Asharas Rückkehr - 19
so müde. Warum konnte man sie nicht in Ruhe lassen?
Weil du eine Gefahr für dich und alle anderen bist, solange diese Sache nicht geklärt ist. Das war mit Strenge geäußert, aber nicht unfreundlich.
»Erzähl mir, woran du dich erinnerst, und hör auf, wenn du dich bedroht fühlst.«
»Ich fühle mich die ganze Zeit bedroht, aber es gibt Worte, bestimmte Worte, da ist es ganz besonders schlimm. Und meistens kann ich mich an die Worte nicht erinnern, sondern nur um sie herumgehen wie um Absperrungen. Rafaella hat heute etwas erwähnt … über eine Rebellion, und das hat es ausgelöst. Einen kurzen Augenblick konnte ich mich fast erinnern, aber dann … befahl sie mir aufzuhören. Nicht Rafaella, sondern jemand in meinem Kopf.« Es ist so kalt im Spiegel, so kalt.
»Du bist sehr stark, Marguerida, und dafür können wir dankbar sein. Wenn du weniger stark wärst, hättest du schon längst den Verstand verloren. Aber dieselbe Kraft verletzt dich jetzt, und wir müssen Mittel finden, die dir helfen, dich selbst zu heilen. Was hat Rafaella genau gesagt?«
»Ich weiß es nicht mehr, aber es war etwas über die Familie Ardais Dyan kam zu mir herauf und hat mit mir gesprochen, als ich noch im Bett lag, was Rafaella rasend gemacht hat. Ich glaube, seine Mutter will, dass er mich heiratet oder so. Und als er wieder weg war, sagte Rafaella, dass alle Comyn seit dieser Rebellion vor den Ardais auf der Hut seien, und dann meinte sie, es sei besser, nicht darüber zu sprechen.«
»Sehr gut!« Istvana klang ausgesprochen erfreut. »Ich hatte schon vermutet, dass sie die Sharra- Rebellion meinte, aber jetzt weiß ich es mit Bestimmtheit. Ich war damals eine junge Frau, aber alt genug, um dies und jenes zu hören. Es war eine schreckliche Zeit für Darkover. Aber ich wusste nicht, dass du darin verstrickt warst - du kannst damals nicht älter als vier Jahre gewesen sein.«
»Ich war fünf, beinahe sechs, glaube ich, als wir Darkover verließen. Es hängt davon ab, wessen Kalender man benutzt.« Irgendetwas kämpfte sich aus den Tiefen ihrer Seele nach oben, etwas, das so furchtbar war, dass sie es nicht wissen wollte. Margaret versuchte, Widerstand zu leisten, aber es war
zu stark für sie. Sharra hat meine Mutter und den silberne» Mann getötet. Warum hat sie mich nie geliebt? Warum hat sie mich ins Waisenhaus gesteckt?
»Ja, deine Mutter starb am Ende der Rebellion, Chiya.« Istvana klang sehr traurig, als sie das sagte. Dann schien sie sich wieder zu fangen und setzte sich energisch gerade hin. »Als ich das Wort >Sharra< sagte, hat dein Körper reagiert, wie er es jetzt auch tut. Und als du es vor einem Augenblick dachtest, haben sich alle deine Halsmuskeln zusammengezogen, und ich spürte, wie deine Stimme erstickt wurde. Lass dir sagen, dass es für einen Empathen kein angenehmes Erlebnis ist, gewürgt zu werden!« Istvana wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn, und Margaret bemerkte, dass sie beide schwitzten, obwohl es im Zimmer nicht übermäßig warm war. Die Geste war so normal, so einfach und menschlich. Ich glaube, Telepathen sind auch keine Übermenschen, wenn sie immer noch ins Schwitzen geraten. Es war ein tröstlicher Gedanke, und Trost war das, was sie im Augenblick am nötigsten hatte.
Dann wurde ihr bewusst, dass sie diesen Gedanken beinahe hinausgeschrien hatte. Sie fühlte mittlerweile den Unterschied zwischen den endlosen Selbstgesprächen ihres Geistes und jenen anderen Gedanken, die sich auf irgendeine Weise gewissen Leuten hier mitteilten. Wie hielten die das nur aus? »Es tut mir Leid, ich wollte nicht so laut denken.«
Die Ältere lachte. »Dafür kannst du wirklich nichts, wenn du die AltonGabe besitzt, und überhaupt hast du für einen nicht ausgebildeten Telepathien deine Aussendungen erstaunlich gut im Griff. Bist du dir sicher, dass dein Vater dir nie das richtige Benehmen beigebracht hat?«
»Ich glaube, als ich noch ganz klein war und in ihre Privatsphäre eingedrungen bin, haben sie gesagt, ich soll das nicht tun. Richtig. Dio hat sich beschwert, dass ich … Sie wissen schon … wenn sie sich geliebt haben.« Sie wurde rot vor Verle
genheit. Istvana Ridenow hatte eine irgendwie jungfräuliche Ausstrahlung, und Margaret war überzeugt, dass sie ein ihr unbekanntes Tabu verletzt hatte.
»Die Energie der Leidenschaft, Chiya, ist für den Telepathen wie Nektar für die Bienen. Vor allem, wenn die Leute sich lieben. Aber lass mich schauen, ob ich alles richtig verstanden habe - du warst
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