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Ashford Park

Ashford Park

Titel: Ashford Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Willig
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blickte nicht auf. «Gordon ist nicht glücklich», sagte er.
    Gordon war der Leiter der Rechtsabteilung von PharmaNet, der Mann, dem es Clemmie zu verdanken hatte, dass sie seit achtundzwanzig Stunden nicht aus ihren Kleidern herausgekommen war. PharmaNet war ein britisches Unternehmen, gegen das in den USA , in Pennsylvania, eine Sammelklage lief. Es ging dabei um ein Antidepressivum, von dem die Sammelkläger behaupteten, es sei bewusst irreführend bezeichnet und vermarktet worden. Nach einem zweiwöchigen Intensivkurs und vier anstrengenden Stunden in der Zentrale von PharmaNet wusste Clemmie mehr, als sie je erwartet hatte, über die Pharmaindustrie, die inneren Abläufe bei Pharmanet und über Serotonin-Wiederaufnahmehemmer gegen Depressionen.
    «Und warum ist Gordon nicht glücklich?», fragte Clemmie. «Wir haben doch starke Argumente für eine Einschränkung des Offenlegungsumfangs.»
    Sie musste es wissen, sie hatte erst vor zwei Tagen bis vier Uhr morgens an dem Schriftsatz gearbeitet. War es erst zwei Nächte her?
    Paul schüttelte den Kopf über seinem BlackBerry. «Ihm haben die Fragen nicht gepasst, die Sie dem Vizepräsidenten der Marketingabteilung gestellt haben. Zu viel über Pflegeheime.»
    Die Food and Drug Administration genehmigte Arzneimittel für spezifische Anwendungen und Bevölkerungsgruppen, in diesem Fall zur Behandlung von Depressionen bei über Achtzehnjährigen. In der Sammelklage wurde behauptet, das Unternehmen habe gesetzwidrig auch den Markt der unter Achtzehnjährigen beworben, obwohl die FDA keine Genehmigung erteilt hatte, und habe überdies den Verkauf des Mittels zur Heilbehandlung bei unspezifischen geriatrischen Leiden in Alten- und Pflegeheimen sowie Krankenhäusern forciert. In erster Linie ging es in dem Prozess unter Berufung auf einige spektakuläre Selbstmorde von Teenagern, die das Mittel regelmäßig genommen hatten, um die Vermarktung an unter Achtzehnjährige. Clemmies Interesse galt jedoch der Sache mit den Alten- und Pflegeheimen.
    «Das könnte aber ein Stolperstein für sie werden», sagte Clemmie. «Es ist ja schon einer. Ich weiß, es ist ein Nebenkriegsschauplatz, aber die gegnerische Seite wird das Problem zum Anlass nehmen, um unsere Redlichkeit allgemein in Frage zu stellen. Wenn sie beweisen können, dass das Mittel fälschlich als Heilmittel für Senioren vermarktet wurde, können sie die Geschworenen leichter davon überzeugen, dass wir bei den Teenagern die Zulassung überschritten haben.»
    «Passen Sie auf», sagte Paul. «Wenn ein paar Pharmavertreter bei ihren Verkaufsgesprächen ein bisschen übereifrig waren, dann ist das nicht die Schuld des Unternehmens.»
    «Aber wenn es nun nicht nur ‹ein paar› waren?», fragte Clemmie. «Die Marketingunterlagen, die sie uns gezeigt haben. Das ist eine klare Datenspur, die direkt in die Zentrale führt. Das kann man nicht als kleinen Ausrutscher einiger übereifriger Vertreter abtun.»
    «Da war
nichts»
, erklärte Paul mit Nachdruck, «aber auch gar nichts in diesen Trainingsunterlagen, das speziell zu unzulässigem Marketing angehalten hätte.»
    Ist Ihr Patient unruhig? Hilflos? Verwirrt?
Darunter das Bild von einer weißhaarigen Frau mit Hornbrille und einem Gehstock in der Hand.
Versuchen Sie Soprexa
.
    Es war dieses Bild, das Clemmie aufgeschreckt hatte. Die Cartoon-Figur auf dem Bildschirm, in einem formlosen Hauskleid und mit blau gefärbten Dauerwellen. Die Frau hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit Granny Addie in ihren Chanel-Kostümen. Doch das Bild hatte einen Eindruck von Wehrlosigkeit vermittelt, der Clemmie tief getroffen hatte. Sie sah Granny Addies Blick vor sich, so unkoordiniert, wie er an dem Abend der Geburtstagsfeier gewesen war, und sie hörte die Pflegerin beschwichtigend sagen:
Sie verträgt nur die Medikamente nicht
.
    Unter

unruhig, hilflos und verwirrt›
ließ sich beängstigend viel zusammenfassen. Zum Teufel, Clemmie war selbst oft genug unruhig, hilflos und verwirrt.
    «Nein, nicht direkt», räumte Clemmie ein. «Aber unterschwellig …»
    «Was denn? Arbeiten Sie jetzt für die Gegenseite?»
    «Nein, aber wir sollten vorbereitet sein, um zu widerlegen, was …»
    «Wir widerlegen nichts, was sie nicht vortragen», fiel Paul ihr scharf ins Wort. «Das Letzte, was wir wollen, ist, sie auf dumme Gedanken zu bringen oder die Leute von PharmaNet zu veranlassen, über Dinge zu reden, über die sie nicht reden sollten … Ja? Was?»
    Es war wieder der Marquis,

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