Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)
murmelte Peter, wenn auch ein ganz kleiner, noch gesunder Teil seines Verstandes wisperte: Doch, bist du .
»Wo ist der Boss überhaupt?«, fragte Segelohr. »Er ist schon über eine Woche weg.«
»Du weißt, dass ich echt bin«, sagte Simon.
»Psst«, flüsterte Peter. »Simon, bitte, sei leise . Ich muss …«
»Als Letztes hab ich gehört, dass er ein paar Chuckies mitgenommen hat. Will sehen, wie sie sich machen«, erwiderte Lang. »Er sagt, wenn sie in Teams rausgehen, lernen sie schneller, besonders wenn sie genug intus haben.«
»O-o«, machte Simon.
Das erregte Peters Aufmerksamkeit. Genug intus? Genug von was? Lang und Segelohr sprachen nicht nur von seinen Mitinsassen. Von wem noch? Hatte Finn verschiedene Veränderte? Inwiefern verschieden? Peter dachte an die Glocken. Daran, wie gut er hörte, und an seinen immer wiederkehrenden alten Traum. An die Nervensäge in seinem Kopf. Und Simon – ich höre jemanden, von dem ich weiß, dass er nicht da sein kann. Was ist wenn …
»O Gott, sie und wir zusammen – dabei krieg ich Gänsehaut. Und was passiert mit denen? Mit ihren Augen? Und was ist mit dem da los?« Segelohr zeigte mit dem Daumen auf Peters Zelle. »Wenn ich den sehe, wird mir ganz anders. Wie in einem Horrorfilm.«
Moment mal. Was soll mit mir los sein? Er tastete mit den Fingern nach den Wangenknochen und fuhr sich über die geschlossenen Lider. Seine Augen fühlten sich wund an, als würde er gleich Blut weinen. Augen, Augen in der Dunkelheit, Löcher im Stein. Aber ich habe echte Augen. Es sei denn, ich verändere mich auch, in etwas anderes. Oder wenn Finn …
»Ja, aber du wirst froh sein, wenn es so weit ist. Da gibt’s noch eine Menge mehr von denen. Besser ein Chucky kriegt eine Kugel ab als ich«, meinte Lang.
»Vielleicht.« Segelohr klang skeptisch. »Aber eins sag ich dir, wenn einer von denen mich komisch ansieht, puste ich ihm den Schädel weg. Und was will der Boss mit all den Chuckies hier und an den anderen Plätzen? Weißt du, was er mit ihnen vorhat?«
»Na ja, manche nimmt er«, sagte Lang. »Die Klügeren, schätze ich. Aber was wir mit dem Rest anfangen sollen … keine Ahnung.«
Finn hat noch mehr Veränderte, und nicht nur hier. Er hat sie in Gruppen eingeteilt: die einen lässt er in Ruhe und die anderen … setzt er unter Drogen? Jetzt wurde Peter einiges klar. Wie hatte er nur so dumm sein können, dem Mistkerl zu glauben, dass sie nicht mehr als zehn Chuckies auf einmal unterbringen könnten? Es war fast fünf Monate her, dass alles den Bach runtergegangen war. Aber Finns Miliz hatte es schon lange davor gegeben. Finn war auf einen Zusammenbruch vorbereitet. Also arbeitet er mit den Veränderten, bearbeitet sie irgendwie, er hält sie sich nicht nur als Haustiere. Er will die klügsten, die schnellsten, die besten.
Was Finn mit den anderen vorhatte, also denen, die hier bei ihm waren, konnte sich Peter nicht vorstellen. Sie dienten nicht als Nahrung – jedenfalls nicht für die Veränderten, die sich zwar gegenseitig töteten, aber niemals fraßen. Was also wollte Finn mit all diesen Kids, die größtenteils aus Rule kamen?
Ein anderer Gedanke kam ihm: Er hat mich . Er weiß alles über mich . Also wusste Finn von Simon? Von Penny? Was, wenn Finn auch nach ihnen suchte?
Entspann dich, er wird sie nicht finden. Keiner weiß, wo Penny …
»Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte Simon. »Finn hat dich. Warum glaubst du, er könnte es nicht rausfinden? Du musst etwas unternehmen, Peter.«
»Ich habe getan, was ich konnte. Ich habe dich am Leben gehalten.« Peters überanstrengtes Gehirn fühlte sich an, als hätte jemand es in einen Mixer gesteckt. »Deinetwegen habe ich alles verloren.«
»Nein«, sagte Simon – und dabei klang er genau wie Finn. »Du warst schon verloren, als du dachtest, die Zone wäre eine gute Idee. Du warst sogar schon verloren, als du die Polizei belogen hast, anstatt ihnen die Wahrheit über den Unfall und das Boot und Penny zu erzählen.«
»Glaubst du etwa, ich wüsste das nicht?« Er versuchte, nicht laut aufzuschreien. Nein, nicht, nein, du darfst nicht schreien . Er saugte das weiche Fleisch seiner Wangen zwischen die Zähne und biss fest hinein. Schmerz durchzuckte ihn, aber das genügte nicht annähernd. Schreien bringt nichts. Wenn du schreist, tun sie dir weh, Lang tritt dich und schlägt dich. Aber er bringt dich nicht um. Das hört nie auf, außer du …
»Also tu was, Peter«, sagte Simon. »Halt Finn
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