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Ashford Park

Ashford Park

Titel: Ashford Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Willig
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murmelte Raoul.
    «Womit, Darling?», fragte Bea zerstreut. Addie kam jetzt mit gesenktem Kopf die Treppe zur Terrasse herauf. Sie trug Beas altes Kleid, grüner Crêpe de Chine, das vor zwei Saisons modisch gewesen war.
    «Dass du mich brauchst.» Raoul nahm sie bei den Händen und zwang sie, ihn anzusehen. «Dass du mich so sehr brauchst wie ich dich.»
    «Darling», sagte Bea. So ein wunderbar vielseitig verwendbares Wort, das alles bedeuten konnte, ohne irgendetwas zu versprechen.
    Raouls Augen blitzten im Widerschein des Feuers. «Geh mit mir fort. Wir können das alles hinter uns lassen», sagte er mit einer Geste, die die Gesellschaft auf der Terrasse, die Tänzer, Frederick umfasste. «Sie verdienen dich nicht.» Seine Finger drückten sich schmerzhaft in ihren Arm. «Du weißt, dass es wahr ist. Du kannst es nicht leugnen.»
    Nein, das konnte sie nicht. Schon vor dem heutigen Abend, über Wochen, hatte sie gemerkt, was sich entwickelte, hatte es gesehen und die Augen davor verschlossen.
    «Komm mit mir nach Carmagnac», drängte Raoul. Raoul. Es war so leicht zu vergessen, dass er da war, wie ein kleines Hündchen, das einem ständig die Zehen leckte. «Du wirst gefeiert werden wie eine Königin, nein, wie eine Kaiserin.»
    Die Versuchung war groß. Sehr groß. Comtesse de Fontaine. Das klang sehr gut. Und so wahrscheinlich wie eine Reise zum Mond. Raouls katholische Familie würde sich kaum darum reißen, eine Anglikanerin in ihrem Schoß aufzunehmen, noch dazu eine zweimal geschiedene.
    «Gibt es da nicht eine Cousine, die du heiraten sollst?»
    «Adele.» Raoul tat sie mit einem Schulterzucken ab. «Bei ihr ist genauso wenig Gefühl im Spiel wie bei mir. Sie würde es sicher nicht als Verlust empfinden.»
    «Trotzdem. Ich kann mir nicht vorstellen, dass deine Familie sehr erfreut sein wird, wenn du dich nicht an die Abmachung hältst.»
    «Sie werden dich anbeten, so wie ich», versicherte Raoul mit der ganzen Zuversicht des Dreiundzwanzigjährigen. «Da gibt es keine Frage.»
    Da würde es eine ganze Menge Fragen geben, aber Bea war zu müde, um ihn darauf hinzuweisen. Sie brauchte seine Zuversicht und seine Jugend. Sie waren ein Trostpflaster für ihr verwundetes Selbstwertgefühl.
    Alles, was sie hatte, war ihre Schönheit, doch selbst die würde welken unter der gnadenlosen Sonne Kenias, aufgezehrt werden von aufeinanderfolgenden Schwangerschaften. Bisher hatte sie sich ihre Figur bewahrt, doch es zeigten sich schon Falten und Schlaffheit, wo früher nichts dergleichen gewesen war, und Sommersprossen, die unablässig mit speziellen Lotionen in Schach gehalten werden mussten.
    Was, wenn ihre Schönheit sie im Stich ließ? Was dann?
    «Du zweifelst an mir», sagte Raoul. «Glaubst du wirklich, ich würde erlauben, dass sich jemand unserem Glück in den Weg stellt?»
    Gott, wie jung er war. Sie hätte ihm so gern geglaubt, aber die Erfahrung ließ anderes ahnen.
    Sie konnte es sich genau vorstellen, noch eine peinliche Scheidung, noch einmal schreiende Schlagzeilen im
Tatler.
Sie würden sich irgendwo auf einem tristen Standesamt trauen lassen, seine Eltern würden die Rechtmäßigkeit der Eheschließung anfechten, die Cousine würde aus der Versenkung geholt werden, und Bea würde noch tiefer fallen als vorher.
    «Du würdest es vielleicht nicht erlauben», sagte Bea, «aber Familien schaffen es immer irgendwie, sich hineinzudrängen.» Val war aufgestanden und hatte Addie abgefangen, einzig um sie zu ärgern, dessen war sie sicher.
    Ja, wenn Val sie gefragt hätte, ob sie mit ihm durchbrennen wolle …
    «Ich werde dich überzeugen.» Raoul senkte die Stimme und neigte sich näher zu ihr. «Ich habe einen Plan.»
    «Später.» Bea drückte flüchtig seine Hand. «Ich muss meine Cousine retten. Sie ist Val nicht gewachsen.»
    «Vaughn ist dir nicht gewachsen», sagte Raoul finster, doch er folgte ihr gehorsam, trug ihren Schal und trottete hinter ihr her wie ein treuer Page. Ein Jammer, dass solch sklavische Hingabe selten von Dauer war.
    Addie schien nicht so erfreut, Bea zu sehen, wie man hätte wünschen können. Beas scharfes Auge bemerkte das instinktive Zurückweichen, das hastige Zurückstreichen der Haare hinter die Ohren. Das tat Addie immer, wenn sie nervös war.
    «Darling», rief Bea überschwenglich. «Amüsierst du dich?»
    «Ja. Sehr.» Ihr Lächeln war zu strahlend, um echt zu sein. «Die perfekte Abschiedsfeier.»
    «Abschiedsfeier?» Bea warf einen forschenden Blick auf ihre Cousine,

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