Ashford Park
fügte sie hastig hinzu: «Wir sind beide so beschäftigt, David mit seinen Kursen und ich mit meiner Arbeit. Wir heiraten wahrscheinlich, wenn ich zurück bin.»
«In der St. Margaret’s Kirche am Hanover Square?»
Addie lachte. «Bestimmt nicht.» Sie versuchte, sich Davids Kollegen oder ihre Boheme-Freunde bei einer Society-Hochzeit in St. Margaret’s vorzustellen. Absurd. Dass sie davon einmal geträumt hatte, genau wie Bea, von Wolken weißen Tülls und Orangenblüten und kleinen Kindern, die einem die Schleppe trugen. Bea hatte verkündet, unter einem Marquis würde sie es nicht tun … «Bei uns wird es schlicht das Standesamt.»
Selbst das konnte sie sich kaum vorstellen. Mit dem Konzept der Ehe im Allgemeinen hatte sie keine Schwierigkeiten, aber sich vorzustellen, sie wäre mit David verheiratet, war wie eine Sackgasse. Es war völlig verrückt. Er war sehr gut zu ihr. Das sagten alle. Gut und fürsorglich.
Und unendlich langweilig.
Addie vertrieb schnell diesen unwürdigen Gedanken und hoffte, man sähe ihr ihn nicht an.
Frederick sah sie kurz von der Seite an. «Meinen Glückwunsch», sagte er. «Ich hoffe, er ist deiner würdig.»
Sie versuchte einen Unterton des Spotts zu entdecken, aber sie fand keinen. «Danke», antwortete sie zurückhaltend.
«Wir müssen dafür sorgen, dass du die letzten Wochen der Freiheit gründlich genießt», sagte Bea. «Du musst das Leben bis auf den letzten Tropfen auskosten, bevor wir dich nach Hause fahren lassen in die Gefangenschaft der Ehe, findest du nicht auch, Schatz?»
«Vielleicht empfindet sie sie nicht als Gefangenschaft», meinte Frederick.
Bea ignorierte ihn. «Wir befinden uns hier vielleicht am äußersten Rand der Zivilisation, aber ein kleines bisschen gesellschaftliches Leben haben wir trotzdem zu bieten. Die Feste von Diana Hay sind einfach fabelhaft. Und nicht alle sind sündhaft», fügte sie mit einem Seitenblick zu ihrem Mann hinzu. «Nur die wirklich gelungenen.»
Addie hatte in London von diesen Festen gehört, Gerüchte von Orgien mit übermäßigem Kokaingenuss und sexueller Ausschweifung, wahlloser Kopulation im Salon und Partnertausch. Zu Hause gab es einen gängigen Spruch: Sind Sie verheiratet oder leben Sie in Kenia?
«Esst ihr oft auswärts?», fragte Addie.
«Die Farmen liegen zu weit auseinander. Aber während der Rennwoche ist natürlich viel los. Nicht zu vergessen die wirklich zauberhaften Wochenenden, die sich manchmal ergeben.» Wieder so ein Seitenblick. «Frederick lässt die Mädchen nicht gern allein.»
«Sie sind noch sehr klein», sagte Frederick kurz und lenkte den Wagen an den Straßenrand, wo, soweit Addie erkennen konnte, nichts zum Anhalten einlud. Es gab nirgends ein Haus oder auch nur eine Piste, nur einen mit Schilf und Papyruspflanzen gesäumten Fluss, der sich in Windungen an der einen Straßenseite entlangzog. Ein paar krumme Bäume ragten unbeugsam aus dem braunen Gras empor, in dem eine dunkelrote Blütenpracht leuchtete.
«Ist etwas mit dem Motor?», fragte Addie mit einem skeptischen Blick zu der langen gelben Motorhaube, die jetzt von rotem Staub bedeckt war.
«Nur das Klima», erklärte Bea, während Frederick eine rostige Kanister aus dem Kofferraum holte. «Hier halten alle immer an, um Wasser nachzufüllen. Die Hitze strapaziert die Motoren. Ganz zu schweigen vom Teint. Komm, steigen wir aus und vertreten uns die Beine», fügte sie hinzu. «Wir halten dann bis Ashford nicht mehr an.»
Addie stieg nach Bea aus und versank mit ihren Londoner Schuhen in rotem Sand. «Deinen hat sie überhaupt nicht angegriffen», sagte sie. «Deinen Teint, meine ich.»
«Findest du wirklich?» Bea sah erfreut aus. «Ich komme mir in letzter Zeit immer wie eine uralte Schachtel vor, ausgetrocknet und verbraucht.»
«Du siehst wunderbar aus. Wirklich. Du bist so schön wie eh und je.» Frederick war schon fast unten am Fluss. Mit gesenkter Stimme fragte Addie: «Geht es dir auch wirklich gut?»
Bea wandte sich von ihr ab. «Wieso sollte es mir nicht gutgehen? Ich bin glückselig, dass du hier bist. Die Zeit war viel zu lang. Ich hätte dich schon vor Jahren hierherholen sollen.»
Vor Jahren hätte Addie weder die Mittel noch die Lust zu einem Besuch gehabt. Auch so hatte die Schiffspassage ihre schmale Börse bis zum Äußersten strapaziert. David hätte ihr das Geld geliehen, wenn sie ihn darum gebeten hätte, aber das hatte sie nicht gewollt. Das hier war ihre eigene private Wallfahrt.
Bea zupfte mit
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