Ashton, der Heißbluetige
den fettesten Ehevertrag seit Menschengedenken an Land zu ziehen!“ „Mr. Donne“, sagte Rhiannon, und der Nebel benetzte ihre Wimpern und Lippen mit salzigem Tau, „ich ... es tut mir so Leid.“
„Ich will nicht Eure Beileidsbekundungen. Ich will Euer Versprechen, dass Ihr zu Watt gehen werdet. Dass Ihr diesen verfluchten Ort verlasst.“ Er packte sie an den Armen und konnte sich nicht davon abhalten, sie zu schütteln. „Ich versuche Euch zu helfen, Miss Russell!“
Sie reckte ihr Kinn, und ihr Blick glitt prüfend über sein Gesicht, ein langsames Begreifen wandelte ihre Miene zunächst in Verwunderung, dann Bestürzung. „Ja.“ Sie schluckte. „Ich verspreche es. Ich werde zu ihm gehen.“
Er ließ sie los, und sie wandte sich um. Eine Böe fuhr unter ihren Umhang und blähte ihn hinter ihr auf, während sie den Weg zurückging, den sie gekommen waren, und ihn in dem auffrischenden Wind zurückließ.
Fia hörte, wie Donnes schwere Schritte sich auf dem Kiesweg entfernten. Er ging.
Die Knie gaben unter ihr nach, sie knickte ein und ließ sich an der Gartenmauer hinabgleiten, und ihr völlig durchweichter Umhang bauschte sich um sie in dem schlammigen Gras. Sie schloss die Augen.
Mörder. Hure. Verrückt.
Das kleine Kind, das immer noch irgendwo in ihr lebte, heimlich und unter ihrem weltgewandte, prächtig herausgeputzten Äußeren verborgen, wimmerte leise. Sie wünschte, sie wäre nicht hierher gekommen. Sie wünschte, sie könnte vergessen, was sie gehört hatte.
Sie war die Treppe heruntergekommen und hatte gesehen, wie Donne an Rhiannon herangetreten, sie angesprochen hatte. Was auch immer er gesagt hatte, hatte Rhiannons Interesse geweckt, und sie war ihm mit allen Anzeichen der Bestürzung nach draußen gefolgt.
Carrs Anweisung eingedenk, so viel Informationen wie nur irgend möglich zu sammeln, war sie an der Außenmauer der Küchengärten entlanggehuscht, bis sie sie auf der anderen Seite reden gehört hatte.
Es war nicht schwer gewesen. Donne hatte seine Stimme erhoben, so dass er über dem Brausen des Windes zu verstehen war. Sie hatte jedes Wort gehört.
Sie wünschte, sie besäße ein Messer wie Ash. Nachdem Rhiannon Donne verlassen hatte, hätte sie ihm am liebsten am unteren Ende der Terrasse aufgelauert und es ihm in sein schwarzes, verlogenes Herz gestoßen. Aber sie besaß kein Messer, und Donne war groß und stark und unnachgiebiger als jeder andere Mann, den sie kannte, unnachgiebiger sogar noch als Ash.
Sie hatte Thomas Donne für vollkommen gehalten: mit tadellosen Manieren, unnachgiebig und trotzdem im Herzen unveränderlich . . . mitfühlend. Sie ließ den Kopf nach hinten sinken gegen die harten grauen Steine, während ein verzweifeltes Lachen sie zu ersticken drohte. Mitfühlend.
Schon vor zwei Jahren hatte sie sich in ihn verliebt, am ersten Tag, an dem sie ihn gesehen hatte, als er mit Freunden nach Wanton's Blush gekommen und ein Wochenende lang geblieben war. Seitdem hatte sie ihn mit all der Hingabe ihres jungen, leidenschaftlichen Herzens geliebt, hatte getan, was sie sich nur ausdenken konnte, seine Aufmerksamkeit zu erregen, seine Achtung zu erwerben.
Es war schwer gewesen. Jeden Tag hatte sie gegen die Schüchternheit ankämpfen müssen, die sie zu überwältigen drohte, wann immer sie in seiner Nähe war. Zu oft hatte sie der Verunsicherung nachgegeben, die sie, wenn er einen Raum betrat, ihn lieber verlassen ließ, als zu bleiben und zu riskieren, sich in seiner Gegenwart zu einem Narren zu machen.
Sie hatte jede Kunstfertigkeit und jeden Kniff, den Lehrer und Gouvernanten ihr beigebracht hatten, jede Verschönerung, die Künstler und Schneider, Parfümhersteller und Perückenmacher ihr bieten konnten, begierig angenommen. Für ihn. Und er hasste sie. Hasste sie alle.
Weil - sie biss sich auf die Unterlippe, bis sie Blut schmeckte -, weil, wie er gesagt hatte, ihr Vater ihre Mutter umgebracht hatte. Und Ash war böse und berechnend, und Raine hatte einer Nonne Gewalt angetan - und sie? Ein klagender Laut stieg tief aus ihrer Brust auf. Sie war eine Hure und Carr ihr Kuppler.
Zum ersten Mal seit Jahren traten ihr Tränen in die Augen. Sie quollen unter ihren Lidern hervor und strömten ihr über das Gesicht, wo sie sich mit dem herabfallenden Regen mischten. Es wurden mehr und mehr, ein wahrer Sturzbach ergoss sich aus ihren Augen, all die Tränen, die sie nie vergossen hatte, und all die, die sie sich in Zukunft nicht mehr erlauben durfte. Und als
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