Aschenwelt
gedämpfter, fast flüsternder Stimme, wobei er die Küchentür nie aus den Augen lieÃ: »Du musst dich sofort von Nadeschda trennen.«
Jo blieb vor Ãberraschung der Mund offen stehen. »Bitte was?«
»Trenn dich von ihr. Sofort! Sonst passiert ein Unglück.«
»Bist du jetzt bescheuert oder was?«
»Es ist mein Ernst«, sagte Kevin und heftete seinen Blick auf sie.
»Warum?« Mehr fiel Jo zu dieser Ungeheuerlichkeit nicht ein.
»Weil sie nicht gut für dich ist. Ganz und gar nicht.«
»Ãhm, sorry, also, ich check das grade nicht. Deschda soll nicht gut für mich sein? Sie ist das Beste, was mir seit langem widerfahren ist!«
Kevin atmete noch einmal tief durch und blickte dabei schräg nach oben, als suche er nach den richtigen Worten, um seine Forderung zu untermauern.
»Es ist so«, begann er und hob dabei seine Hände auf halber Höhe vor seinem Körper, wie er das immer dann zu tun pflegte, wenn er versuchte, einen schwierigen Sachverhalt zu erklären. »Du musst mir da einfach vertrauen. Ich habe etwas nachgeforscht. Ãber Nadeschda und â¦Â«
»Du hast was?« Jo war fassungslos. »Sag mal, hast du sie noch alle?« Jo versuchte, sich zu beruhigen. »Jetzt mal ganz langsam«, sagte sie. »Ohne dich hätte ich Deschda nie kennengelernt. Du erinnerst dich? UniParty? Wo du mich hingeschleift hast?«
Kevin nickte.
»Also! Und wer liegt mir seit Jahren in den Ohren, endlich eine neue Freundin zu finden? Du!«
»Ja, ich weië, sagte Kevin. »Aber da wusste ich noch nicht, wer Nadeschda ist. Ich will, dass du eine Gute hast. Eine, die dir nicht weh tut!«
»Deschda ist eine Gute! Sie tut mir nicht weh. DU tust mir grade weh! Merkst du das nicht?« Jo musste ihre Wut niederkämpfen, die in ihr aufkam.
Kevin blickte wieder zur Decke hinauf, dieses Mal mit hilfloser Miene. »Ich kann nur sagen, dass du mir vertrauen musst! Ich hab da was über sie herausgefunden. Etwas Schlimmes!«
»Ich will nichts davon hören!«, bremste Jo ihn aus. »Was bildest du dir eigentlich ein, meiner Freundin hinterherzuspionieren? Jeder hat irgendetwas in seiner Vergangenheit. Schau mich an! Und manchmal ist es besser, wenn es dort bleibt. Und überhaupt sollte jeder selbst entscheiden, ob er es ausgraben und erzählen will oder nicht. So wie ich! Hör auf, ihr hinterherzuspionieren! Und hör auf, dich zwischen sie und mich zu stellen! Wenn du mich wirklich liebst und dir unsere Freundschaft was wert ist, dann hör einfach auf!« Sie hatte sich in Rage geredet.
»Ich liebe dich, und unsere Freundschaft ist mir das wertvollste auf der Welt, das weiÃt du«, sagte Kevin. »Aber gerade deshalb muss ich â¦Â«
Jo hob die Arme, wandte sich von ihm ab, lieà ihn stehen und ging zu Nadeschda in die Küche zurück. Kevin rief ihr noch etwas nach, aber sie ignorierte ihn. Sie kochte innerlich.
»Pack deine Sachen«, sagte sie zu Nadeschda. »Wir gehen.«
»Aber ich hab jetzt grade was zu essen bestellt.« Nadeschda hielt das Telefon noch in der Hand.
»ScheiÃegal! Wir müssen hier weg.«
»Warum denn?« Nadeschda verstand offenbar gar nichts.
»Komm jetzt«, verlangte Jo. »Ich erklärs dir später. Erstmal muss ich weg hier.«
Jo stürmte in ihr Zimmer, warf das nötigste in eine Reisetasche, trieb Nadeschda zur Eile an und verlieà mit ihr zusammen die Wohnung. Kevin würdigte sie dabei keines Blickes mehr. Es tat ihr leid, ihn einfach stehen lassen zu müssen, aber sie wusste sich nicht anders zu helfen. Hätte sie weiter mit ihm diskutiert, wäre ein handfester Streit daraus entstanden. Warum musste Kevin auch immer so stur sein! Er hätte einfach den Mund halten können, und alles wäre gut gewesen. Klar war er eifersüchtig. Aber das war nicht ihr Problem! Sie würde sich dieses Mal schwer tun, ihm zu verzeihen, dass er versuchte, einen Keil zwischen Nadeschda und sie zu treiben. Das war nicht fair!
DrauÃen auf der StraÃe musste sie erst einmal tief durchatmen, um sich wenigstens etwas zu beruhigen. Ihr Herz raste wie verrückt und sie hatte Mühe, das Zittern ihrer Hände zu unterdrücken.
»Was ist denn los! Sag mal!« Nadeschda war völlig verwirrt.
»Nichts.« Jo atmete noch einmal tief ein und wieder aus und setzte dann ein Lächeln auf, das ihr allerdings nicht recht
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