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Aschenwelt

Aschenwelt

Titel: Aschenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timon Schlichen Majer
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läufts?«, fragte sie, um die unangenehme Stille zu durchbrechen. Kevin ließ sie die ganze Zeit über nicht aus dem Blick und schaute ihr jetzt mit einer Ernsthaftigkeit in die Augen, die sie gruselig fand.
    Â»Gut. Bei dir?«
    Â»Weiß nicht«, sagte Jo mit einem Schulterzucken und bließ in ihre Tasse.
    Â»Warum bist du eigentlich noch wach?«, wollte Kevin wissen.
    Jo zuckte abermals die Schultern. »Ich schreib gerade meine Geschichte auf, meine AnneGeschichte.«
    Kevin hob die Augenbrauen. »Oh«, sagte er, mehr nicht.
    Â»Ja, ich weiß auch nicht so recht, ob das sinnvoll ist oder nicht.«
    Â»Weiß Dr. Uschasnik davon?«
    Jo schüttelte den Kopf.
    Â»Gehst du überhaupt noch regelmäßig zu ihm?«
    Â»Ab und an.«
    Â»Solltest du ihn nicht um Rat fragen, bevor du so etwas tust?«
    Â»Ich bin erwachsen und kann selbst entscheiden, was gut für mich ist«, sagte Jo in einem Ton, der etwas zu scharf geriet. »Außerdem studier ich doch Psychologie.«
    Â»Genau, du studierst, du bist noch keine Psychologin.«
    Jo rollte mit den Augen. »Ich war lange genug in Therapie, dass ich ziemlich genau weiß, was ich da tue.« Das war gelogen, musste Jo zugeben. Sie wusste ganz und gar nicht, was es mit ihr anstellte, dass sie sich wieder an all das, was früher geschehen war, erinnerte. Freiwillig, und Nadeschda zuliebe.
    Â»Wenn du meinst.« Kevin schaute ihr immer noch ernst in die Augen. Oder machte er sich mal wieder Sorgen um sie? Sehr wahrscheinlich. Sein ganzes Leben schien daraus zu bestehen, sich Sorgen um Jo zu machen, weil ihm damals ein Engel im Traum erschienen war, der ihm diesen Auftrag gegeben hatte. Es gab Tage, da zweifelte Jo stark an dieser Geschichte, aber die Tage, an denen sie sie tatsächlich für die Wahrheit hielt, überwiegten bei weitem. Ohne Kevin wäre sie heute nicht mehr am Leben. Punkt.
    Â»Bin gerade an der Stelle, wo du mich aus diesem Kellerloch befreit hast.«
    Kevin nickte langsam. »Und? Wie geht’s dir damit?«
    Â»Gut.« Bisher war das auch noch so, sie log ihn nicht an. Wie es nun weiterging, stand allerdings auf einem anderen Blatt. Zu den wirklich schlimmen Dingen war sie noch nicht vorgedrungen.
    Â»Mir ist wieder bewusst geworden, dass du mein Held warst.« Sie zwinkerte ihm zu.
    Â»Bin ich es denn nicht mehr?«
    Â»Doch, doch.« Jo zögerte. »Manchmal.« Sie stieß ein Lachen hervor, Kevin nickte nur, ohne eine Miene zu verziehen. »Ich mach nur Spaß«, sagte sie. »Du bist immer noch mein Held.« Sie schenkte ihm ein Lächeln, das er aber seltsamerweise nicht erwiderte. »Kannst du dich noch daran erinnern, wie das damals genau war, als du mich befreit hast?«
    Â»Als sei es gestern gewesen«, sagte Kevin.
    Â»Erzähl mal, ich hab es nämlich nicht mehr zusammen bekommen.«
    Â»Muss das sein?«
    Â»Willst du nicht?«
    Â»Wenn es nicht unbedingt sein muss, lieber nicht.«
    Â»Hmm.« Jo schaute Kevin an. »Es ist wichtig.«
    Â»Warum?«
    Â»Du bist mir wichtig, Kevin. Sehr wichtig. Und deine Geschichte. Weißt du, es ist so: Mein ganzes Leben dreht sich immer nur um mich …«
    Â»Das stimmt.«
    Â»â€¦ und dabei vergesse ich gerne mal die Menschen um mich herum. Du weißt, Anne …«
    Â»Die hast du nicht vergessen. Du konntest nichts dafür …«
    Â»Ich weiß. – Trotzdem. Kevin. Erzähl mir deine Geschichte. Sie ist Teil der meinen und gehört in meine Aufschriebe.«
    Kevin stieß einen Seuzfer aus. »Echt jetzt?«
    Â»Ich mein das ernst.«
    Kevin schaute sie eine Weile prüfend an, bevor er doch zu erzählen begann. »Du weißt ja, dass ich dir damals auf Schritt und Tritt gefolgt bin …«
    Â»Du warst mein Stalker, ja, das weiß ich.«
    Â»Ich war nicht dein Stalker, sondern dein Beschützer!« Kevin blickte sie scharf an.
    Â»Entschuldige. Du hast ja recht. Ich hab damals gar nicht bemerkt, dass du mir überallhin gefolgt bist.«
    Â»Du warst viel zu sehr mit dir selbst beschäftigt, und damit, möglichst schnell wieder high zu werden. Und das so oft wie irgend möglich. Aber gut, das hast du ja zum Glück hinter dir.«
    Â»Hab ich – hoffe ich.«
    Â»An dem Tag bin ich dir und deinem Drogendealer gefolgt, von deinem geliebten Grünstreifen aus. Mir kam das schon von Anfang an alles komisch vor, und ich

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