Asharas Rückkehr - 19
nach Thendara ritt, und ihm befohlen, unverzüglich nach Ardais zurückzukehren. Sie hatte ausgesehen, als wünschte sie, er wäre nie geboren worden, und Mikhail war mit zornesrotem Gesicht noch vor Margaret von Armida weggeritten. Er hatte nicht Lebewohl gesagt, sondern war einfach auf seinen großen Braunen gestiegen und davongedonnert, als wäre ihm der Teufel auf den Fersen. Anstatt über seine Abwesenheit zu grübeln, genoss Margaret lieber den warmen Tag und freute sich darüber, wieder mit Rafaella unterwegs zu sein. Die Entsagende schniefte noch von Zeit zu Zeit und schien wenig Lust zum Reden zu haben, aber sie lächelte Margaret hin und wieder an und teilte ihre gute Laune.
»Du freust dich bestimmt auf Thendara, oder?«, fragte Margaret. »Das kannst du laut sagen! Ich war schon in einigen schwierigen Situationen - mit Bergbanditen, Lawinen und auch mal einem hungrigen Banshee. Aber ich schwör dir, Marguerida, lieber all das zusammen, als noch eine weitere Mahlzeit an Javannes Tisch zu sitzen. Mir war in meinem ganzen Leben noch nie so unbehaglich zu Mute!«
Margaret lachte. »Dann sind wir schon zu zweit. Selbst mein Vater, der ein Furcht erregender Gegner ist, war ziemlich …«
Das Geräusch von schnellem Hufgetrampel hinter ihnen ließ Margaret innehalten und sich im Sattel umdrehen. Mikhail kam in Sicht und zügelte sein Pferd. Seine Augen funkelten schelmisch, und sein Haar war vom Wind zerzaust. Margaret war nicht allzu überrascht, ihn zu sehen. Er hatte ein Talent dafür, unerwartet aufzutauchen. Er grinste sie an, und sie grinste zurück, als würden sie eine heimliche Freude miteinander teilen - was sie ja auch taten.
Mikhail lenkte sein Pferd neben sie. »Seid gegrüßt, Cousine. Wie schön, Euch so bald wieder zu sehen. Und Ihr, Mestra Rafaella. Ich hoffe, Eure Erkältung ist besser.«
»Seid ebenfalls gegrüßt«, antwortete sie und genoss das Spiel sehr. »Irgendwie hatte ich den Eindruck, Ihr wäret ein gehorsamer Sohn und unterwegs nach Burg Ardais.«
»Man sollte nie nach dem äußeren Schein urteilen.« Er zwang sein fröhliches Gesicht zu einer ernsten Miene, mit der
er niemanden hereinlegen konnte. »Falls ich bei Mutter fälschlicherweise den Eindruck erweckte, ich würde nach Ardais zurückkehren, wie sie mich anwies, dann hat sie sich getäuscht. Ich fühle mich schrecklich, weil ich sie getäuscht habe.« Er wirkte aber nicht im Geringsten reumütig, sondern schien großen Spaß zu haben. Jeff und Lew hatten den Neuankömmling bemerkt und sich zurückfallen lassen, um ihn zu begrüßen. »Sie sollte inzwischen bemerkt haben, dass du stets nur tust, was du willst«, antwortete Jeff friedfertig. Mikhails Auftauchen schien ihn nicht im Geringsten zu überraschen. »Man sollte meinen, nach all den Jahren müsste sie es aufgegeben haben, dir Pflichtgefühl beibringen zu wollen, und dich einfach deinen eigenen Weg gehen lassen.«
»Was für ein trauriges Licht das auf meinen Charakter wirft, Onkel Jeff
- pflichtvergessen und ungehorsam zugleich. Vielleicht enteignet sie mich, und ich werde lernen müssen, mich mehr oder weniger ehrlich durchs Leben zu schlagen.« Andernfalls kann ich immer noch Pilze züchten!
Margaret war froh, dass Mikhail die Stärke besaß, sich gegen Javanne zu stellen, auch wenn das vermutlich irgendwann zu Problemen führen würde. Sie wusste, er hatte sich nicht zum ersten Mal widersetzt, und sie hegte den Verdacht, dass er immer sehr viel freiheitsliebender gewesen war, als es seiner Familie gefiel.
Sie fragte sich, woher seine Fähigkeit zur stillen Rebellion kam, und vermutete, es hing damit zusammen, dass er terranischen Ideen ausgesetzt war. Kein Wunder, dass seine Eltern ihn so ablehnen. Wie musste es ihn geärgert haben, Dyan Ardais’ Friedensmann zu bleiben, obwohl ihm sehr viel mehr versprochen worden war. Und doch hatte er offenbar weder seine Neugier noch seinen Humor verloren. Margaret schätzte diese Eigenschaften an ihrem Cousin und wünschte, sie be
säße selbst mehr davon. Dann musste sie über sich lachen. Mikhail brauchte ihre Anerkennung nicht.
Nein, ich brauche sie nicht, aber ich sonne mich in ihrem Schein. Schnüffler!
Nein, du hast ziemlich gewaltsam gesendet.
Verdammt! Ich komme mir langsam vor wie ein Kommunikationssatellit, der ständig irgendwelches Zeug sendet. Für jemanden, der nicht ausgebildet wurde, behältst du deine Gedanken sehr gut für dich, Marguerida. Ich denke, nach einigen Monaten in einem Turm wirst du wissen, wie
Weitere Kostenlose Bücher