Ashes Bd. 1 Brennendes Herz
aber es war unverkennbar ihre Pistole. »Von meinem Dad … Tom, wo … wie …?«
»He, cool, du hast sie repariert!«, rief Ellie. »Tom hat mich versprechen lassen, dass ich nichts verrate. Wir sind am Morgen, nachdem … du weißt schon. Tom hat gesagt, du würdest nicht aufwachen, und Mina würde dich beschützen, also hab ich ihm gezeigt, wo sie mir runtergefallen ist.«
»Du bist ins Wasser gegangen?«, fragte Alex ungläubig.
»Ich nicht«, erklärte Ellie. »Es war tief und echt kalt. Aber Tom ist danach getaucht. Er hat nur vier Versuche gebraucht.
»Ich wollte nichts sagen, bis ich Zeit hatte, sie zu zerlegen, zu reinigen und wieder funktionsfähig zu machen. Ellie hat mir gesagt, dass sie deinem Dad gehört hat. Ich dachte mir, dass du sie bestimmt gern wiederhättest, und es ist wirklich eine schöne Waffe. Hier.« Er hielt das Magazin der Glock in die Höhe. »Das Ersatzmagazin ist noch in deiner Gürteltasche, und ich habe noch ein paar Schachteln Munition in unser Gepäck getan.«
»Danke.« Vorsichtig legte sie das Magazin ein. »Ganz ehrlich, Tom.«
»Ist klar.« Er sah ihr in die Augen, dann sagte er: »Am besten lädst du die erste gleich ins Patronenlager, bevor du das Ding sicherst.«
»Nur für alle Fälle«, sagte sie.
»Kriege ich dann ein Messer?«, fragte Ellie.
Tom und Alex tauschten einen Blick, dann sagte Alex: »Du hast damit angefangen.«
»Ist schon gut«, erwiderte Tom. »Du bekommst ein Messer, Ellie, nur ist deins ein ganz normales Messer.«
»Was?«, schrie Ellie. »Das ist nicht fair. Warum kriegt sie ein Stiefelmesser und ich nicht?«
»Weil ich möchte, dass du es am Gürtel trägst, aber immer in der Scheide lässt, mit dem Fingerschutz drüber.«
»Ich darf es nicht mal benutzen?« Ellie machte ein unglückliches Gesicht. »Was nutzt es mir dann?«
»Du brauchst es, um ein Kaninchen zu häuten oder um einen Angelhaken zu schnitzen, das zeige ich dir noch. So wie ich dir gezeigt habe, wie man mit dem Gewehr umgeht. Nur für alle Fälle.«
»Ja, ja«, beschwerte sich Ellie. »Wenn es nur für alle Fälle ist, warum seht ihr beiden dann so aus, als würdet ihr in den Krieg ziehen?«
Darauf hatten sie keine gute Antwort parat.
Sie stiegen ein, Ellie saß zwischen ihnen. Tom steckte den Zündschlüssel ins Schloss, dann hielt er inne. »Noch können wir zurück.«
»Nein, fahren wir.« Ellie drehte sich um und schaute aus dem Rückfenster. »Seid ihr sicher, dass Mina klarkommt? Auch wenn sie in der Kiste sitzt, ist es schrecklich kalt.«
»Mit all den Decken und dem Pelzmantel? Da fehlt ihr nichts.«
»Gut. Sollen wir die Eingangstür abschließen?«
»Lassen wir sie offen«, meinte Alex und wechselte einen kurzen Blick mit Tom. »Vielleicht findet jemand her, der einen Unterschlupf braucht.«
»Oder die Ranger kommen zurück«, ergänzte Ellie.
»Kann sein.«
»Dann mal los.« Tom startete den Wagen. Der Motor sprang mit einem heiseren Bellen an, dann legte Tom den ersten Gang ein. »Sag dem Haus auf Wiedersehen.«
»Auf Wiedersehen, Haus«, sagte Ellie. Nach einer Sekunde fügte sie hinzu: »Also … sind wir endlich da?«
Alex sah erst Ellie, dann Tom an, und dann lachten sie alle los.
Das war ihr letzter unbeschwerter Augenblick.
TEIL III
DIE
VERÄNDERUNG
30
H olpernd und rumpelnd fuhr der Laster die von Furchen durchzogene Feuerschneise entlang, während Steine unter den Rädern knirschten und gegen den Unterboden knallten. Sie krochen im Schneckentempo dahin, hatten nach einer Stunde gerade mal zwanzig Kilometer hinter sich gebracht. Fünf Kilometer später erreichten sie die befestigte Zufahrtsstraße und kamen flotter voran, mit surrenden Reifen ging es auf dem Asphalt Richtung Osten. Nach weiteren dreißig Kilometern sagte Tom: »Da vorn ist der Parkplatz. Hast du da dein Auto abgestellt?« Als Alex nickte, fragte er: »Sollen wir anhalten? Brauchst du irgendwas von dort?«
Ihr lag auf der Zunge, dass sie nichts mehr von ihrem alten Leben haben wollte, mit Ausnahme ihrer Tante. Kurz überlegte sie, ob sie Tom bitten sollte, nach Süden anstatt nach Norden zu fahren. Vermutlich würde er ihr diesen Gefallen sogar tun, aber nach dem Wenigen, was sie in Erfahrung gebracht hatten, war es schon gefährlich genug, sich auch nur aus dem Naturschutzgebiet hinauszuwagen. Wahrscheinlich wäre es Selbstmord, eine größere Stadt in einem Bundesstaat anzusteuern, in dem es so viele Atomkraftwerke gab und jede Menge abgebrannte Brennelemente lagerten.
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