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Ashford Park

Ashford Park

Titel: Ashford Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Willig
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Hand über die Sprechmuschel des Telefons. «Schön, dass Sie wieder da sind. Gutes neues Jahr.»
    «Gutes neues Jahr», gab Clemmie zurück, obwohl sie nichts Gutes daran finden konnte.
    Um die vierzig Stunden später fühlte sie sich immer noch wie benommen und unwohl in ihrer Haut. In jedem Spiegel und jedem Glas, an dem sie vorüberkam, erwartete sie eine ganz andere zu erblicken, eine, die anders aussah. Sie wusste nicht, ob sie verwirrt oder erleichtert sein sollte, wenn es immer wieder nur sie selbst war, unverändert mit den hellen Augenbrauen, dem schicken Pagenkopf, der kleinen Narbe direkt links neben ihrem Mund, die die Windpocken hinterlassen hatten.
    Das ganze Wochenende hatte sie in ihrem ältesten Schlafanzug in ihrer Wohnung gehockt und sich auf ihrem winzigen Fernseher Wiederholungen von
Twilight Zone
angesehen, wenn das das richtige Wort war. Sie hatte eher blind auf den Bildschirm gestarrt, in einer Art Trance, aus der sie von Zeit zu Zeit das schrille Klingeln des Telefons herausriss.
    Jon hatte angerufen. Und ihre Mutter. Und noch einmal Jon.
Hey, Clemmie, ich weiß, dass du da bist. Heb ab.
Sie hatte nicht abgehoben. Sie musste andauernd an diesen fürchterlichen Moment denken, als Caitlin hinter ihm aufgetaucht war. Keine Geheimnisse mehr? So viel dazu. Kein Wunder, dass er es so eilig gehabt hatte, sie abzuwimmeln.
    Sie hätte kotzen können. Sie wäre am liebsten mit einer Machete auf ihn losgegangen. Stattdessen hatte sie irgendetwas Blödes davon gebrabbelt, dass sie schon unterwegs sei, und war mit Kopfschmerzen und rumorendem Magen zur Tür hinausgestolpert.
    Mistkerl.
    «Warten Sie, ich habe noch mehr Post für Sie.» Helen kramte unter ihrem Schreibtisch einen Stapel hervor, der von einem Gummiband zusammengehalten war.
    «Danke», sagte Clemmie und sah den Stapel schnell durch, während sie zu ihrem Büro ging. Weltbewegendes schien nicht darunter zu sein. Der interne Newsletter der Kanzlei mit knallbunten Fotos von der Weihnachtsfeier, ein Werbeschreiben von der Anwaltskammer des Staates New York, in dem sie aufgefordert wurde, doch von dem günstigen Neujahrsbeitrag Gebrauch zu machen. Und das neue
ABA Journal
.
    Das Schreiben, auf das sie wartete, das Memo über die Wahl neuer Partner, war nicht dabei.
    Clemmie drückte die Tür zu ihrem Büro mit der Schulter auf und ging den Stoß Briefe zur Sicherheit noch einmal durch. Nein, kein Memo. Sie war ziemlich sicher, dass der Ausschuss sich bereits getroffen hatte. Sie wusste, dass sie unter den Kollegen, die auf die neuen Partner wetteten, als guter Tipp galt. Und warum auch nicht? Sie hatte den größten Teil der letzten sieben Jahre hier in der Kanzlei verbracht. In ihrem dritten Jahr hatte sie ein eigenes kleines Büro bekommen, mit offenen Regalen, die mit schwarzen Ordnern vollgepfropft waren, und einem schmalen Schrank, in den gerade ihr Mantel und ein Kostüm zum Wechseln passten. Sie hatte Weihnachten hier verbracht, Valentinstage, Silvesterabende. Sie hatte an Labor-Day-Wochenenden, wenn alle anderen sich draußen an irgendeinem Pool vergnügten, durchgearbeitet und genauso am vierten Juli, während über dem Hudson River die Feuerwerkskörper krachten.
    Sie mochte zwar nicht wissen, wer ihre Großmutter war, aber eins wusste sie genau: Sie hatte sich für diese Kanzlei dumm und dämlich geschuftet.
    Sie warf die Post auf den Schreibtisch und zog ihren Stuhl darunter hervor. Der dunkle Bezug war voll alter Kaffeeflecken. Der Schreibtisch erschien ihr seltsam leer ohne seine gewohnte Dekoration halbvoller Kaffeebecher. Das würde sie gleich mal ändern. Für einen gelungenen Start in den Tag gab es nichts Besseres als schlechten Bürokaffee.
    Das Telefon läutete, bevor sie es in die Kaffeeküche geschafft hatte. Doch nicht schon Paul? Der kam normalerweise nur so früh, wenn er sich mit seiner Frau gestritten hatte. Kein Spaß für die Mitarbeiter.
    Sie warf einen Blick auf das Display. Eine externe Nummer. Jon? Sie glaubte nicht, dass er ihre Büronummer hatte, aber die ließ sich natürlich leicht finden.
    «Clementine Evans», meldete sie sich kurz.
    Es war nicht Jon. Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang sehr vorsichtig und sehr britisch. «Hier spricht Tony Lawton. Äh, Rivesdale.»
    Okay, Helen würde ihre Anrufe in Zukunft ein bisschen besser filtern müssen. Das Telefon ans Ohr geklemmt, sortierte Clemmie ihre Post und sagte: «Tut mir leid, ich weiß nicht …»
    Die Zauderstimme unterbrach sie sehr

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