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Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Titel: Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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kannst es. Wir alle können es. Denk nur mal an ekstatische Erfahrungen, wenn Menschen plötzlich in verschiedenen Sprachen sprechen oder sich einbilden, Jeeesus «, Finn sang das Wort wie ein Wanderprediger, »käme in ihre Herzen. Die Menschheit liebt dieses Transzendente, das Gefühl, dass etwas größer ist als sie selbst. Das ist der Grund, warum sie sich seit Hunderten von Jahren, seit König Og in die Sterne guckte, Tränke zusammenbraut und psychedelische Stoffe benutzt. Meine Favoriten sind die, die man in den Schriften der Hindu findet, den Veden, in denen es um Absude und Elixiere aus einer ganz besonderen Pilzsorte geht, die nicht nur die Zwiesprache mit dem Göttlichen ermöglichen, sondern auch die Befreiung von moralischen Zwängen und die Erweckung der Toten. Wenn man sich religiöse Schriften zu Gemüte führt, stellt man fest, dass alle ihre Helden – Shiva, Vishnu, Moses, Ezechiel, Jeeesus – einen Rausch erleben, Visionen haben und aus der Unterwelt oder dem Totenreich zurückkehren … und alle hören sie diese kleine leise Stimme.«
    Chris . Peter erinnerte sich daran, wie sein Freund plötzlich aufgetaucht war … und an diese ruhige, klare Stimme. Was also habe ich da gehört? Wen? Ein fürchterlicher neuer Gedanke formte sich in seinem Kopf: Mein Gott, wenn das Finn war? »Aber hören allein … na ja … das ist noch keine Kommunikation.«
    »Ja, aber es ist ein Anfang, Junge.« Finn tippte sich mit dem Finger an die Schläfe. »All das beweist, dass es auf vielerlei Arten möglich ist, das Gehirn neu zu vernetzen, damit es Befehle aussenden und empfangen kann. Wir wissen, dass das Gehirn nicht nur darauf programmiert ist, das Mystische zu suchen, wir können diese Erfahrungen sogar erzeugen. Man muss nur den Schläfenlappen mit einer Elektrode an der richtigen Stelle stimulieren, ein bisschen kitzeln – und schon kann man selbst eine außerkörperliche Erfahrung machen. Das Potenzial ist da, wir nutzen es nur nicht und setzen stattdessen auf die Sprache. Jetzt haben wir aber die Veränderten, die nicht sprechen und trotzdem gemeinsam agieren und offensichtlich miteinander kommunizieren.« Finn bedachte Davey mit dem Blick eines stolzen Vaters, dessen Kind die Hundertmeterstrecke in zehn Sekunden gelaufen war. »Woher willst du wissen, dass die Veränderten nicht über Sinne und Fähigkeiten verfügen, die du hast verkümmern lassen, und dass wir … das heißt, ich nicht in die chemischen Abläufe eingreifen und damit neue Möglichkeiten schaffen kann? Du bist nicht der Einzige mit einem veränderten Hirn, Junge.«
    Und nicht der Einzige mit Drogen im Körper. Aber was genau meinte Finn damit, dass er nicht der Einzige sei? Bezog sich das nur auf die Veränderten? Oder redete Finn von sich selbst?
    Mein Gott, ist Finn etwa auch anders? Ist er schon seit Jahren wie die Veränderten und hat nur darauf gewartet, seinesgleichen zu finden?
    Oder hatte auch Finn die Drogen genommen, die er Peter und Davey und diesen Mädchen verabreicht hatte? Die Geschichte strotzte nur so vor Ärzten und Wissenschaftlern, die zuerst an sich selbst experimentiert hatten.
    »All das haben Sie doch nicht gerade eben erst herausgefunden«, vermutete Peter.
    »Natürlich nicht. Wie gesagt, Peter«, Finn legte bedeutsam die Fingerspitzen aneinander, »ich experimentiere. Das habe ich immer schon getan. Ich ziehe Schlussfolgerungen, leite ab. Überleg mal, wie viel schlagkräftiger eine Armee sein könnte, wenn sie sich nur auf eine einzige Aufgabe konzentrieren würde. Wenn Befehle nicht nur über eine einzelne Sinnesmodalität, einen einzigen Kommunikationsweg vermittelt würden. Es gibt keine Wunder, Junge, nur Dinge, die wir uns nicht erklären können, Fähigkeiten, die wir nicht zu nutzen verstehen, Schalter, die wir nicht betätigen … bis wir es irgendwann doch können und auch tun.«
    Dieser Gedanke, die Vorstellung, dass Finn eine Armee von Veränderten befehligte, ließ Peter schier das Blut in den Adern gefrieren. Und er hat von Jahrzehnten gesprochen. Finn war in Vietnam gewesen, vielleicht hatte er damals schon experimentiert, das hatten die beim Militär ja auch mit Sarin und LSD und anderen Drogen gemacht. Wenn Finn schon so lange an dieser Sache dran war, stand er jetzt vielleicht vor dem Durchbruch. Die Veränderten waren für ihn ein unglaublicher Glückstreffer, eine Zufallsentdeckung, ein Heureka-Augenblick.
    Und ich bin es für ihn wohl auch. Ich bin weder gestorben noch zu einem

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