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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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Gleichgewicht. Ihr rutschten die Beine weg, als schlittere sie über Eis, und sie knallte der Länge nach hin. Der Aufprall war sehr hart, sie spürte seine Wucht zuerst am rechten Bein und dann an der Hüfte. Zweimal knackte etwas wie ein spröder Ast, bevor ein Schmerz in ihrer Hüfte explodierte und ihr Rückgrat hochschoss. Grace schrie auf, sog tief Luft ein für einen weiteren Schrei, doch dann war Blut in ihrem Mund und verklebte ihr die Nase, denn sie war mit dem Gesicht in der sich ausbreitenden Blutlache der beiden Männer gelandet. Sie würgte, hustete matt. Ihr rechtes Bein war verdreht und in einem unnatürlichen Winkel abgespreizt, der Schmerz so heftig, dass sie sich nicht zu bewegen wagte. Und eine Sekunde später merkte sie, dass sie es auch gar nicht konnte.
    Aber sie musste. Vom Kupfergeruch des vielen Bluts wurde ihr übel, ihr Mageninhalt schwappte hoch in den Mund. Ihre Hüfte war gellender Schmerz und machte jeden klaren Gedanken unmöglich. Die Blutmenge hängt ab von der Körpermasse, und ich bin so zierlich … Ich muss aufstehen, muss ins Schlafzimmer … Jed, Jed … Ihr Herzschlag dröhnte ihr in den Ohren, dennoch hörte sie, wie das Schloss der Haustür aufschnappte und es knarzte.
    Da kommt jemand. Ich muss aufstehen, unbedingt aufstehen! Aber sie konnte sich nicht rühren. Sie schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen und konnte nicht einmal mehr den Kopf heben. Sogar die Rechenmaschine in ihrem Kopf klemmte. Wie viel Blut floss durch ihre Adern? Das Räderwerk ihres Verstands hatte sich festgefressen, verarbeitete keine Zahlen mehr.
    Grace beobachtete, wie die Blutlache vibrierte und sich an der Oberfläche kräuselte, als jemand in schweren Winterstiefeln auf sie zuging. Dann kamen die Stiefel in Sicht, es waren andere – damit hatte sie nicht gerechnet: fleckiges Wüstensand-Beige statt Schwarz oder Dunkelbraun. Weil der rostartige Gestank des Bluts so übermächtig war, nahm sie den anderen Geruch nur verzögert war: drückend und ein bisschen süß.
    Benzin.
    Elektrostatisches Knistern, dann ein paar Klicks, markant und nachdrücklich, was Grace an Zikaden an einem heißen Sommertag erinnerte. Bei den Zikaden hing die Häufigkeit der Klickgeräusche von der Temperatur ab, diese Sequenz aber hatte keinen eindeutigen Rhythmus. Ein Code. Vielleicht sogar Morsezeichen aus einem Funkgerät.
    Eine Pause, dann klickte der Mann mit den beigefarbenen Stiefeln eine Erwiderung.
    Die Abfolge der Klicks sagte Grace nichts. Ihr Bruder war bei den Pfadfindern gewesen. Er hätte ihr wahrscheinlich sagen können, was der Code bedeutete, aber er war tot. Wie sie auch, das war ihr klar.
    Hoch über den Stiefeln eine neue Stimme, und Grace wusste, dass sie nicht von einem der Männer stammen konnte, die sie gesehen hatte. »Es ist also ein Junge. Tom .« Der Sprecher ließ sich das Wort genüsslich auf der Zunge zergehen. »Wo ist er?«
    Lauf, Tom. Auf ihrer Zunge klebte das Blut eines alten Mannes und ihr Erbrochenes. Der Schmerz in ihrer Hüfte und in ihrem Bein schwoll im Takt ihres Herzschlags an und ab.
    »Ich will dir mal was sagen. Normalerweise mach ich jemanden wie dich zu Hackfleisch, vielleicht sogar zu ein paar Hamburgern für die Chuckies. Aber diese Hütte steht am Arsch der Welt, und du bist so ein dürres Klappergestell, es ist die Mühe nicht wert. Deshalb mach ich bei dir eine Ausnahme.«
    Lauf, Tom. Ohne Fensterscheibe wurde es in der Küche rasch eisig kalt.
    »Hier also mein Angebot«, sagte die Stimme. »Sag mir, wo er ist, und ich bring dich auf der Stelle um. Eine Kugel in den Schädel, und gute Nacht. Wenn du es mir nicht sagst … «
    Es ist eiskalt; alles ist eine Frage des richtigen Zeitpunkts. Die Mündungsgeschwindigkeit hängt ab von …
    »… überlass ich dich dem Feuer. Du stirbst wahrscheinlich an Rauchvergiftung, bevor du verbrennst, oder deine Lungen verschmoren, und du erstickst. Vielleicht aber auch nicht. Dann liegst du die ganze Zeit bei vollem Bewusstsein da, während du bei lebendigem Leib gebraten wirst.«
    Die Schallgeschwindigkeit ist …
    »Ich zähl bis drei.«
    Nein, es würde keine drei Sekunden dauern, jedenfalls nicht genau. Ein Gedanke ist dreihundert Millisekunden schnell, also hängt die Zeitdauer, um eine Aktion auszuführen, ab von …
    »Eins.«
    Nicht genau drei. Sie sog Luft ein und hielt den Atem an. Drei Sekunden und gerade noch genug, falls er in der Nähe ist …
    »Zwei.«
    Lauf, Tom, lauf …
    »Dr…«
    »Lauf, Tom,

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