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Ashton, der Heißbluetige

Titel: Ashton, der Heißbluetige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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diesem Mann, den Andy nur als gutmütigen, feinen Kerl kannte, war so ungewöhnlich und besorgniserregend wie Schnee im Sommer. „Sie wird Tag und Nacht beobachtet. Ich habe ihre Wachen gesehen. Das haben wir alle.“ Er sah sich zu den anderen um, sie nickten bekräftigend.
    „Geht. . . geht es ihr gut?“ fragte Phillip schroff.
    „Miss Russell?“ erkundigte sich Andy. „Aye. Sie mag etwas Gewicht verloren haben, aber sie wird nicht schlecht behandelt. Ich denke, sie ist vielleicht ein wenig einsam.“ Phillips Lippen verzogen sich zu einem hässlichen Grinsen. „Was? Wenn Merrick . . .“
    Er verkniff sich, was auch immer er hatte sagen wollen, und ergriff Andys Hand. Er drückte ihm ein einmal gefaltetes und versiegeltes Blatt Papier hinein. „Bring ihr das hier. Übergib es nur ihr und ihr allein. “
    Phillips Miene ließ Andy unwillkürlich ein paar Schritte rückwärts stolpern, was die anderen mit Genugtuung zur Kenntnis nahmen.
    „Aye, Sir.“ Andy schluckte vernehmlich. „Aye. Sofort, Sir.“ Er fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn und wich weiter zurück, drehte sich dann um und hastete fort, von einer düsteren Vorahnung verfolgt. Eine düstere Vorahnung nicht nur für ihn selbst, sondern auch für Phillip Watt, der völlig verändert wirkte, so völlig verändert wie nur möglich, und eine noch stärkere düstere Vorahnung für Rhiannon Russell. Andy hatte der Ausdruck in Phillips Augen, als er sich nach ihr erkundigt hatte, überhaupt nicht gefallen.
    Der Junge spähte über seine Schulter zurück zu der Lärche. Die Männer aus Fair Badden waren verschwunden und . . . Zum zweiten Mal an diesem Morgen rannte Andy geradewegs in die hoch gewachsene, breitschultrige Gestalt eines Mannes. Kräftige Hände hielten ihn, damit er nicht fiel, und eine wohlklingende Stimme mit schottischem Akzent sprach ihn an. „Gemach, gemach, Junge. Warum erzählst du mir nicht von deinen Freunden dort drüben?“
    Donne sah Rhiannon mit raschen Schritten zum Wintergarten gehen, einen Umhang über ihrem Arm und einen großen gelben Hund an ihrer Seite.
    „Ihr habt doch nicht etwa vor, heute nach draußen zu gehen, Miss Russell?“ rief ihr Donne nach.
    Sie blickte sich überrascht zu ihm um und lächelte zögernd, als er näher kam. An diesem Morgen war ihre Schönheit voll erblüht wie eine Rose im Sommer, jugendfrisch und verheißungsvoll. Er wünschte sich, dass in seinem Herzen Raum wäre für etwas so Frisches und Ehrliches. Leider war es erfüllt von dem Durst nach Rache.
    „Nun ja . . . das hatte ich“, gestand Rhiannon.
    „Ihr würdet von den Klippen geweht werden, Miss Russell. Wenn Ihr jedoch gehen müsst, dann erlaubt mir, Euch zu begleiten.“
    „Das ist überaus freundlich von Euch, Mr. Donne“, sagte Rhiannon, „doch ich muss gestehen, dass mir heute meine eigene Gesellschaft am liebsten wäre.“
    „Aber ich bestehe darauf“, erklärte Donne. Er trat näher und blickte auf ihr schimmerndes, ungepudertes Haar hinab. „Ich habe eine Nachricht für Euch von einem Freund.“
    „Einem Freund?“ wiederholte sie.
    „Aye. Einem Freund aus Fair Badden.“ Er bot ihr seinen Arm, und nach einem kurzen, erstaunten Zögern legte sie ihre Hand darauf. „Kein weiteres Wort mehr, Miss Russell. Carr hat Wanton's Blush völlig zu Recht als sein Königreich und sich als dessen König bezeichnet. Ein despotischer König. Er herrscht mithilfe vieler verschiedener Mittel, Einschüchterung und Erpressung sind nur zwei davon. Wann immer Ihr etwas sagt, was auch immer Ihr sagt, sagt es nie geradeheraus.“
    „Mr. Donne, bitte bedenkt, dass Lord Carr mein Vormund ist“, erwiderte sie unbehaglich und musterte ihn eindringlich.
    Ja, dachte er, während ihres kurzen Aufenthaltes hier auf Wanton's Blush hat sie gelernt, misstrauisch zu sein, niemandem zu trauen. Gott sei Dank musste sie nicht länger hier bleiben und schwierigere Lektionen lernen.
    „Das ist er“, entgegnete Donne glatt. Sie waren an den Türen des Wintergartens angekommen. Er nahm ihr den Umhang ab und legte ihn ihr behutsam über die Schultern. Dann bot er ihr wiederum seinen Arm. „Sollen wir gehen?“
    Sie nickte, und er führte sie nach draußen. Der Sturm trieb Regentropfen vor sich her und wirbelte abgerissene Blütenblätter durch die Luft. Die kleinen Zierbäume in den formal angelegten Gärten wurden von Windstößen geschüttelt, und das Knacken ihrer Äste war über dem Tosen des Windes zu hören.
    Er zog sie näher und

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