erzählt.
    Â»Krass«, sagte

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