Ashes to Ashes (German Edition)
Schatten unter ihnen verbargen.
„Und jetzt geh zurück zu deiner Truppe!“.
Gebeugt stapfte er langsam hinfort.
„Weißt du…, Friedrich… ich frage mich die ganze
Zeit schon…, wer von uns beiden tatsächlich mit Dummheit gestraft ist. Was hält
dich denn so verzweifelt davon ab, dir jetzt einfach ein Pferd zu schnappen und
mit mir zurück an den Hof zu reiten?! Es wäre so einf… Alle warten sie. Rik,
Toey, … Babette…“
Mit einem bitteren „Hmpf!“ hielt Friedrich die
Hand nach oben. Der goldene Ring schimmerte dumpf. „Es ist zu spät!“, keuchte er
mit einem Lächeln im Mundwinkel. „Einfach zu spät, jetzt noch umzukehren. Ein
Eid bindet mich. Ein… Eid!“
„Welcher Eid kann denn wichtiger sein als der,
den du deinem Land geschworen hast? Nur weil er dir in Form eines Ringes am
Körper haftet, siehst du dich nicht imstande, dich von ihm zu lösen? Und was
kann es für ein Eid sein, der dir die Freiheit raubt, zurück nach Hause zu
gehen.
Zu deiner Familie… zu der Frau, die so
sehnsüchtig auf dich wartet, dass ich mich schon gar nicht mehr in ihre Nähe
traue,
weil sie mich wieder mit Fragen belagern wird,
die ich ihr nicht beantworten kann. Wann kommst du endlich zurück? Und das
schlimmste ist, bis vor kurzem wusste noch niemand etwas von deinem neuen Ich!
Du hast es dir sehr schnell zugelegt, ich bin beeindruckt! Aber ich glaube
nicht, dass man ebenso schnell sein altes ablegen kann und ich weiß, dass du
tief in dir drin diesem alten Ich nachtrauerst, weil du verflucht noch mal
weißt, dass das der wahre Friedrich war!“
„Seit wann sprichst du so leichtfüßig davon,
Eide zu brechen?!“
„Seid dem Tag, da ich den Unterschied zwischen
einem Eid und einem erzwungenen Schwur verstanden habe! Wenn du hier bleibst,
wendest du dich von deinem König ab, von deinem Land. O und versuch erst gar
nicht, mir zu erzählen, welch lauteren Geschäften du hier nachgehst! Einen Eid wirst du brechen müssen. Nur welchen… diese Entscheidung liegt ganz allein
bei dir…, Friedrich!“
Lange, unbarmherzige Stille folgte, die sich
fast vollständig im gleichmäßigen Prasseln des Regens verlor.
Friedrichs Atem ging schwach. Auch Duncan fühlte
seine Brust wie zugeschnürt und wagte nicht, sich zu bewegen.
Dann richtete Friedrich den Blick nach oben,
wendete sein Gesicht dem schwarzen Himmel zu, mit geschlossenen Augen.
/Wenn du ein Gebet gen Himmel schickst, so hoffe
ich… dass Gott dich erhört, mein Freund. Und ich hoffe, dass er auch meine
Gebete erhört. Bring ihn uns wieder. Bring ihn uns bitte … zurück!/
***
„Sherryl, komm schnell…, hier entlang!“
„Lady Bernadette… Ihr bräuchtet nur in die Küche
zu gehen und man würde Euch ein ganzes Nachtmahl auftischen! Wieso müssen wir
denn hier im Freien herumhuschen um Törtchen zu stehlen?!“
Sherryl hielt die Stimme gesenkt, als sie hinter
Bernadette herschlich und schüttelte skeptisch den Kopf. Wie alt waren sie
eigentlich?! – Wie alt war vor allem sie selbst, dass sie sich von der
Prinzessin hatte überreden lassen, kurz vor Mitternacht Leckereien aus der
königlichen Hofküche zu klauen?
Bernadette stieß ein hohes Kichern aus.
Als sie sich halb zu Sherryl umwandte, verrieten
Sahnespuren um ihre Lippen, dass sie herzhaft genascht hatte. Sie grinste
übermütig.
„Einfach in die Küche gehen und fragen könnte ja
jeder!“
/Oh, da täuscht Ihr Euch…/
„Aber wo bleibt da der Spaß?“
/Spaß für dich, junge Dame! Aber wenn sie mich erwischen, wird die Angelegenheit
wohl weniger lustig sein!/, stöhnte die Rothaarige innerlich, doch sie
behielt ihre Gedanken lieber für sich.
Schließlich war es nun ohnehin zu spät, nach
vollendeter Tat einen Rückzieher zu machen. Und ein Gutenachthäppchen war
vielleicht auch gar nicht so verkehrt. Beim Gedanken an den kleinen Kuchen, den
sie fest in ihrer rechten Hand hielt, lief ihr das Wasser im Mund zusammen.
Seit sie am Königshof als Bernadettes Kammerzofe
und Gefährtin eingesetzt worden war - und dies beruhte sicherlich auf das
krampfhafte Fürreden der Großmutter, war sie zwar schon hin und wieder in den
Genuss kleinerKöstlichkeiten gekommen, aber
dass sie eine solche Leidenschaft für Süßes entwickeln würde, war selbst ihr
völlig fremd.
„Pschhhhht, Sherryl… bleib stehen!“, haspelte
die Prinzessin und streckte einen ihrer zierlichen Arme nach hinten um
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