Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)
schummrig, und ihre Nackenhaare sträubten sich. Ein Surren ertönte – ein schwarzer Laut – , und dann füllte sich ihr Mund mit dem feuchten, faulig breiigen Gestank von warmem Eisen und etwas Glitschigem, das nach gekochtem Rotz schmeckte.
»Nein!«, keuchte sie. Ihr Magen brannte, etwas Säuerliches kam ihr hoch, und dann sprang sie auf und stürmte davon. Das Pfännchen schepperte dumpf auf den Holzboden, und Sharon rief: »Was, was, was?« Es war ihr gleich. Alex rannte zur Tür, und dann war sie draußen im Sturm, der Schnee wirbelte weiß, der Wind zerrte an ihrem Haar. Keine Wache an der Tür. War überflüssig bei dem Sturm.
Auf der anderen Seite der Lichtung hielten die Veränderten ihr Festmahl. Die Party hatte gerade begonnen. Wohin sie Daniel gebracht hatten, wusste sie nicht, aber sie sah, was sie mit Jack gemacht hatten.
Vor dem Hintergrund orange züngelnder Flammen drehte sich der Spieß – eine Szene wie aus einem schlechten Film. Die Leiche steckte auf einem gegabelten Ast und war ausgerechnet mit Verlängerungskabeln festgezurrt. Der Gestank von verbranntem Gummi vermischte sich mit dem Aroma von gegrilltem Fleisch und knusprigem Fett.
Spinne saß mittendrin, mit vollen Backen, die Haut vor Aufregung und vom Feuer gerötet. Sie stopfte Leopard eine Handvoll irgendwas in den Mund …
Und Alex glaubte zu spüren, wie seine Zähne an ihren Fingern knabberten.
Mein Gott. Das Entsetzen fuhr ihr wie ein eisiges Messer in die Brust. Nein. Sie beobachtete, wie Leopard Spinne enger an sich zog …
Und es war ihre Haut, die kribbelte, als Leopards Zunge Spinnes Hals leckte.
O mein Gott. Es geschah schon wieder, ihr Geist drehte ab, trat weg – und schlüpfte in Spinne hinein.
Nein! Ein Schwall Galle kam ihr hoch, und sie spie in den Schnee. Sie ist nicht ich; ich bin nicht sie. Ich bin keine von denen, ich nicht!
»He!«, rief Sharon. »Beweg deinen Arsch wieder rein!«
Mein Gott, was passiert mit mir? Alex zitterte, und sie fühlte sich schwach. An die Tür gelehnt drückte sie ihr verschwitztes Gesicht gegen das kalte Holz. Ich bin nicht Spinne. Ich bin Alex, und ich bin hier, ich bin hier, genau hier.
Aber dann glaubte sie, das allerleiseste Wispern zu hören, das seufzend aus einer tiefen, dunklen Gehirnwindung empordrang. Vielleicht hörte sie in Wirklichkeit aber auch gar nichts, und es war eine Halluzination, heraufbeschworen von ihrem konfusen, kranken Hirn. Wie auch immer. Es war da, leise und sarkastisch.
Vielleicht, sagte das Monster. Aber ich auch. Ich auch.
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D as hast du gut gemacht.« Sharon stopfte sich mit einer Hand Studentenfutter in den Mund und kaute. Mit der anderen zog sie ein rot-schwarzes Flanellhemd zurecht, das sie über Ruby gebreitet hatten. Die kleine Frau war aus ihrer Bewusstlosigkeit immerhin so lange in eine Art Dämmerzustand erwacht, dass Alex ihr Antibiotika und E rythromycin sowie Percocet verabreichen konnte, bevor sie wieder wegtauchte. Weil Ruby so zierlich war, machte Alex die Dosierung dieser starken Schmerzmittel Kopfzerbrechen, aber sie musste Ruby irgendwie ruhigstellen, alles andere wäre unmenschlich gewesen. Morgen war immer noch genug Zeit, sich den Schrecken der Nacht zu stellen.
»Ich wäre nie auf die Idee gekommen, die Pfanne zu nehmen.« Sharon strich das Hemd unter Rubys Kinn glatt. »Das war wirklich clever, Alex.«
»Ja, na ja.« Alex ließ eine Erythromycin-Pille in ihrer Hand verschwinden. Sie hatte Ruby verbunden und sich dann um ihre Schulter gekümmert, bevor sie die Pillenfläschchen durchgesehen und sich überlegt hatte, was am geeignetsten wäre. Sie entschied sich für Erythromycin, weil sie das Medikament von ihrer Arbeit mit Kincaid kannte. Die Pillen hatten einer Bev Ulrich gehört, die eine ziemlich ungezogene Patientin gewesen war und nur vier Tabletten genommen hatte, obwohl ihr der Arzt zwei pro Tag, vierzehn Tage lang, verordnet hatte, oder es setzt was. Oder vielleicht war Bev auch eine ziemlich brave Patientin gewesen, nur hatte es nach zwei Tagen den Blitz gegeben, und danach war ihre Bronchitis das geringste ihrer Probleme gewesen.
Auf dem Beipackzettel stand, man solle das Medikament mit viel Wasser nach dem Essen einnehmen. Na klar. Im Geiste hörte sie Tante Hannah: Das ist unwahrscheinlich, zum Henker.
Was soll ich tun? Der Gedanke an ihre Tante ließ die winzigen schwarzen Buchstaben auf dem Beipackzettel vor ihren Augen verschwimmen. Erythromycin würde bestimmt nicht heilen, was ihr fehlte, aber
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