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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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sie die alten Klamotten also einfach fort und besorgten sich neue, oder sie wuschen sie. Eins jedenfalls stand fest: Diese Veränderten lebten nicht seit dem Blitz ohne jeden Komfort hier draußen im Schnee.
    Das ist hier also nicht der Endpunkt. Rule muss irgendwo zwischen Punkt A und Punkt B liegen. Wieder nahm Alex den Unterstand in Augenschein, dann wanderte ihr Blick zu den Bäumen dahinter. Eine leichte Vertiefung schlängelte sich zwischen den Stämmen in nordwestliche Richtung. Etwa zwanzig Meter weiter erspähte sie auf halber Höhe eines kräftigen Eichenstamms eine verblichene schieferblaue Raute. Ein Wegzeichen. Dort verlief also ein Pfad oder war zumindest einmal einer gewesen. Was zu der Schutzhütte und der Feuerstelle passte.
    Sie benutzen Wanderpfade, folgen vielleicht sogar einem Rundweg. Irgendwo mussten sie ein Dach über dem Kopf haben. Wenn ich draußen herumstreunen wollte, würde ich vermutlich ein paar verlassene Häuser als Basislager nutzen … Ein weiteres Mal fasste sie die Bretterbude ins Auge. Leg überall einen Vorrat an Munition und Lebensmitteln an, und dann wechsle von einem Unterschlupf zum nächsten, gib der Beute die Gelegenheit wiederzukommen, bevor du …
    Eine der Schneewehen vor dem Unterstand bewegte sich. Alex blinzelte und fühlte sich eine verrückte Sekunde lang wie in einem Jack-London-Roman, den sie in der siebten Klasse in Englisch gelesen hatten. Schlittenhunde , dachte sie. Indem sie sich in den Schnee eingruben, schafften es Buck und die anderen Schlittenhunde, die Nacht zu überstehen. Aber die Melange aus körperwarmen Gerüchen war zu rund und dicht, das passte nicht. Außerdem hassten Hunde die Veränderten.
    Alex sah, wie die Schneedecke auseinanderbrach. Zwei geballte Fäuste ragten heraus, dann kamen noch mehr Fäuste und Arme zum Vorschein, jetzt auch Beine und Köpfe …
    Menschen.

14
    D rei Frauen und zwei Männer, alle fortgeschrittenen Alters, kämpften sich aus dem Schnee. Ohne Feuer waren primitive Schneehöhlen die beste Wahl. Sie hätte genauso gehandelt, überlegte Alex.
    Zehn Augenpaare in fünf faltigen Gesichtern beobachteten sie dabei, wie sie sie beobachtete. Keiner sagte ein Wort. Auch sie nicht. Die Leute waren – sie schnupperte –, nein, nicht verängstigt. Niemand konnte unentwegt in Todesangst sein. Neben dem ranzigen Gestank und diesem Geruch nach gärenden Früchten hatten diese alten Menschen etwas von kaltem Haferbrei – eine Duftnote, die fast keine war. Sie waren apathisch . Was Alex sogar nachvollziehen konnte. Nach mehreren Chemotherapien, die zwar dem Monster nichts anhaben konnten, einen aber dazu gebracht hatten, sich die Seele aus dem Leib zu kotzen, strotzte man nicht mehr direkt vor Lebenslust. Man scherte sich einen Dreck um das Leben und alles.
    Allerdings war dieser bleiche Kerl in der Mitte ernsthaft krank, über ihm hing ein Gestank wie von trübem, abgestandenem Sumpfwasser. Hatte er Diabetes? Oder war er schon halb verhungert? Vielleicht beides, wenn man danach ging, wie bei allen die Haut um die Knochen schlotterte, die an manchen Stellen scharfkantig hervortraten. Jetzt verstand sie ihre Assoziation zu dem Hospizflügel, wo die Todkranken ihrem Ende entgegendämmerten. So stank ein Körper, wenn er sich selbst verzehrte, um am Leben zu bleiben.
    Sie sind schon mindestens eine Stunde hier, eher länger. Warum sind sie nicht abgehauen? Wolf zog sie vorwärts, und sie stolperte ihm hinterher, während Beretta durch das Menschenknäuel watete und im Schnee nach etwas kramte. Die Alten schraken zurück, sie drängten sich aneinander und rempelten sich dabei an wie verängstigte Zebras, wenn Löwen sie umkreisen. Es gibt keine Wache. Sie können doch nicht derart vor Angst gelähmt sein …
    Jäh wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als etwas Eisiges ihr linkes Handgelenk streifte. Sie sah hinunter. Beretta hielt ein Seil in der Hand, hart und steif gefroren und daumendick. Was zum Teufel? Ihr Blick wanderte das Seil entlang, und sie sah, dass es sich von einem der alten Leute zum nächsten wand. Aus der Nähe erkannte sie nun auch, dass ihre Handgelenke zusammengebunden waren. Ebenso wie die Knöchel. Ein anderes Seil fesselte ihre Beine und war an den Stützpfosten der alten Bretterbude festgebunden.
    Sie konnten nur humpeln. Deshalb waren diese alten Leute nicht weggelaufen. Die Veränderten hatten sie zusammengetrieben wie Schlachtvieh und hielten sie so, bis …
    »Nein!« Ein eisiger Schauder des Entsetzens

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