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Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Titel: Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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und reflektierte das Licht von Taschenlampen, Gasbrennern und – wie Greg jetzt feststellte – schmutziggelb lodernden Fackeln, die man aus ölgetränkten Lappen gemacht hatte. In der Luft lag der beißende, bittere Gestank von Ruß und Motoröl.
    Greg vermutete, dass sich die meisten der noch verbliebenen erwachsenen Einwohner hier auf dem Platz versammelt hatten. Auf dem Weg dorthin hatten offenbar ein paar Leute Gefallen an ein bisschen Randale gefunden. In mehreren Ladenfenstern zu seiner Linken klafften gezackte Löcher im Glas und auf dem verschneiten Gehweg blitzten Scherben. Die Menschenmenge scharte sich erwartungsvoll um den Stamm einer kahlen Eiche; viele schwatzten, einige schlenderten ruhelos umher. Rechts von Greg standen Yeager und die übrigen Ratsmitglieder reglos inmitten eines Kreises von Bewaffneten.
    »Was haben sie vor?« Gregs Stimme klang so dünn wie eine Klaviersaite. Aidan und Lucian hatten sie mit vorgehaltenen Waffen durch den Vorraum nach draußen geführt, vorbei an Toris Leiche, die jemand gnädigerweise mit einem Mantel zugedeckt hatte. Greg wäre fast zusammengebrochen, hätte Kincaid nicht seinen Arm fest umklammert und ihn praktisch die Stufen der Kirche hinuntergetragen.
    »Nichts Gutes«, murmelte Kincaid.
    Da öffneten sich krachend die Türen des Gemeindehauses, und vier Männer erschienen, die unter der Last prall gefüllter Säcke wankten. Ihnen folgten Jarvis und ein anderer, beladen mit mehreren Rollen Seil. Einige Leute stürzten sich auf die Säcke mit den Lebensmitteln und zerrten gierig Dosen und Gläser heraus, andere nahmen Jarvis und seinem Helfer die Seile ab. Ein Mann zu Pferd machte sich daran, die Seile über einen der dicken unteren Äste der Eiche zu werfen, der immer noch gut fünfzehn Meter über dem Boden war. Eifrige Bürger eilten herbei, um die freien Enden der Seile festzuhalten. Es waren so viele, dass jene, die kein Stück Seil mehr zu fassen bekamen, ihren Vordermann an der Hüfte packten und so eine Menschenkette bildeten. Jetzt machte Jarvis eine ausladende Bewegung mit dem Arm. Greg stieg ein durchdringender Geruch in die Nase, und er dachte: Kohlebriketts . Jarvis trat zurück und sagte etwas, das Greg nicht verstehen konnte, und dann gingen erneut urtümliche Laute durch die Menge, als die Leute an den Seilen und in der Menschenkette zu ziehen begannen.
    Erleuchtet von all den Lichtern aus unterschiedlichen Quellen wurden die schlaffen Körper von Ben Stiemke und seinem Großvater aus dem Schnee hochgerissen und baumelten nun an den Galgenstricken wie Gruselfiguren in einer Karnevalsparade. Da der alte Mann um einiges leichter war, ließ er sich schneller hochhieven, binnen Sekunden hing er in der Luft. Bei Ben dauerte es länger, nicht nur weil er schwerer war …
    Sondern weil er noch lebte.
    Wenn auch nur gerade eben. Greg hoffte, dass das, was er da sah, nur die letzten Reflexe des Reptiliengehirns waren. Allerdings glaubte er nicht daran. Als sich die Schlinge zuzog und Ben die Luft abschnürte, zuckte und trat er mit dem unverletzten Bein, und seine blutigen Hände krallten sich in das Seil. Greg war zu weit weg, um sein Gesicht zu sehen, aber er konnte es sich vorstellen: Ben mit weit aufgerissenem Mund, das gesunde Auge rollte hin und her, und aus der zertrümmerten Augenhöhle starrte stummer Schrecken.
    Unter höhnischem Gelächter schloss sich der Mob um den Jungen, schlug mit Knüppeln und Gewehrkolben auf das zappelnde Bein und den Körper ein. Dann sprang jemand mit einer Fackel vor, in deren Feuerschein Greg die grauhaarige Furie wiedererkannte: Kreischend stieß Travers die Flamme in Bens blutenden Bauch.
    Mit einem jähen Buff ging Ben Stiemke in blau züngelnde Flammen auf, als sich das Feuerzeugbenzin entzündete, das Jarvis über ihn geschüttet hatte. Sarah stieß einen Schrei aus, doch er wurde vom Jubeln und Johlen der Menge übertönt. Noch schlug Ben wild um sich, das eine Bein strampelte immerzu, aber es wurde jetzt schwächer und zog einen blauen Flammenschweif hinter sich her, der rasch in Gelb umschlug, als das Benzin verbrannt war und das Feuer in Bens Kleidern neue Nahrung fand. Die Leiche seines Großvaters, die ebenfalls in Flammen stand, flackerte wie eine Kerze.
    Die Menge verfiel in absolutes Schweigen. Aidan und Lucian waren hingerissen, ihre Mienen entrückt. Es herrschte eine so vollkommene Stille, dass Greg das Zischen und Knistern der Flammen hörte, während Bens Zappeln zu einem Zucken und dann zu

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