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Ascheträume

Ascheträume

Titel: Ascheträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurizio Temporin
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seines Hundes los und ergriff panisch die Flucht. Das Tier knurrte und bellte Ludkar an. Doch ein Blick des Vampirs genügte, um es winselnd in die Flucht zu schlagen, als hätte man es getreten.
    Wir stolperten über den niedrigen Zaun, der den Weg vom Rasen trennte, und standen auf dem Gras.
    Ludkar lief noch immer hinter uns her, und je näher er uns kam, desto weiter sperrte er seinen teuflischen Rachen auf. Vor unseren Augen verwandelte er sich in eine blutige Bestie.
    Als auch er auf den Rasen gelangte, verkohlte das Gras um seine Füße herum.
    »Wer von beiden ist dir lieber?«, fragte er, und deutete erst auf Leonard, dann auf Christine, während er mich nicht aus den Augen ließ.
    Normalerweise hätte ich nie bei seinen perversen Spielchen mitgemacht, aber ich musste seinem Blick standhalten. Von seinem ausgestreckten Arm fielen Ascheteilchen. Sofort erinnerte ich mich an das, was er mir anvertraut hatte, bevor er mich geküsst hatte: Er konnte nicht lange in der realen Welt bleiben, er befand sich in einem Scheinkörper.
    Er löste sich auf. Ich müsste ihn nur noch ein paar Minuten hinhalten.
    »Ludkar!«, sagte ich und sah in die befremdliche Schwärze seiner Augen. »Warum nicht wir alle drei?«
    Christine packte meine Tasche, aber ich schob ihre Hand weg.
    »Weil ich dich noch brauche«, zischte Ludkar, »du musst meinen Körper finden.«
    »So, so!«, sagte ich lächelnd. »Wie ich sehe, macht er dir gerade ziemliche Probleme.«
    Er tat so, als hätte er es überhört.
    Kurz darauf schaltete sich aus purem Glück die Bewässerungsanlage ein. Aus dem Gras spritzten dünne Wasserstrahlen auf. Ludkar wich zurück, aber die feinen Tröpfchen hatten sich schon in der Luft verteilt und fielen auf seinen provisorischen Aschekörper.
    »Nein!«, rief er, als bestände der feine Dunst aus Säure.
    Die Wirkung war unübersehbar: In wenigen Sekunden zerfiel er, zog sich zusammen und plumpste auf den Boden wie ein Erguss aus schwarzem Schlamm.
    Lediglich eine dunkle Pfütze blieb von ihm übrig. Wir begriffen erst nach einer Weile, dass die Gefahr vorüber war. Wir hatten es geschafft, wir lebten noch. Und noch dazu hatten wir Ludkars wunden Punkt entdeckt. Deshalb also war er damals so plötzlich aus der Schule verschwunden: weil sich mit dem Feueralarm die Sprinkleranlage eingeschaltet hatte.
    »Wie wenn man eine Zigarette unter dem Wasserhahn ausmacht«, sagte Leo und holte tief Luft.
    »Die größte und beschissenste Zigarette der Welt!«, fügte Christine hinzu, bevor sie sich zu Leonard umdrehte. »Ich hoffe, das war ein Witz, als du gesagt hast, du würdest mich lieben.«
    »Christine«, sagte er mit geschlossenen Augen, während er Wassertropfen auf sein Gesicht regnen ließ. »Das habe ich nur gesagt, weil ich gehofft hatte, dass der Vampir Mitleid mit uns bekommt.«
    Sie würden sich nie eingestehen, dass sie sich mochten. Aber es war auch okay so. Zumindest würde ihre Beziehung nie langweilig. Nicht wie meine, die an einem toten Punkt angekommen zu sein schien – am Ende des Stegs über einer tiefen Schlucht.
    Nate … Wie ich so auf dem Rasen lag und die Regenbogen betrachtete, die das Wasser in die Luft zeichnete, musste ich an ihn denken. Sie waren wie seine Augen, und ich hatte fast das Gefühl, dass er uns in irgendeiner Weise vor Ludkar gerettet hatte.
    Die Schreckensbilder, die wir gerade eben gesehen hatten, holten uns schnell wieder ein. Die Freude über unser Überleben schwand, als sich die Bewässerungsanlage wieder ausschaltete.
    Wir blickten einander an. Unsere Kleider waren mit Blutspritzern übersät, und das Wasser hatte sie zu rosa Flecken verdünnt. Was dem Mann auf der Kirchentreppe zugestoßen war, hätte auch uns passieren können.
    Ich spürte, wie mein Gesicht zuckte, und sah meine Freunde an.
    »Es tut mir so leid!«, flüsterte ich unter zwei gleich großen Tränen – eine für Leo, eine für Christine –, die mir die Spuren von Ludkars Gewalttat vom Gesicht wischten.
    Meine Freunde, die echte Sorge um mich hatten, kamen zu mir und umarmten mich.
    »Ich mag euch so sehr«, sagte ich leise.
    Ihre Arme waren das Einzige, an das ich mich klammern konnte. Die Albträume drangen nun in die Stadt herein. Riesige, schwarze Wolken, die bald eine Sintflut über unser jetziges Leben hereinbrechen lassen sollten.

Wir hatten gesehen, wie zwei Menschen grausam und ungerecht getötet worden waren. Wir konnten und wollten das nicht vergessen, aber um erschüttert zu sein, blieb uns

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