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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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Jackensaum wiedergefunden hatte. Chris hatte ihn oben im Norden, bei Oren, aufgegabelt. Also sollte sie sich in diese Richtung aufmachen. Soviel sie wusste, würde Chris vielleicht sogar noch einmal dorthin kommen.
    Aber will ich das überhaupt? Die Erinnerung an Chris, wie er bewusstlos mit dem Gesicht im Schnee lag, griff ihr ans Herz. Das war ihre Schuld gewesen. Chris hatte sie retten wollen. Er hatte nie etwas anderes gewollt, als dass sie in Sicherheit war. Wenn sie ihn doch nur warnen könnte, was für verrückte Pläne Jess und Nathan mit ihm hatten. Und was hatte es bloß mit diesem Kerl hier, seinem Bruder, auf sich?
    Ach, Chris, pass auf. In Rule sind mehr Schatten und Geheimnisse, als du d…
    Da rutschte ihr linker Schneeschuh an einer vereisten Stelle unter ihr weg. Plötzlich aus dem Gleichgewicht geraten, schrie sie erschrocken auf. Ihr linker Fuß schoss bereits in die Luft, als Wolf sie fester am Arm packte und sie sich wieder fing.
    »Da…« Ein automatischer Reflex, aber sie biss sich auf die Zunge. Das ist nicht dein Freund. Wolf anzuschauen war einfach zu verstörend.
    Dann dachte sie darüber nach, dass sie ausgerutscht war, und musterte mit gerunzelter Stirn den Pfad. Tatsächlich, er wurde häufig benutzt, der Schnee war völlig festgetreten und deshalb stellenweise auch glatt. Nun, das leuchtete ein, sie nahm an, dass die Veränderten von irgendwo anders herkamen. Der Hinrichtungsplatz war für das Ritual reserviert. Aber wann hatte es zum letzten Mal richtig geschneit? Erst vor gut einer Woche, oder? Trotzdem war der Pfad so ausgetreten, dass er zur reinsten Rutschpartie wurde.
    Wie ein Wildwechsel. Was heißt, dass entweder diese oder andere Veränderte ziemlich oft hier entlanggehen.
    Sie sah, wie Pickel vor ihr unter der Last der immer noch röchelnden Spinne wankte, die er sich über die Schultern gelegt hatte. Das Blut aus der zerschmetterten Nase des Mädchens malte ein zinnoberrotes Band in den Schnee.
    Alex stutzte. War das ein Rundweg? Alles in allem schien ihr das eine vernünftige Erklärung zu sein, aber sie brauchten doch Nachschub, oder? Als der Winter härter geworden war, hatte der Flüchtlingsstrom nachgelassen, was in gewisser Weise ein Segen war, denn Rule hatte selbst Versorgungsprobleme. Und von den wenigen Nachzüglern durfte nur eine Handvoll bleiben, die meisten hatte man abgewiesen.
    Plötzlich stieg ihr eine Vielzahl von Gerüchen in die Nase. Totes Fleisch vor uns, dachte sie. Ein verstohlener Seitenblick verriet ihr, dass Wolf völlig unbeeindruckt blieb. Etwas Kaltes und Verkokeltes, wie kalter Rauch von einem Holzfeuer, und – sie schnupperte noch einmal – leicht süßliches Moussierendes … gärende Früchte? Aus unerklärlichen Gründen versetzte sie der Geruch in Gedanken zurück nach Rule ins Hospiz, zu den Ausdünstungen in den Räumen, wo die sehr wenigen Todgeweihten auf ihr Ende warteten. Das hier roch ähnlich. Aber das hieße ja …
    O nein. Ihr rutschte das Herz in die Hose. Ein beklemmendes Gefühl gewann Oberhand. Ja, aber du könntest dich auch irren. Vielleicht ist der Geruch schon alt.
    Nach weiteren hundert Metern gelangten sie auf eine Lichtung. Links von ihr waren ein paar Steine aufgeschichtet, wie es auf primitiven Zeltplätzen nicht ungewöhnlich war. Gut, das erklärte den verkokelten Geruch, aber der Schneedecke nach zu urteilen war die Feuerstelle schon länger nicht mehr benutzt worden. Weiter vorne rechts, kurz vor dem Waldrand, reichten Schneeverwehungen bis an einen offenen Holzverschlag heran. Es war niemand da. Na schön, nicht schlecht, aber auch nicht unbedingt gut, denn der süßliche Gärgeruch war jetzt viel stärker, beinahe schon penetrant und irgendwie ranzig, als würde Fleisch in Verwesung übergehen. Sie musterte den Unterstand genauer, doch abgesehen von mehreren leeren olivgrünen Nylonpacktaschen auf einer einsamen Bank war er leer. Und außerdem viel zu klein, um den Veränderten bequemen Unterschlupf zu bieten.
    Was eine interessante Frage aufwarf. Wo lebten Wolf und die anderen eigentlich? Abgesehen von ihrem eigenen Rucksack, den sich Wolf über die rechte Schulter gehängt hatte, trugen die Veränderten nur Waffen und wahrscheinlich Ersatzmunition in ihren Parkas bei sich. Neben der Bretterbude lag keinerlei Ausrüstung. Und die Feuerstelle war seit Monaten nicht benutzt worden. Doch obwohl die Kleidung von Wolf und den anderen Veränderten abgetragen war, waren die Sachen nicht verdreckt. Entweder warfen

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