Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)
verschwunden ist, Nathan und Jess über irgendwas getuschelt haben. Und dann war es Nathan, der Jess zurückgebracht hat, aber, oje, leider liegt sie jetzt im Koma. Finden Sie das nicht einen sonderbaren Zufall?«
»Wie bitte?«, fragte Kincaid, dem man seine Verwunderung anhörte. »Moment mal. Worauf zum Teufel willst du hinaus?«
»Und ich wette, Kincaid ist auch mit von der Partie«, fuhr Lena fort, ohne sich umzusehen. »So dicke Freunde, wie er und Jess sind.«
»Jetzt schlägt’s dreizehn«, sagte Kincaid.
»Lena, sei still.« Chris verstärkte ein wenig den Druck seiner Hände auf ihren Schultern. »Das bringt doch nichts.«
Schon möglich, aber schaden kann es auch nicht. Viel schlimmer kann es kaum noch werden. »Chris hatte nichts mit alldem zu tun.« Sie hielt den Blick auf Yeager geheftet, der sie anstarrte, als wäre ihr ein zweiter Kopf gewachsen. »Ich sage Ihnen, es war Nathan, und ich kann es beweisen.«
»Die hat doch … «, begann Nathan, doch der alte Reverend hob die Hand, woraufhin der Wachmann verstummte.
»Was sagst du da, Mädchen?«, fragte Yeager.
Ich heiße Lena, du Arschloch . »Die Flinte, die Alex angeblich mitgenommen hat – ich habe sie gesehen. Sie hing an Nathans Sattel in so einer Art Lederröhre, einem Holster. Sie war nicht mehr in Jess’ Zimmer, also – «
»Was?«, rief Hammerbach dazwischen. »Hast du etwa in Jess’ Zimmer herumgeschnüffelt, Mädchen?«
»Ihre Sachen interessieren mich nicht die Bohne. Aber ich habe entdeckt, dass Jess eine Flinte hat. Das Etui dazu ist in ihrem Schrank.« Dabei nahm sie die Schrotpatrone aus ihrer Tasche und gab sie Yeager. »In demselben Fach ist eine Schachtel davon. Diese Patrone lag auf dem Boden. Wahrscheinlich ist sie ihr beim Laden der Waffe heruntergefallen, denn in dem Zehnerpack sind noch drei Patronen drin.«
»Ich hab gar nicht gewusst, dass Jess ein Gewehr hat«, wunderte sich Tori. Sarah schüttelte nur den Kopf.
»Ich auch nicht«, sagte Lena. »Nun behauptet Nathan, Alex hätte die Waffe in die Hände bekommen. Aber wie? Entweder wusste sie davon und zwang Jess, sie herauszurücken, oder Jess hat sie ihr freiwillig gegeben. Wie auch immer. Sie ist nicht mehr im Schrank, was bedeutet, dass Nathan sie noch hat, und ich wette, dass das die richtigen Patronen dafür sind.«
Yeager betrachtete die schwarzgoldene Remington-Patrone und hob dann den Blick, um Nathan zu taxieren. »Stimmt das? Hast du das Gewehr?«
»Ja, ich habe es an mich genommen, als Alex es fallen ließ. Das ist ja meine Aufgabe.«
»Aber hast du es auch sauber gemacht, Blödmann?«, konterte Lena.
Kurz herrschte Schweigen, bis Yeager das Wort ergriff. »Warum ist das wichtig?«
»Weil«, erklärte Lena, »auf dem Gewehrkolben Blut und Haare waren und – «
»Alex hat Jess damit geschlagen «, gab Nathan zurück, und jedes seiner Worte triefte vor Geringschätzung. »Was hast du da erwartet?«
Ja, ja, lass dich nur aus der Reserve locken . »Aber die Haare waren nicht alle von Jess. Es klebten nämlich auch andere daran, die dunkler und kürzer waren. Und das passt nicht ins Bild. Der Einzige, der solche Haare hat und an ebendiesem Tag am Kopf verletzt wurde, ist Chris.« Sie sah Yeager an. »Nathan hat die Geschichte mit Night erfunden, um von sich abzulenken, und vielleicht hat Jess … na ja, das weiß ich nicht. Aber ich habe mir Nights Hufe angesehen, direkt nachdem sie ihn zurückgebracht haben, und sie waren vollkommen sauber.«
»Wird am Schnee gelegen haben«, warf Nathan ein.
»Möglich. Aber dann ist da noch die Frage, warum Alex die Flinte wegwirft. Warum sollte sie so etwas tun? Ergibt das irgendeinen Sinn? Da macht sie sich so viel Mühe, um sich gleich zwei Waffen zu besorgen, hat dann endlich ein gutes Gewehr und diese Flinte, und dann schmeißt sie eine davon einfach weg ?« Sie sah, wie Yeager die Augen zusammenkniff, während er das alles verdaute.
»Sie hat Panik gekriegt«, schlug Nathan vor, was für Lena aber wenig überzeugend klang.
»Das behauptest du.« Offenbar fand das auch Yeager nicht plausibel, denn er machte eine Kopfbewegung zu einem der anderen Wachmänner hin, der nickte und in Richtung Haustür entschwand. »Ich nehme an, du hast nichts dagegen, wenn wir uns die Flinte mal näher ansehen.«
»Nein«, antwortete Nathan, aber Lena dachte, dass ihm ja wohl kaum etwas anderes übrig blieb.
»Ich verstehe das nicht.« Chris wirkte perplex. Der Handabdruck seines Großvaters prangte als purpurnes Mal
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