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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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Schrei unterdrücken konnte. Er hieb mit der Faust gegen das Eis, presste, trat, versuchte, sich gewaltsam den Weg zur Luft zu bahnen. Luftluftluft kommkommkomm –
    Wieder bellte der Hund. Von wo? Von rechts? Keine Ahnung. Das Wasser war so kalt, dass es brannte, und schwarz wie Erdöl. Er konnte nichts sehen und hatte größere Angst denn je – und damit ging eine schreckliche Klarheit einher. Denk nach oder stirb.
    Orientier dich an dem Geräusch, dem Hund. Raleigh, bell noch mal, komm schon, alter Junge, komm schon, bitte … Wieder ein Bellen, und diesmal klammerte er sich daran wie an einen Rettungsring. Mit allerletzter Kraft kämpfte er gegen den Sog der Dunkelheit an, schlug mit den Beinen aus und tastete sich unter der Eisschicht entlang, die behandschuhten Finger kratzten, schabten, bohrten vergeblich nach irgendeinem Loch, nach dem kleinsten Spalt.
    Und dann war wirklich Schluss, aus, vorbei, und er wusste es. Er konnte die Luft nicht eine Sekunde länger anhalten. Es ging einfach nicht mehr. Er war erledigt, und bevor er darüber nachdenken konnte, zuckte es in seiner Kehle, und er ruderte mit den Armen, als die verbrauchte Luft mit einem Schrei aus seinen Lungen strömte –
    Seine Rechte schoss aus dem Wasser und ins Leere. In die Luft . Er tauchte auf, sein Kopf brach durch die Oberfläche ins Freie, an die gesegnete Luft, und er sog einen pfeifenden Atemzug nach dem anderen ein. Ringsum schwammen Eisbrocken und schlugen ihm gegen die Brust und die schlagenden Arme. Er bekam nicht genug Luft, die Lunge funktionierte nicht richtig, er hatte nicht einmal genug Atem, um zu rufen.
    Muss raus, raus, raus! Die Angst kroch in seine Kehle. Ertrinken war sein Albtraum. Schlimmer, als zu verbluten, bei einer Explosion zerfetzt oder erschossen zu werden. Ertrinken rangierte auf derselben Stufe wie Tod durch Verbrennen, und er würde ertrinken, er würde sterben. Wie eine riesige Hand schloss sich die Kälte um seinen Körper und entzog ihm Wärme. Er wurde immer schwächer und so müde. Hörte er nur für ein paar Sekunden mit den Beinschlägen auf, würde er wieder untergehen. Er hörte das Plätschern seiner Armbewegungen, doch es drang kaum noch zu ihm durch. Panik überfiel ihn.
    Ganz ruhig, ruhig. Er hechelte. Alles fing an, sich zu drehen. Wenn er nicht aufhörte zu hyperventilieren, würde er das Bewusstsein verlieren, aber er konnte die Panik, die wie eine Ratte durch sein Gehirn kroch, nicht in den Griff bekommen. Du hast noch Zeit, komm, ganz ruhig, ganz ruhig …
    Raleigh winselte.
    »R-R-Raleigh.« Toms Lippen wurden gefühllos, und er klapperte so sehr mit den Zähnen, dass er sich auf die Zunge biss. Zu seinem Entsetzen empfand er den Schmerz aber nur als etwas Fernes, Unbedeutendes. Falls er blutete, schmeckte er nichts davon. »K-komm h-her, Ju-Junge.« Der Hund jaulte, vielleicht spürte er den nahenden Tod. Es geht bald zu Ende. »R-Raleigh, komm.«
    Als Antwort kam ein leises Kläffen. War der Hund jetzt näher? Tom wusste es nicht. Er streckte platschend die Hand aus und machte sich, halb brustschwimmend, halb wassertretend, auf zu der Stelle im Dunklen, wo er den Hund vermutete. Schließlich stießen seine Finger auf etwas Hartes, das nicht auf dem Wasser trieb. Der Rand des Eislochs. Er griff noch etwas weiter ins Dunkel und ertastete über der Eisschicht eine dichtere Lage kompakten Schnees. Kein Hund. Raleigh war also immer noch weit weg, und die Zeit wurde knapp.
    Mit beiden Händen fasste er in den Schnee, schob ihn beiseite, bis er zum Eis vordrang, und versuchte, sich darin festzukrallen. Die Handschuhe waren allerdings vollkommen steif, und da merkte Tom, dass sie am Eis festgefroren waren. Konnte er sich das zunutze machen? Konnte er sich vielleicht vor dem Ertrinken retten, indem er seine Arme am Eis festfrieren ließ?
    Keine gute Idee. Dann sterbe ich eben an Unterkühlung. Muss aus dem Wasser raus. Er schlug die Beine scherenartig zusammen, so fest er konnte, worauf er emporschnellte wie ein unbeholfener Seehund. Aber nicht weit genug. Auch ohne seinen Parka war er mit seinen nassen Kleidern zu schwer. Es fehlte ihm an Kraft. Zumindest war sein Oberkörper jetzt auf dem Eis und begann festzufrieren – besser als nichts.
    Er nahm eine Bewegung wahr. Der Hund. Ging er weg? Vor Schwäche konnte er nicht einmal im Flüsterton nach dem Hund rufen. Nichts. Da drang etwas aus der Dunkelheit zu ihm durch, und Raleigh schnupperte an seinem Ohr.
    »O Gott.« Tom stieß ein gehauchtes

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