Ashton, der Heißbluetige
Umständen dazu bewegen könntet, ihr eine kleine Mitgift auszusetzen. Nichts Großartiges, beileibe nicht. Nur eine Kleinigkeit, so dass es dem jungen Paar an nichts fehlt. Phillip ist nur der dritte Sohn und hat Glück genug, dass sein Vater bereit ist, ihm bei seiner Hochzeit eine gewisse Summe zu überlassen.“
„Wie ungewöhnlich. Den meisten jüngeren Söhne ergeht es nicht so gut. “ Sie konnte seine Augen unter den dichten Wimpern nicht sehen, und seine Stimme war völlig ausdruckslos. „Aye. Doch Watt ist vernarrt in Phillip. Er ist sein letz-tes Kind, das Kind seines Alters, und er würde ihm nichts verweigern, das ihm zu geben in seiner Macht stünde.“
„Aber wer würde sich eine verarmte Waise als Braut wünschen?“ fragte Ash sich laut, die Stirn in Falten gelegt.
„Jeder Mann, der ihren wahren Wert erkannt hat“, erklärte Edith steif.
„Und wie sollte ein Mann den entdecken?“ murmelte er.
5. Kapitel
"... wenn doch beide Männer gestorben sind, wer bezahlte dann die Wette?“ hörte Rhiannon Margaret Atherton fragen, als sie, nunmehr frisch frisiert, in sauberen Kleidern und mit Rosenwasser betupft, unbemerkt in den Empfangssalon schlüpfte.
„Die Witwe des Earl hat bezahlt“, erwiderte Ash Merrick, „mit der Begründung, es wäre den Preis wert gewesen, wenigstens einmal zu sehen, wie ihr Mann einen Ritt vollendet.“
Schockiertes Gelächter war aus der entfernten Ecke des Raumes zu vernehmen, wo Rhiannons Freunde beieinander saßen. Phillip, die hübsche, einfältige Susan Chapham, die üppige Schönheit Margaret Atherton und der ehrliche, empfindsame John Fortnum . . . alle Köpfe waren Ash zugewandt, so wie Keimlinge dem Sonnenlicht. Sogar Edward St. John, der Großneffe des Marquis of Snowden - dessen von jeher schon ausreichend vorhandene Überheblichkeit sich durch mehrere Saisons in London noch gesteigert hatte -, hielt sich in seiner Nähe auf.
„Ah! Hier kommt sie ja. Unsere Rhiannon“, rief John Fortnum, sobald er sie entdeckte.
„Meine Rhiannon.“ Phillip Watt verließ die Gruppe, kam ihr entgegen, und sein Gesicht leuchtete vor besitzergreifendem Stolz. Er überragte jeden anderen Mann im Raum um wenigstens einen halben Kopf und sah mit seiner kräftigen Statur und den goldblonden Haaren ausgesprochen gut aus. Er bekam sie um die Taille zu fassen, hob sie hoch und wirbelte sie im Kreis herum, bis sie lachend nach Luft schnappte.
„Phillip! “ flehte sie. „Was wird unser Gast von uns denken? Ich bezweifle, dass die Damen in London es ihren Verehrern gestatten, sie derart herumzuwirbeln.“
„Aber ich bin doch mehr als ein Verehrer, ich bin ein Verlobter“, erklärte Phillip mit siegesgewissem Lächeln. In seinen strahlend blauen Augen stand Besitzerstolz. „Merrick weiß, dass er nicht in London ist, und wenn er uns wegen unserer ländlichen Sitten geringer schätzt, dann ist es sein Schaden, nicht wahr?“
„Merrick schätzt Euch jedoch nicht geringer“, bemerkte Ash. „Ich halte Mr. Watt für einen ganz besonders glücklich zu schätzenden jungen Mann.“
„Nun, was auch immer die Gentlemen denken mögen“, verkündete Edith Fraiser missbilligend von der Türschwelle, „Mrs. Fraiser hält es für ungebührliches Benehmen und möchte Mr. Watt darauf hinweisen, dass sie es nicht nötig hat, sich alles gefallen zu lassen. Wenn ein Mann sich anmaßend aufführt, wird er das wie jeder andere Flegel auch nicht ungestraft tun!“
„Sagt doch so etwas nicht!“ rief Phillip aus, setzte Rhiannon ab und durchquerte den Raum. An der Tür angekommen, fasste er die Hausherrin um die mollige Taille und stemmte sie in die Höhe. „Das ist doch nur die Eifersucht, die aus Euch spricht, Madam, und völlig grundlos. Es ist nur Eure Weigerung, meinen Antrag anzunehmen, die mich dazu veranlasst, mich mit diesem jungen Ding zu begnügen.“
Der missbilligende Ausdruck verschwand von Ediths Gesicht, und ihre Wangen wurden feuerrot, während sie Phillip spielerisch auf den Kopf schlug. „Lasst mich augenblicklich herunter, Ihr junger Flegel! Lasst mich herunter, sage ich. Spart Euch besser diese Demonstration Eurer Manneskraft für Eure Hochzeitsnacht auf!“
Die anderen brachen in laute Beifallsrufe aus, und ein breit grinsender Phillip stellte sie wieder vorsichtig auf die Füße. Dann verneigte er sich tief. „Ich werde Euren weisen Rat beherzigen, Madam. Bitte betrachtet meine . . . Kraft als pflichtgemäß aufgespart“, sagte er, den Blick fest auf
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