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Aschenwelt

Aschenwelt

Titel: Aschenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timon Schlichen Majer
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Körperteile wechselten sich beim um die Wette Zittern ab, meine Beine und meine Arme wollten strampeln, aber es ging nicht, da ich angeschnallt war. Und es juckte. Warum war keinem hier aufgefallen, dass unter meiner Haut Würmer lebten, die mich auffraßen? Ich brauchte Glückspillen. Möglichst viele.
    Wieder ging die Tür, wieder leuchtete alles kurz auf und versank danach im warmen Dämmerlicht. Eine füllige Frau in Schwesternkleidung trat an mein Bett und lächelte mich voller Mitgefühl an. Das kannst du dir sonst wohin stecken. Ich brauchte eine Pille, damit die Würmer verschwanden. Oder einfach etwas zu rauchen. Meinen Zauberrauch. Oh ja. Dann könnte ich mich losreißen, alles kurz und klein schlagen und abhauen. Was bildeten sich meine Eltern und der Psychoheini ein, mich hier zwangsweise festzuhalten!
    Â»Ich hab dir etwas zu trinken«, sagte die Schwester mit heller Stimme.
    Â»Ich brauch eine Pille«, raunte ich zurück.
    Die Schwester schaute mich einigermaßen verwundert an. »Hast du Schmerzen?«
    Â»Nein. Die Würmer. Ich brauch eine Pille gegen die Würmer. Sie fressen mich auf, und sie jucken.«
    Â»Tut mir leid, Johanna. Ich darf dir nichts geben. Nicht solange noch so viel Gift in dir ist.«
    Â»Verdammter Scheißdreck ist das!«, platzte es aus mir heraus. »Die verfickten Würmer machen mich noch wahnsinnig.«
    Â»Du bist ein starkes Mädchen, Johanna«, sagte die Schwester. »Du wirst das durchstehen.«
    Â»Fuck!«, rief ich. »Fuck, fuck, fuck.«
    Â»Komm her, ich helfe dir beim Trinken.«
    Kurz überlegte ich, der Schwester das Wasser, das sie mir einflößte, ins Gesicht zu spucken. Aber ich hatte zu großen Durst, und das Wasser tat meiner Kehle zu gut. Und bevor ich es mich versah, hatte ich das Wasser hinuntergeschluckt. Die Schwester lächelte, strich mir über die feuchte Stirn, schob meine Decke etwas hinab, damit mir nicht mehr so heiß war, und verließ das Zimmer.
    Und ich war wieder alleine. Mit den Würmern.
    Ich versuchte, das Jucken wegzuatmen. Aber es gelang mir nicht. Dadurch wurde es nur noch schlimmer. Ich brüllte meine Wut ins Zimmer, zappelte auf dem Bett umher und riss an den Gurten, bis es weh tat und mir schwindelig wurde. Ich merkte, wie ich mich gleich übergeben musste. Doch bevor ich um Hilfe rufen konnte, brach es schon einem Geysier gleich aus mir heraus. Nur Sekunden später war die Schwester bei mir und wischte die Sauerei weg. Na prima. Soviel zum Thema Gurte zu meiner Sicherheit. Wenn ich an meiner Kotze erstickte, was dann?
    Diesmal blieb die Schwester länger bei mir, setzte sich zu mir und streichelte mir den Kopf. So wie meine Mutter das früher immer getan hatte, als ich noch ganz klein war.
    Â»Wird alles wieder gut, Liebes«, säuselte die Schwester.
    Â»Oh Gott! Nennen Sie mich bitte nicht Liebes!«
    Â»Magst du das nicht?«
    Â»Nein. Das sagt meine Mutter immer zu mir.« Ich verzog das Gesicht.
    Â»Wahrscheinlich, weil sie dich liebt.«
    Ich blickte schweigend an die Zimmerdecke.
    Dann fragte ich in die herrschende Stille: »Wie lange wird das hier dauern?«
    Â»Solange es nötig ist.«
    Vielen Dank für die präzise Auskunft.
    Â»Und wie lange bin ich schon hier?«
    Â»Heute ist dein vierter Tag.«
    Â»Was?« Ich schaute sie ungläubig an.
    Â»Du lagst in einer Art Koma. Was nicht unbedingt negativ ist. So konnte dein Körper sich schon etwas von all dem Gift befreien, ohne dass du das bewusst mitbekommen hast.«
    Ich wusste nicht, was ich mit dieser Information anfangen sollte. Irgendetwas stimmte nicht mit mir. Und zwar ganz und gar nicht.
    Â»Können Sie mich mal an meinem rechten Unterarm kratzen? Da juckt es wie verrückt.«
    Â»Wo. Da?« Sie legte ihre warme Hand genau auf die richtige Stelle, die mich schier umbrachte.
    Ich nickte. Aber sie kratzte nicht, ließ nur ihre weiche warme Hand darauf liegen. Und das Jucken verschwand, als wäre ihre Hand magisch. Ich spürte, wie mir die Tränen aus meinen Augen über meine Wangen in meine Ohren liefen. Sie wischte sie sanft weg und sagte, dass wir das alles gemeinsam durchstehen würden.
    Â»Warum sind Sie so nett zu mir?«, fragte ich unter Schluchzen. »Ich bin Abschaum!«
    Â»Niemand auf dieser Welt ist Abschaum, was auch immer er getan haben mag. Und du schon gar nicht. Durch deine Taten kam niemand zu

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