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Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Titel: Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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auf. Komm in die Gänge. Mach irgendwas .«
    »Halt’s Maul !« Zähnefletschend trat Peter mit dem linken Fuß nach Simon. »Halt’s Maul, Simon, halt einfach dein Maul!«
    »Hey, hey!«, rief Lang.
    »Bitte, Herrgott .« Stöhnend rappelte Peter sich auf, hielt sich an den Gitterstäben fest und stemmte sich gegen die Wand, während er gegen die nächste Schmerzwelle ankämpfte. »Nein, nein, nein, nicht schreien, Peter, nicht schreien.«
    Nicht zum ersten Mal fragte er sich, wie lange und wie fest er den Kopf gegen die Gitterstäbe knallen musste, damit sein Schädel brach und sein Gehirn wie flüssiges Eigelb heraustropfte. Oder er könnte einfach zu dem Gitter gehen, hinter dem die Veränderten warteten. Seine Hände hindurchstrecken und Kate zu sich ziehen, ihre Zähne in seine Kehle sinken lassen, ihr den ersten Bissen gönnen. Es wäre vorbei, noch bevor die Wachen sie und ihre Zellengenossen zurückprügeln konnten. Aber er war ein Feigling, er brachte es nicht fertig, sich umzubringen. Noch war er nicht bereit, und noch immer gab es Penny und Simon. Und Chris.
    Zählen; er sollte zählen. Zählen war gut. Zehn Zellen, es sind zehn … Sein fiebriger Blick streifte eine nach der anderen. Fünf auf jeder Seite, eins, zwei, drei, vier, fünf … »Das ist der Daumen, der schüttelt die Pflaumen, der hebt sie auf, der trägt sie nach Haus … hilf mir, hilf mir, hilf … Bong-Bong- BONG  …«
    »Also, das ist doch wirklich verrückt«, sagte Segelohr.
    »Nein, nein, nein, neinneinneinnein«, sang Peter, schlug sich gegen die Schläfen und warf den Kopf vor und zurück. »Acht … acht, acht, acht, acht Tage seit den Glocken, aber zehn Zellen, zwei mal fünf Zehen …« Seine Stimme klang so hoch, als würde sie sich gleich überschlagen. »Und der Kleine isst sie ganz alleine … nein, stopp! Hör auf, hör auf! « Er bemerkte gar nicht, dass er jedes Wort mit einem Schlag auf sein Kinn unterstrich, bis seine Knöchel schmerzten.
    »Sollten wir nicht irgendwas machen?«, fragte Segelohr.
    »Sobald er sich die Augen rauspult oder so«, meinte Lang.
    »Hat er das schon mal gemacht?«
    »Nur einmal.«
    »Hör auf«, keuchte Peter, aber er war sich nicht mehr sicher, mit wem er sprach. Er musste das lassen, musste sich zusammenreißen. Wieder und wieder boxte er sich auf den Unterkiefer, fester, fester! Diesmal platzte das weiche Innere seiner Wange auf. Er schmeckte Eisen und Moorwasser – das Boot, tief im Dunkeln –, ein Geschmack, den er inzwischen gut kannte. Aber das bin ich, das ist gut. Er schluckte. Das ist mein Blut; niemand, den ich essen musste  …
    »Nein.« Abrupt richtete er sich auf, als hätte ihn eine Sprungfeder hochgerissen. » Darüber werde ich auch nicht nachdenken. Ich denke über irgendwas anderes nach. Ich denke, denke, denke.« Er schritt die Grenzen seiner Zelle ab, an den Augen der Veränderten vorbei, aber außerhalb ihrer Reichweite, und an Kate, Kate , eine Runde nach der anderen, immer im Kreis. Zähl, mach was, irgendwas, aber reiß dich zusammen. »Reiß dich zusammen, reiß dich zusammen, ich bin Peter, ich bin in einer Zelle, ich bin in einem Lager …«
    »Du bist Peter, du bist in einer Zelle, du bist in einem Lager.« Simon war ein Echo, ein Geist auf dem Friedhof von Peters Erinnerungen. »Du bist in einer Zelle, das ist die Hölle, und ich bin Simon, und das ist der Daumen, der schüttelt die Pflaumen …«
    »Ich höre dir nicht zu.«
    »Du sprichst doch mit mir.«
    »Ich höre dich nicht!«, schrie Peter, über das Bong-Bong- BONG hinweg. »O Gott, bitte, lass mich in Ruhe!« Sein Kopf tat so schrecklich weh, als hätte ihm jemand mit einem Ziegelstein den Schädel eingeschlagen. Bitte, Gott, bitte. Warum lässt du mich nicht sterben?
    »Weil deine Zeit noch nicht gekommen ist«, sagte Simon.
    »Aber ich halte es nicht mehr aus.« Peter fuhr sich mit der Zunge über die Oberlippe, die den inzwischen wohlbekannten Geschmack von Kupfer und Salz hatte. »Bitte, Simon …«
    »Simon?«, fragte Segelohr.
    »Der Enkel vom alten Reverend«, erklärte Lang gelangweilt. »Der Junge war ein guter Freund von ihm.«
    »Enkel? Ich dachte, Chris Prentiss war Yeagers Enkel.«
    »Der auch –seltsam, ich dachte, der Alte hat nur einen Enkel.«
    »Wie soll das denn gehen?«, wunderte sich Segelohr.
    »Wenn ich das wüsste«, meinte Lang.
    »Du darfst noch nicht sterben, Peter«, sagte Simon. »Penny und ich brauchen dich.«
    »Glaubst du etwa, ich weiß das nicht?«

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