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Aschenwelt

Aschenwelt

Titel: Aschenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timon Schlichen Majer
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dir gestartet. Und die Gurte sind dazu da, dich vor dir selbst zu schützen. Und dass du nicht aus dem Bett fällst.«
    Â»Ich brauch keinen Drogenentzug!«, schrie ich ihn an und rüttelte an den Gurten. »Wem ist denn dieser Schwachsinn eingefallen!«
    Â»Wenn du überleben willst, führt kein Weg daran vorbei. Die Gurte nehmen wir dir ab, sobald du deine Lage akzeptiert hast und mit mir zusammenarbeitest.«
    Â»Sie haben meine Frage nicht beantwortet! Wer kam auf diese Scheißidee!«
    Â»Deine Eltern und ich.«
    Â»Meine Eltern?!«
    Â»Du hattest einen totalen Zusammenbruch, Johanna. Und du kannst von Glück reden, dass Kevin bei dir war und sofort einen Notarzt rief. Sonst wärst du jetzt tot. Was du im Übrigen fast warst. Aber die Ärzte konnten dich retten. Die Situation ist nun folgende: Dein Körper ist völlig vergiftet. Und das werden wir aus dir herausholen. Ob du willst oder nicht.«
    Â»Ich will nicht! Ich hab noch etwas zu tun!«
    Â»Dies hier«, Uschasnik nickte im Zimmer umher, »wird nun für die nächsten Wochen dein Zuhause sein. Ich werde weiterhin im Nebenzimmer sein. Rund um die Uhr wird dort jemand sein. Wenn nicht ich, dann einer meiner Kollegen. Solltest du etwas brauchen, dann rufst du einfach nach mir. Es werden sich auch einige sehr nette Schwestern um dich kümmern.«
    Â»Scheiß auf die Schwestern! Ich will hier weg! Und jetzt schnallen Sie mich endlich los!«
    Â»Nun.« Uschasnik blieb die Ruhe selbst. »Wie ich schon sagte, du bist nicht freiwillig hier, sondern weil deine Eltern es so wollen. Du bist noch nicht volljährig. Und ich befürworte ihre Entscheidung. Denn wir alle wollen nicht, dass du dich umbringst.«
    Â»Ich mich umbringen? So ein Blödsinn!« Zum Schwitzen gesellte sich nun noch ein unangenehmes Jucken, wie hundert Mückenstiche gleichzeitig. Die Würmer waren wieder da und regten sich. Ich wollte mich kratzen. Aber ich konnte es nicht. Allerdings wollte ich Uschasnik nicht darum bitten, mir die Decke zu entfernen, obwohl ich inzwischen kochte. Womöglich war ich darunter nackt.
    Â»Könnte ich wenigstens eine Hand frei haben? Mich juckts überall wie verrückt, ich muss mich kratzen.«
    Â»Genau das sollst du nicht tun. Das Jucken ist eine der, leider sehr zahlreichen, Entzugserscheinungen. Es wird vorübergehen. Du hast durch das Kratzen schon einige Verletzungen davongetragen. Weitere wollen wir verhindern.«
    Ich stieß einen weiteren wütenden Schrei aus. Dann schloss ich die Augen und versuchte, mich zu beruhigen. Ich musste meine Taktik ändern. Ich atmete einige Male tief ein und aus. Ganz freundlich und nett fragte ich dann, ob er Anne Bescheid geben könne, damit sie mich besuchte. »Sie wird sich sonst Sorgen machen.«
    Â»Darum werde ich mich später kümmern«, sagte Uschasnik. »Vorerst ist dir ein Besuchsverbot auferlegt. Tut mir leid.«
    Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als mich von den Gurten loszureißen und Uschasnik die Augen aus dem Kopf zu schneiden. Doch ich blieb weiterhin ruhig. Es brachte nichts, herumzuwüten.
    Â»Sobald wir beide gemeinsam die kritische Phase überstanden haben, sehen wir weiter.«
    Â»Dann geben Sie Anne Bescheid? Meine Eltern werden es nämlich ganz sicher nicht tun. Sie hassen Anne.«
    Â»Alles Schritt für Schritt«, sagte Uschasnik. »Hast du Hunger?«
    Ich hatte keinen, obwohl ich schon seit Tagen nichts mehr gegessen haben musste. »Nur Durst.«
    Â»Gut, ich lass dir etwas Wasser bringen. Essen musst du vorerst nicht, wenn du nicht willst. Derzeit wirst du ausreichend von der Infussion ernährt.« Er lächelte. »Irgendwann solltest du aber wieder etwas zu dir nehmen. Das Essen ist hier übrigens überraschend gut.«
    Ich blieb bei meiner neuen Taktik und spielte noch ein bisschen das brave und freundliche Mädchen. Ich quälte mir sogar ein Lächeln aufs Gesicht. Doch Uschasnik verließ mein Zimmer, ohne die Gurte zu lösen. Auch mehrmaliges Bitten und Flehen half nicht. Ich schickte ihm einen lauten Fluch hinterher, und mir war egal, ob er ihn noch hörte oder nicht.
    Ich war allein mit meinem Körper, der mich rasend machte. Ich schwitzte immer stärker, meine Haare waren schon ganz nass. Übelkeit breitete sich in meinem Unterleib aus und drückte in meinen Hals, Bauchkrämpfe stachen und mein Kopf hämmerte. Meine

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