Asharas Rückkehr - 19
nachlässig von Ihrem Vater, dass er Sie nicht gelehrt hat, wie man …«
»Ich besitze keine Gabe!«, schrie Margaret die Leronis an, die zusammenzuckte, als hätte man sie geschlagen. »Ich dulde es nicht! Ich will nicht wissen, was die Leute denken oder fühlen. Ich will nur von diesem verdammten Planeten verschwin
den und irgendwo hingehen, wo ich keine Verwandten habe, die mich …«
»Chiya, sie ist bereits erwacht. Sie können nicht mehr zurück. Entweder Sie lernen, mit Ihrer Gabe umzugehen, oder Sie werden in der Tat verrückt. Wir müssen Sie testen, um die Stärke Ihres Talents zu bestimmen, aber Sie können sich nicht abwenden. Ich fürchte, dafür ist es bereits zu spät.«
»Das können Sie nicht wissen!« Verzweiflung schnürte ihr die Kehle zu.
»Doch, das kann ich. Ich weiß es. Ich spürte die Alton-Gabe, so wie Sie jetzt da sitzen, geschwächt vom schlimmsten Anfall von Schwellenkrankheit, der mir je untergekommen ist. Normalerweise passiert das, wenn man jünger ist, in der Pubertät. Können Sie sich aus Ihrer Teenagerzeit an etwas Ähnliches erinnern?«
»Nein. Ich war ein völlig normales Kind, und ich habe nie … Als ich noch sehr klein war, da war etwas. Ich weiß es nicht mehr.« Sie hat mir verboten, mich zu erinnern!
Wer hat dir verboten, dich zu erinnern, Marguerida?
Der mentale Austausch dauerte eine Sekunde, und Margaret spürte einen heftigen Stich auf der Stirn. Sie kniff die Augen zusammen. Ihr Atem ging stoßweise, als wäre sie gelaufen, ihr war heiß, und sie schwitzte. Sie hatte schreckliche Angst, nicht vor der kleinen Frau ihr gegenüber, sondern vor etwas anderem.
Istvana Ridenow griff unter ihre Robe und zog einen kleinen Beutel an einer Schnur hervor. Margaret warf einen Blick darauf und schreckte zurück. Sie sah eine kleine Hand, eine Kinderhand, die nach einem anderen seidenen Beutel wie diesem griff, und hörte eine Stimme, die ihr verbot, ihn zu berühren. Sie wusste, der Beutel enthielt etwas, das gefährlicher war als Gift.
Die Leronis holte einen glänzenden Stein aus dem Beutel. Er war blau und facettiert und reflektierte die Flammen, die im Kamin züngelten, auf seinen funkelnden Flächen. Istvana hielt ihn in den gewölbten Händen, so dass die Flammen ihre Haut in orangefarbenes Licht tauchten. Margaret schaute in ihren Schoß, faltete die Hände und bohrte die Fingernägel tief in die Handfläche.
»Hab keine Angst, Chiya. Heb deine Augen und schau in den Kristall. Versuche, ihn nicht zu berühren - schau einfach nur hinein.« Istvanas Stimme war leise und zwingend, aber Margaret rührte sich nicht. Sie schaute auf ihre Hände, wo eine Blutspur unter ihren Nägeln hervorkroch, während es in ihrem Schädel hämmerte. Sie verengte ihre Wahrnehmung auf ihre Nägel, die sich in die Handflächen bohrten. Augenblicke vergingen. Margaret hörte das schwache Knistern des Kamins, das leise Prasseln des Regens am Fenster und das Rascheln der Bäume davor. Sie roch das Feuer, die Kleider auf ihrer Haut, die alten Steine von Burg Ardais und das Parfüm der schweigenden Frau ihr gegenüber, die mit unendlicher Geduld darauf wartete, dass sie in den Kristall blickte.
Sie bemühte sich, nicht an den Kristall zu denken, indem sie sich auf die Noten eines extrem komplizierten Musikstücks konzentrierte, aber trotz aller Anstrengungen wanderte ihr Geist in einen kalten Saal mit einem Thron und kristallfarbenen Wänden. Die furchtbare Erscheinung auf dem Thron wartete und griff dann mit beinahe unsichtbaren Händen nach ihr. Winzigen, aber Furcht erregenden Händen. Du wirst für dich bleiben!
Margaret fühlte die Stimme mehr, als dass sie sie hörte. Sie war wie ein Zusammenklang von Quarz und Metall, ein so mächtiger Klang, dass Margaret sich gern davongestohlen hätte. Aber das konnte sie nicht - die Stimme war in ihr!
Wenn sie nur diesen Raum nicht mehr sehen müsste, wenn sie der Stimme entfliehen könnte, die in ihren Eingeweiden widerhallte! Aber es war zu spät.
»Leg dein Spielzeug weg, bevor ich es vernichte und dich mit ihm!« Margaret sagte die Worte laut, doch es war nicht ihre Stimme, die den Befehl gab, sondern die einer Fremden.
Sie spürte, wie eine kaum wahrnehmbare Veränderung mit dem Raum vor sich ging. Das Feuer war das Gleiche, auch der Regen und die Bäume, aber die Energie im Raum war nun mit einer Kraft aufgeladen, als wäre ein steinerner Turm um die Leronis herum in die Höhe gewachsen. Margaret hatte das Gefühl, als wäre sie zwischen zwei
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