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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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üblich, erklärte Ruby. »Wir bringen immer etwas mit, und was wir haben, teilen wir.« Irgendwie klang es eigenartig, wie Ruby das sagte, und war unlogisch. Als sei es selbstverständlich, dass jeder Gefangene Vorräte dabeihatte. Manchmal fiel jemand doch auch zufällig den Veränderten in die Hände, aber Ruby hatte »immer« gesagt. Doch mittlerweile schmerzte Alex’ Arm dermaßen, dass sie nicht die Energie aufbrachte, weitere Fragen zu stellen.
    Sie hatte Glück: In den Rucksack hatte Jess auch ein zerknülltes Erste-Hilfe-Päckchen gesteckt, das aussah, als hätte es seit einer Ewigkeit kein Tageslicht mehr gesehen. Die Alkoholtupfer waren längst ausgetrocknet. Zumindest waren die Verbandsmullpäckchen in Ordnung, und mehrere Briefchen mit Antiseptikum fühlten sich weich genug an, um wahrscheinlich noch ihren Zweck zu erfüllen. Antibiotika zum Einnehmen waren nicht dabei, aber vielleicht brauchte sie auch keine. Während sich die anderen um Energieriegel und Einmannpackungen zankten, brachte sie in einer leeren Dose Schnee zum Schmelzen, kochte das Wasser ab und ließ es dann so weit abkühlen, dass sie sich nicht mehr damit verbrühte.
    Der Schmerz war brutal, wie ein Tier, das seine Zähne und Klauen bis zu den Knochen in ihr Fleisch grub. Es war so schlimm, dass sich ihr der Magen umdrehte und sie gegen Übelkeit ankämpfen musste. Sie hielt inne und steckte den Kopf zwischen die Knie. O Gott. Auf ihrem Gesicht und ihrem Nacken hatte sich ein feiner, schmieriger Schweißfilm gebildet. Sie schnappte nach Luft, versuchte, ruhig zu atmen. Wie hatte Tom es geschafft, bei Bewusstsein zu bleiben? Sie hatte schon bei heißem Wasser und Verbandsmull Probleme – Tom hatte ein glühend heißes Messer ausgehalten.
    Ach Tom. Sie spürte einen Kloß in der Kehle. Scham und Kummer überwältigten sie. Zwar gelang es ihr, einen Seufzer zu unterdrücken, aber sie fühlte, wie ihr Tränen über die Wangen liefen. Wie sehr hatte sie sich bemüht, die Erinnerung wachzuhalten: an sein Gesicht, seinen Geruch, die Art und Weise, wie er sie ansah. Was sie dabei empfand. Aber ich habe aufgegeben. Ich hätte mehr kämpfen, einen Ausweg finden müssen. Doch es war einfacher, sich treiben zu lassen.
    Alex war nicht dumm. Sie wusste, dass sie unlogisch dachte. Jemand – etwas – hatte ihn gefunden und weggeschafft. Tom war tot, und dafür konnte sie nichts. Sie hatte getan, was sie konnte. Aber warum wurde sie dann von diesem schlechten Gewissen geplagt, als wäre sie schuld daran? Das hätte Tom nicht gewollt. Das einzig Vernünftige, was Jess je gesagt hatte, war, dass Toms Opfer – alles, was er getan und auf sich genommen hatte, um sie und Ellie am Leben zu halten – nicht umsonst gewesen sein durfte. Tom würde wollen, dass sie ihr Leben weiterlebte und sich nicht mit Selbstzweifeln quälte.
    Ich versuche es ja, Tom, aber wofür kämpfe ich denn? Überleben nur um des Überlebens willen genügt nicht.
    Plötzlich überkam sie das irrationale Bedürfnis zu lachen. Mein Gott, da machte sie sich Gedanken über den Sinn des Lebens, obwohl sie wahrscheinlich in Kürze als Hackfleisch enden würde.
    »Hey.« Sie schaute auf und stellte fest, dass Sharon, die Ex-Rockerbraut, sie beäugte. In der einen Hand hielt die Frau eine Mahlzeit aus einer Einmannpackung, sie schaufelte eifrig Käsenudeln in sich hinein. »Alles klar bei dir?«, fragte Sharon, den Mund voll halb zerkauter Pampe.
    Sharon klang nicht wirklich besorgt. Wahrscheinlich spekuliert sie darauf, dass ich umkippe und ihr dann mehr zu essen bleibt. Der rotzgelbe Klecks an Sharons Kinn tat ihrem Magen auch nicht gerade gut. Die anderen mampften ebenfalls nur vor sich hin; die leeren, apathischen Blicke, mit denen sie Alex streiften, waren bestenfalls gleichgültig.
    »Ja.« Mit dem Handrücken wischte sie sich über die feuchten Wangen und atmete stoßweise ein. Vor diesen Leuten loszuheulen wäre das Letzte, was sie tun würde. Keiner von denen hatte ihr Hilfe angeboten. Nein, sie waren nur daran interessiert, sich die Bäuche vollzuschlagen. »Mir tut die Schulter weh, das ist alles.«
    »M-hm. Na, du kennst ja den alten Spruch.« Sharon kaute, schluckte und fuhr sich mit dem Handballen übers Kinn.
    »Welchen?« Sharon schien aus einem schier unerschöpflichen Fundus belangloser Redensarten zu schöpfen, auf die Alex gut und gern verzichten konnte. Herrgott, wie können sie nur essen nach dem, was sie gesehen haben? Vielleicht werde ich ja genauso –

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