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Ashford Park

Ashford Park

Titel: Ashford Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Willig
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Weihnachtsauto liefen. Sie wusste natürlich, dass die Büros sich leerten und die Leute sich die Woche zwischen Weihnachten und Neujahr freinahmen, doch es war nur ein abstrakter Gedanke. Für sie bestand diese Woche einzig aus matschigen grauen Straßen, kalten Krankenhauswänden und den gedämpften Stimmen jener, deren Aufgabe es war, mit den Toten umzugehen. Während andere ihre Geschenke öffneten, sprachen sie über die vorübergehende Konservierung des Leichnams. Papiere mussten durchgeforstet, Anweisungen ausgeführt, Möbelpacker und Gutachter bestellt werden.
    Clemmies Mutter hatte bereits mit der Suche nach einer neuen Wohnung begonnen: Sie konnte bis zur gerichtlichen Testamentseröffnung in Granny Addies Wohnung bleiben, doch das Testament verfügte eindeutig, dass das Apartment verkauft und mit dem Erlös eine Stiftung errichtet werden sollte. Clemmies Mutter und Tante Anna sollten lebenslang die Zinsen aus dem Vermögen beziehen, das nach ihrem Tod zu gleichen Teilen an alle Enkel übergehen sollte.
    Für Clemmie war die Vorstellung, dass Granny Addies Wohnung verkauft werden würde, eine Qual. Sie war ihr Zuhause. Ihre Eltern hatten zwar einmal eine Zeitlang mit den Kindern, also mit Clemmies beiden Brüdern und ihr, in Kalifornien gelebt, aber daran konnte sie sich kaum erinnern. Ihre Erinnerungen begannen und endeten bei Granny Addie, in dem kleinen Zimmer, das sie für Clemmie mit Mini-Maus-Stickern dekoriert hatten, in der Küche, wo immer irgendwelche von Festen übriggebliebene Leckerbissen warteten, im blau-weißen Schlafzimmer, wo Granny Addie sie empfangen hatte, als sie zum Gehen zu schwach geworden war. Mutter und Tante Anna hatten schon begonnen, das Schlafzimmer auszuräumen, doch daran wollte Clemmie jetzt nicht denken.
    «… so unendlich leid», sagte die Person, die ihr gerade die Hand drückte.
    «Danke, das ist sehr freundlich», murmelte Clemmie und wandte sich mit automatisch vorgestreckter Hand dem nächsten Trauergast zu.
    «Hey», sagte Jon.
    Bei seinem mitfühlenden Blick drohte ihr das krampfhaft bewahrte Lächeln zu entgleiten. Sie atmete einmal tief und lang durch die Nase ein, um die Fassung wiederzugewinnen. «Hey», sagte sie mit unsicherer Stimme.
    Er war den ganzen Tag schon da, eine vertraute Gestalt in einem ungewohnten schwarzen Anzug, doch sie hatten kaum ein Wort miteinander gesprochen. Er hatte Tante Anna, die auf ihren hohen Absätzen kaum gerade stehen konnte, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn Halt geben müssen und geschickt verhindert, dass sie mit Clemmies Mutter zusammentraf. Wenn Mutter und Tante Anna noch nicht aneinandergeraten waren, so war das größtenteils Jon zu verdanken. Die beiden hatten sich die ganze Woche hindurch angekeift wie zwei bissige kleine Kläffer.
    Clemmie wäre Jon dankbarer gewesen, hätte sie nicht den etwas gemeinen Verdacht gehegt, dass sein Bemühen, Tante Anna von ihrer Schwester fernzuhalten, ihm gleichzeitig einen bequemen Vorwand lieferte, sich selbst von Clemmie fernzuhalten.
    «Geht’s einigermaßen?», fragte er, und Clemmie wusste nicht, ob sie sich ihm in die Arme werfen und weinen oder ihm einen Tritt gegen das Schienbein geben sollte. Am besten beides.
    Er hatte seinen Mantel an, einen blaugrauen Schal lose um den Hals, Handschuhe in einer Manteltasche.
    Clemmie kniff die Augen zusammen. «Gehst du?»
    Er hatte wenigstens den Anstand, ein verlegenes Gesicht zu machen.
    «Du lässt mich hier mit Mom und Tante Anna allein, wo die beiden sich jeden Moment an die Gurgel gehen können?» Sie versuchte, einen Scherz daraus zu machen.
    «Tut mir leid, dass ich nicht zum Aufräumen bleiben kann …» Er zupfte an den Enden seines Schals. «Ich, äh, ich muss unbedingt nach Hause.»
    «Aufregende Silvesterverabredung?», sagte Clemmie bissig, obwohl sie wusste, dass das nicht fair war. Er hatte mehr als seinen Teil beigetragen. Trotzdem war sie ärgerlich.
    «Kaum.» An seinem Kinn glänzten ein paar goldbraune Bartstoppeln, die er beim Rasieren übersehen haben musste. Er sah damit eine kleine Spur verlottert aus, verlottert und gedrückt, und erinnerte sie noch stärker als sonst an Indiana Jones. «Glaubst du im Ernst, mir ist nach Feiern zumute?»
    Irgendwie schaffte er es immer, sie ins Unrecht zu setzen. Besonders, wenn sie tatsächlich im Unrecht war. «Tut mir leid», sagte sie. «Das war nicht fair. Ich weiß, du hast mehr getan als …»
    «Lass es», sagte Jon, und sein Gesicht bekam etwas Gequältes,

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