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Ascheträume

Ascheträume

Titel: Ascheträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurizio Temporin
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hätte.
    »Leonard! Jetzt hör mir zu, wenn du nicht gefoltert werden willst wie Nate. Mit Haken, die man dir durch den Körper treibt!«
    Endlich hielt mein Freund den Mund. Mir war es wirklich ernst.
    »Er hat versucht mich zu verführen, nur um Nate und mich zu quälen. Um uns auseinanderzubringen. Er dachte, das würde mich anspornen, meinen Vater und vor allem seinen Körper zu finden.«
    »Sorry Thara«, sagte Leo. »Aber das musst du mir genauer erklären.«
    Ich holte tief Luft.
    »Ludkars Seele ist im Cinerarium gefangen, weil mein Vater auf irgendeine Weise verhindert, dass sie in seinen Körper zurückkehrt. Und ich soll nun meinen Vater finden, damit er Ludkar befreit.«
    »Habe ich das richtig verstanden, dass du ihm jetzt nicht mehr helfen willst?«, fragte Leo.
    »Selbstverständlich will ich das nicht! Er ist ein Mörder!«, schrie ich. »Aber wir müssen seinen Körper finden und ihn zerstören.« Ich fasste mir an die Stirn. »Ansonsten wird er uns alle töten. Er wird durch das Feuer kommen und … uns alle umbringen.«
    Christine nahm einen Kaugummi und wickelte ihn aus.
    »Gut. Typen, die Mädchen benutzen, konnte ich noch nie ausstehen.«
    In diesem Moment fuhr mir ein starker Weihrauchgeruch in die Nase, den nur ich kannte. Ich zitterte. Nein, er konnte unmöglich hier sein, hier war kein Feuer!
    Langsam drehte ich mich um und blickte in den dunklen Saal.
    Ich hörte Applaus.
    Leonard und Christine sprangen auf.
    »Was zum Teufel ist das?«, fragte Leo mit zitternder Stimme.
    Ludkars gebeugte, dunkle Gestalt wankte auf uns zu. Er lachte leise. Leise und Angst einflößend.
    »Dieses Mal habe ich das Spektakel ja wirklich verpasst«, zischte er und ließ sein weißes Gesicht in der Dunkelheit aufblitzen. »Ich dachte, der Film sei besser als das hier.«
    »Nein«, flüsterte ich und stellte mich vor meine Freunde. »Du kannst nicht hier sein … Du kommst doch durchs Feuer …«
    »Ja«, sagte er und leckte sich über seine spitzen Zähne. »Ich komme mit dem Feuer. Und das Feuer kommt mit mir.« Er machte einen weiteren Schritt auf uns zu, seine roten Strähnen hingen ihm in die Stirn. »Aber zu eurem Pech kann ich durch die Flammen der Raffinerie, wo ich wohne, zu euch kommen. Ich kann deinem Geruch leicht folgen, Thara, nachdem ich nun weiß, wo du bist.«
    »Thara«, sagte Christine hinter mir, »das gefällt mir nicht, das gefällt mir ganz und gar nicht.«
    »Verschwindet, schnell!«, sagte ich mit eisiger Stimme.
    Leonard und Christine gingen ein paar Schritte rückwärts und eilten hinaus.
    »Abhauen wird euch nichts nützen«, sagte Ludkar und folgte ihnen mit seinen schwarzen Augen.
    »Lass meine Freunde in Ruhe!«, schrie ich.
    Er lachte und zeigte mir wieder einmal, wie groß, wie furchterregend und gierig sein Mund war.
    »Das ist wirklich ein langweiliger Film«, sagte er und riss die Augen in seiner weißen Maske weit auf. »Da fehlen ein paar Spezialeffekte!«
    Ich begriff, dass gleich etwas wirklich Verheerendes passieren würde. Neben Ludkars Füßen stand ein Benzinkanister.
    Gerade noch rechtzeitig lief ich weg. Ich riss die Tür auf, hastete auf die Straße hinaus und wäre fast überfahren worden. Ein Auto bremste ein paar Zentimeter vor mir ab. Ich stützte mich auf der Motorhaube ab, drehte den Kopf und sah, wie das Kino rot anschwoll.
    Mit einem schrecklichen Grollen schossen Feuerpilze aus den Fenstern und aus der Tür.
    Von Grauen gepackt lief ich rückwärts. Weitere Autos bremsten, um mich nicht anzufahren, während das Feuer in dem Gebäude wütete. Ein Teil des Daches wurde von den Flammen erfasst und stürzte ein.
    Als ich auf der anderen Straßenseite angekommen war, umringt von einer Menschenmenge, die entweder die Flucht ergriff oder reglos stehen blieb, um die Katastrophe zu begaffen, sah ich Ludkar aus dem Kino herauskommen.
    Barfuß lief er mir nichts, dir nichts durchs Feuer und über die Splitter und blickte mich lächelnd an. Ein erschütternder Anblick. Sein schwarzes Grinsen, sein roter Schal, der zusammen mit seinen Haaren im Wind flatterte, verursachten mir Unbehagen. Er war unerbittlich. Nichts hätte ihn aufhalten können.
    Ich versuchte, mich so schnell wie möglich von dem Schock zu erholen, und sah, dass Leonard und Christine mich zu sich winkten. Ich folgte ihnen und blickte dabei immer wieder hinter mich.
    Ich wusste nicht, wo Ludkar war, ich sah nur Feuer und schwarzen Rauch.
    »Komm endlich!«, riefen meine Freunde.
    Als ich bei ihnen war,

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