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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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Knochen entlang. »Du enttäuschst mich, Peter. Auch wenn es im Kino so aussieht, sind nicht alle Vietnam-Veteranen bekloppt. Manche von uns sind sogar Senatoren geworden. Ich für meinen Teil studiere die Natur. Eigentlich ein bisschen wie Darwin. Die Evolution, die natürliche Selektion, das Überleben des Stärkeren – all das spielt sich vor unseren Augen ab, Junge. Wir schreiben die neue Entstehung der Arten .«
    »Was … ?« Peter war schlecht vor Angst. »Was haben Sie mit mir vor?«
    »Liegt das nicht auf der Hand?« fragte Finn. Mathers Auge baumelte an einem Nervenstrang von seinem Finger. »Experimentieren.«

TEIL III
    DEN KÜRZEREN
    GEZOGEN

22
    Acht Tage.
    Alex hatte mitgezählt und sich mit der Metallschnalle ihresUhrarmbands für jeden Tag einen Strich in die rechte Stiefelspitze geritzt. In diesen acht Tagen hatten sie schätzungsweise hundertzwanzig bis hundertfünfzig Kilometer zurückgelegt. Die Richtung zu bestimmen war jedoch schwierig, denn tagsüber war es bewölkt und der Nachthimmel sternenlos, zudem hielt sich ihre Gruppe immer tief im Wald auf. Ihrem Gefühl nach bewegten sie sich allerdings nicht zielstrebig in eine Richtung, sondern waren erst nach Westen und dann nach Norden marschiert. Außerdem legten sie regelmäßig Pausen ein, in denen die Veränderten auf Jagd gingen, aßen und kurze Nickerchen machten.
    Unterm Strich betrachtet war die gute Nachricht, dass sie noch lebte.
    Die schlechte war: Irgendwann würde es auch sie erwischen, vielleicht schon bald.
    Eine rein rechnerische Frage.
    Vor acht Tagen, an jenem Samstagmorgen, hatten die Veränderten noch sechs Menüs zur Auswahl, einschließlich Alex. Nach all dem Ärger, den sie ihnen gemacht hatte, vermutete sie, als Nächste auf dem Speiseplan zu stehen. Doch es hatte den Anschein, als hätten die Veränderten – oder zumindest Wolf – etwas anderes mit ihr im Sinn. Spinne war zwar bei Bewusstsein, aber noch immer schwer angeschlagen, also umkreiste Wolf die Herde und begutachtete sie, das blutige Feldmesser in der Hand. Zweimal verweilte er bei Alex, die jetzt zwischen der alten Dame Ruby und dem kränklichen Typen – er hieß Brian, wie sie später erfuhr – angebunden war. Wolfs Blick begegnete ihrem, dann schaute er kurz weg, ehe er sie erneut scharf ins Auge fasste. Spielte er mit ihr? Sie wusste es nicht genau. Vielleicht war er ebenso verwirrt wie sie. Machten sie eine ähnliche Erfahrung? Spürte er das Gleiche wie sie, diesen merkwürdigen Einbruch in ihr Bewusstsein? Konnte er ihre Gedanken lesen? Nein, das glaubte sie nicht. Bei dem Kampf im Schnee hatte sie Spinne überrumpelt – und sie erinnerte sich auch an Wolfs Verblüffung, als sie ihn angespuckt hatte.
    Möglicherweise funktioniert es also nicht in beide Richtungen. Sie hatte Wolf eindringlich angesehen, als er vorbeiging und jeden Gefangenen in Augenschein nahm. Vielleicht kann ich irgendeinen Nutzen daraus ziehen .
    Letztlich wählte Wolf eine kleine Frau, zierlich und braun wie ein Zaunkönig, für das Hauptgericht an jenem Samstag aus. Was Alex erstaunte und dann auch entsetzte, war, dass die Frau weder protestierte noch Widerstand leistete. Und ebenso wenig einer der anderen. Stattdessen sahen sie nur teilnahmslos zu, wie Pickel und Beretta die Fesseln der Frau lösten und die Taumelnde über den Schnee führten, zu der wenige Meter entfernten Stelle, wo Wolf wartete. Dann ließen sie sie los. Die Frau schwankte, blieb aber stehen. Den Kopf gesenkt und mit hängenden Schultern stand sie da. Wolf, der wieder die Haube übergezogen hatte, sodass man sein Gesicht nur unterhalb der Nase sah, ließ sich noch einen Moment Zeit, dann krallte er seine Faust in ihr Haar. Die Frau gab einen leisen Aufschrei von sich, als er ihren Kopf nach hinten bog. Ihre Kehle lag nun bloß, und ihr Rücken war gewölbt.
    Da begriff Alex. Wolf wollte die Frau hier und jetzt umbringen, in ihrer aller Gegenwart. Alex’ Magen rebellierte. Ich kann das nicht mitansehen . Angewidert und zugleich zornig drehte sie den Kopf weg. Ich werde ihnen nicht die Befriedigung geb…
    Der Schlag kam heftig und unerwartet, eine Ohrfeige mit der flachen Hand, die Alex’ Kopf abrupt nach rechts riss. Ein scharfer Schmerz durchzuckte sie, als ihre Zähne sich in ihre Zunge bohrten. Kurz setzte ihr Verstand aus, sie torkelte, und da sie wegen der Fesseln an den Fußknöcheln ohnehin einen unsicheren Stand hatte, wäre sie beinahe zu Boden gegangen. Was sie rettete, war lediglich, dass der

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