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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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die halbe Miete, aber ein größeres Problem gab es noch. Sobald sie die Aderpresse löste, würde die Blutung wieder losgehen. Sie hatte Kincaid bei einigen Amputationen assistiert, und da hatte er darüber doziert, dass man den Nerv vom Muskel isolieren muss, um dem Phantomschmerz vorzubeugen, und wie man Blutgefäße abklemmt und welchen Faden man verwendet, wenn es keinen Strom für Elektrokauterisation gibt.
    Kauterisation. Sie schnappte nach Luft. Das war’s.
    »Was ist?«, fragte Sharon, als Alex hastig aufstand.
    Tom. Sie rannte in die Küche, riss Schranktüren und Schubladen auf. Tom hatte ihr gesagt, was zu tun war, ihr alles Schritt für Schritt erklärt. Na los, ich hab es doch schon gerochen, da bin ich ganz sicher, ich weiß, dass es hier ist.
    »Was machst du da?«, wollte Sharon wissen.
    »Metall hält die Hitze.« Sie zog noch eine Lade auf. Staubmäuse und Krümel. Die Veränderten waren schlau genug gewesen, das Offensichtliche wegzuräumen: Messer, Gabeln, Dinge, die als Waffe taugen konnten. Aber nicht alles. Etwas war noch da. Sie musste nur ihrem Riecher folgen.
    »Und?«
    »Wenn ich etwas aus Metall finden und es richtig erhitzen kann, könnte ich damit die Blutung stoppen.« Als sie die Backofentür öffnete, roch sie Angebranntes und altes Fett. Na also! Die Pfanne lag kopfüber auf dem Rost: gusseisern, sehr klein, mit Rostflecken, ein wenig klebrig vom Bratfett. Damit könnte es gehen. Sie griff sich die Pfanne und einen Grillhandschuh und eilte zurück. Gleich als sie ins Haus gekommen waren, hatte sie ein Feuer angefacht und die erste Ladung Holz schnellstens verheizt, damit sich der Kamin aufwärmte und ein Luftzug entstand, der das Feuer am Leben hielt. Jetzt war davon nur noch rote Glut übrig. Sie schlüpfte in den Küchenhandschuh und griff nach einem langen schmalen Eichenscheit.
    »Gib mir noch mehr Holz«, bat sie, während sie mit einem dicken Eichenscheit die verkohlten Brocken beiseiteschob. »Da, aus der Holzkiste.«
    Sie legte die Scheite kreuzweise auf die Glut, kniete sich hin, pustete und wurde mit einer hell leuchtenden Flamme belohnt. Dann bettete sie das Pfännchen in ein Nest aus rot-orange glühenden Bruchstücken.
    »Bist du sicher, dass das funktioniert?«, fragte Sharon.
    »Nein, aber es ist den Versuch wert.« Sie wartete, bis der Geruch von heißem Eisen das Gästehaus erfüllte, dann nahm sie die Pfanne aus dem Feuer. Sie strahlte eine Hitze aus, die dort, wo die graue feuerresistente Beschichtung abgeblättert war, durch den Handschuh drang.
    »Halt sie fest«, befahl sie. Ruby war immer noch bewusstlos, aber Alex glaubte nicht, dass dieser Zustand noch länger als eine Nanosekunde währen würde. »Egal was ist, lass nicht los, bis ich es dir sage.«
    »Alles klar.« Sharon hockte sich rittlings auf Ruby und drückte mit ihren Knien die Schultern der kleinen Frau auf den Boden. Rubys linken Arm umklammerte sie mit beiden Händen. »Jetzt.«
    Es muss einfach funktionieren. Mit zusammengebissenen Zähnen presste sie die heiße Pfanne auf den wunden Stummel.
    Es knallte, und dann zischte es. Ruby bebte. Ihre Beine versteiften sich. Ihr Kopf zuckte, dann riss sie Augen und Mund weit auf, sie bäumte sich auf und zappelte und schrie, als wollte sie nie wieder aufhören …
    »Halt sie fest!«, rief Alex. Dick und schwer kroch ihr der Geruch in die Nase, der unverkennbare Duft von gebratenem Fleisch und geschmolzenem Fett. Alex hörte das Zischen von kochendem Blut. Plötzlich sammelte sich Speichel in ihrem Mund, umspülte ihre Zunge, während ihr Gehirn registrierte, dass es Fleisch war, es war Fleisch, der Duft von Essen. Hamburger auf dem Grill, saftige Steaks.
    Komm schon, nur nicht durchdrehen, es hat nichts zu bedeuten.
    Aber ihrem Körper war das egal. Ihr Bauch schmerzte vor beißendem Hunger. Zu ihrem Entsetzen knurrte ihr Magen laut und deutlich.
    Und dann geschah ausnahmsweise einmal das, was man sich in seiner Fantasie ausmalt: Ruby verlor das Bewusstsein.
    »Gott sei Dank«, flüsterte Sharon.
    Eine kostbare Sekunde lang glaubte Alex wirklich, dass alles in Ordnung wäre, dass sie ihren Hunger auf Rubys Fleisch dem Geist einer dunklen Vorzeit zuschreiben konnte, als sich Höhlenmenschen zu Säbelzahntiger vom Grill ums Lagerfeuer hockten.
    Aber dann veränderte sich spürbar etwas in ihrem Kopf. Wieder. Das Gefühl war fast wie ein Geräusch: ein trockenes Rascheln, als das Monster seine Muskeln spielen ließ. Aus heiterem Himmel wurde ihr

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