Ashes Bd. 1 Brennendes Herz
Bogen.«
»Aber irgendwann werden uns die anderen Sachen ausgehen. Dann müssen wir entweder lernen, wie man Kerzen und Seife und Zahnpasta und Kleider macht, oder wir verlassen die Hütte und den Naturpark und besorgen uns Nachschub. Das könnte ziemlich lang dauern, und dann haben wir das gar nicht so kleine Problem, unseren Bedarf zu decken und alles herzuschaffen. Und was soll werden, wenn einer von uns ernsthaft krank wird?«
»Was ist mit deiner Feldlazarettausrüstung?«
»Die kann keinen Arzt ersetzen, das ist dir ja wohl klar. Und selbst wenn ich einer wäre, bräuchte ich Nachschub. Irgendwann müssen wir also gehen. Die Frage ist nur, wann. Entweder wir bleiben bis zum Frühling in unserem Unterschlupf, oder wir brechen jetzt auf, solange wir noch können und bevor andere auftauchen, um uns zu nehmen, was wir haben.«
»Bis jetzt hat sich niemand hierher verirrt.«
»Aber das könnte bald passieren. Die Menschen sind verzweifelt. Sie könnten plötzlich aus dem Wald auftauchen, so wie wir es getan haben, und was machen wir dann? Schlagen wir sie in die Flucht? Oder lassen wir sie rein?«
»Tom, wenn wir jetzt gehen, ist völlig offen, was dann passiert. Es gibt keine Regierung mehr, vielleicht hat das Militär die Macht übernommen, und wer weiß, was die anstellen?« Da fiel ihr etwas ein. »Moment mal, du gehörst doch zur Armee. Wo ist der nächste Stützpunkt?«
»Südlich von hier, in Michigan, die Sawyer Air Force Base in Marquette County, aber die wurde schon vor einer Weile geschlossen und in ein Museum umgewandelt. Da ist bestimmt niemand.«
»Dann sollten wir es in Richtung Süden versuchen.«
Tom schüttelte den Kopf. »Das Militär wird sehr viel mehr daran interessiert sein, sich selbst zu schützen, als uns zu helfen. Das kannst du mir glauben. Die haben eine Menge Waffen und Leute ohne jede Schießhemmung.«
»Spricht nicht gerade für den Aufbruch.«
»Das will ich damit nicht sagen. Ich finde schon, wir sollten gehen, aber ich denke, wir sollten …«, er zögerte, »uns Richtung Norden halten.«
»Norden? Tom, es wird bald schneien. Es ist jetzt schon eiskalt.«
»Stimmt, genau deshalb. Die Leute werden nach Süden oder Westen ziehen, aber nicht nach Norden. Sie flüchten in wärmere Regionen.«
»Tom, nördlich von uns ist nur noch der Lake Superior.«
»Außer wir gehen nach Minnesota.«
Einen Augenblick lang war sie sprachlos. »Minnesota? Du willst nach Minnesota ? Das sind Hunderte von Kilometern.«
»Den Karten der Ranger zufolge sind es ungefähr achthundert Kilometer bis zur Grenze.«
»Bis zur Grenze? Du sprichst von Kanada? Das ist irre. Du willst noch weiter nördlich, und das jetzt, wo der Winter anbricht?«
»Da gibt es viel weniger Menschen. Ein größeres Gebiet für die Leute, die noch am Leben sind. In den Seen gibt es Fisch, und wenn wir uns vom Gebirge fernhalten, auch genug Wild. Sobald der Frühling kommt, können wir einiges anbauen.«
»Tom, du hast dir anscheinend eine Menge Gedanken gemacht, was wir alles machen und nicht machen können. Aber ich habe keine Ahnung von Landwirtschaft, und du bestimmt auch nicht.«
»Es geht nicht darum, hektarweise Weizen oder Mais anzubauen. Ich schlage vor, wir suchen uns ein geschütztes Plätzchen und bauen an, was wir zum Leben brauchen. Das schaffen wir. Menschen haben das von jeher getan. Meine Eltern hatten immer einen Garten. Alex, wenn die Lage so schlimm ist, wie wir gehört haben, dann kannst du das Einkaufen im Lebensmittelgeschäft nebenan vergessen. Das heißt, wir müssen lernen, uns selbst zu versorgen. Ich behaupte nicht, dass das leicht sein wird. Wir werden wahrscheinlich mehr Schwierigkeiten erleben, als wir uns vorstellen können. Aber den Kopf in den Sand zu stecken, hilft nichts.«
»Das ist mir klar«, erwiderte sie gereizt. »Schön, angenommen, du hast recht. Selbst wenn es eine gute Idee sein sollte – und da bin ich mir gar nicht mal so sicher –, müssen wir auch an Ellie denken. Du und ich könnten es schaffen, aber du kannst von Ellie nicht erwarten, dass sie so weit zu Fuß geht und bei Schnee draußen übernachtet. Die Ranger haben uns zwei Paar Schneeschuhe und Langlaufskier hinterlassen, nichts davon passt Ellie. Das heißt, wir müssten sie tragen oder eine Art Schlitten bauen. Das würden wir bestenfalls zwei Monate durchhalten – und auch nur, wenn es nicht schneit. Und das Essen geht uns auf alle Fälle aus.«
»Es sind schrecklich viele Menschen gestorben, Alex«,
Weitere Kostenlose Bücher