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Ashford Park

Ashford Park

Titel: Ashford Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Willig
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und jede Menge allgemeinbildende Veranstaltungen und ohrenbetäubende Konzerte. Addie wollte ihr musikalisches Gehör durch das Anhören moderner Musik verbessern, aber es war ein harter Kampf. Frederick gefiel diese Musik besser als ihr.
    Es beglückte sie, das zu wissen. Es hatte etwas so Intimes, seinen Musikgeschmack zu kennen, wie er ihren kannte. Sie konnte sich vorstellen, wie sie zu jemandem sagte: Frederick kann mehr mit atonaler Musik anfangen als ich, stimmt es nicht, Liebster? Als ob er ihr gehörte, zu ihr gehörte.
    Heute waren sie bei einer Diskussion über Lyrik und Politik gewesen. Addie hatte ihm einen Puff in die Seite geben müssen, damit er aufhörte, so geringschätzig zu schnauben. Auch das hatte sie beglückt, dass sie das einfach so tun konnte.
    Gott, wie albern von ihr. Wunder genug, dass ihr Held ihr Freund geworden war. Sie würde nur alles verderben, wenn sie sich in ihn verliebte.
    Aber sie war schon verliebt.
    «So schlecht fand ich es gar nicht», sagte sie, immer noch im Kampf mit ihrem Hut. Der Diener tat so, als sähe er sie nicht. Addie argwöhnte, dass sie bei den Dienstboten für einige amüsierte Unterhaltung sorgte. Besser, sich keine Gedanken darüber zu machen. «Es hat durchaus etwas für sich.»
    Frederick reichte dem Diener an der Tür Hut und Handschuhe. «Musik soll das primitive Tier besänftigen?»
    «Machen Sie sich ruhig darüber lustig.» Addie riss an der verflixten Nadel. «Es ist trotzdem etwas Wahres dran. Musik besänftigt uns, und Lyrik
ist
Musik. Nur unter einem anderen Namen.»
    «Ja», stimmte Frederick zu, «aber diese Idee, man könnte den Weltfrieden fördern, indem man den Führern der Welt Gedichtanthologien schickt. Woher will man denn wissen, ob Lenin Keats liest? Vielleicht mag er lieber reimlose Gedichte. Am Ende bricht noch der nächste Krieg aus, nur weil den falschen Leuten die falsche Art von Lyrik aufgedrängt wird.»
    «Jetzt machen Sie sich nur lustig», protestierte Addie und reckte den Hals zum Spiegel, um die widerspenstige Nadel besser in den Blick zu bekommen. «Das haben sie überhaupt nicht gesagt.»
    «Wenn ich mich nicht lustig darüber machen würde», versetzte Frederick, «würde ich mich in meiner Intelligenz beleidigt fühlen. So kann ich es als gutgemeinte Dummheit abschreiben. Warten Sie, lassen Sie mich helfen. Nein, halten Sie still.»
    Er drückte kurz seine Hände auf ihre Schultern, zum Zeichen, dass sie sich nicht bewegen sollte. Es war so wenig als Zärtlichkeit gemeint, wie wenn man einem Pferd den Hals streichelte, damit es ruhig blieb. Trotzdem lief Addie ein Wonneschauder über den ganzen Rücken.
    Er tastete an ihrem Hut herum, machte irgendetwas mit der Krempe. Ihr Blick suchte den seinen im Spiegel, aber die absurde Feder an ihrem Hut verdeckte die Sicht.
    «Es ist die Nadel», sagte sie, als er hinten an ihrem Hut suchte. «Sie hat sich anscheinend irgendwo … au!»
    «Ich glaube, ich habe das Problem entdeckt», sagte Frederick.
    «Ich glaube, ich habe das Problem gespürt.» Sie schaffte es, glaubhaft unbekümmert zu sprechen, nur ein ganz klein wenig kurzatmig.
    «Na bitte.» Er trat zurück und hielt eine spitz zulaufende Nadel hoch. «Da ist eine kleine Kerbe. Die war schuld. Ihre Haare müssen daran hängen geblieben sein.»
    Addie drehte die Nadel, froh, etwas mit ihren Händen zu tun zu haben. «Wo denn?»
    Bea hatte ihr zum Geburtstag eine hübsche Nadel geschenkt, mit einer winzigen, mit Glitzersternen verzierten Blüte. Addie hatte sie bisher geschont und ihre alten Nadeln benutzt.
    «Da.» Frederick umfasste ihre Hand und führte sie die Nadel hinunter. «Fühlen Sie es?»
    «Hm?» Addie hatte nur Augen für die Hände, seine und ihre miteinander vereint.
    «Die Kerbe», sagte Frederick. «Sie ist genau da unten.»
    Addie räusperte sich. «Ja, ja, genau. Ich hab sie.» Der winzige Einschnitt am unteren Ende der Nadel war kaum sichtbar. «Sie hätte mir längst mal auffallen müssen.»
    Sie wollte die Nadel an sich nehmen, doch Frederick hielt sie fest. «Die behalte ich. Sonst vergessen Sie es und nehmen sie das nächste Mal wieder», sagte er.
    «Wahrscheinlich», räumte sie ein und drehte sich um, ihren Hut abzunehmen, der von dem Kampf mit der Nadel nicht besser geworden war. «Haben Sie den Anschlag über Mr. Hardys Lesung nächste Woche gesehen? Er liest aus seinen Gesammelten Gedichten.»
    Frederick sah sie mit einem leicht ironischen Lächeln an. «Sie sollten auf die Universität gehen

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