Ashton, der Heißbluetige
Highlands.“
„Ja.“
„Wie alt wart Ihr? Neun? Acht? Eure Familie hat für den Thronprätendenten gekämpft, nicht wahr?“
Sie nickte.
„Habt Ihr Euch verstecken müssen? Als Cumberlands Männer kamen? Warum? Die Soldaten haben doch nicht nach Kindern gesucht.“
„Sie haben nach jedem gesucht, der ein Plaid trug“, erwiderte sie mit belegter Stimme.
„Und Ihr habt Euch in den Wäldern verborgen.“ Er sprach
geistesabwesend, so als kämen ihm die Worte unbeabsichtigt über die Lippen.
„Ja.“
„Und niemand hat Euch gefunden.“
„Mich oder die alte Frau, die meine Mutter mit mir geschickt hatte.“ Sie hatte nie jemanden von jener Zeit erzählt. Noch nicht einmal Edith Fraiser. Sie hatte es einmal versucht, aber Edith hatte ihren zitternden Körper in eine Decke gewickelt, sie auf ihren Schoß gezogen und ihr aufgetragen, alles zu vergessen, was ihr zugestoßen war, bevor sie zu ihnen kam.
Rhiannon hatte sich bemüht, zu tun, was Edith verlangt hatte. Wie sie sich auch bemüht hatte, alles andere zu tun, was die Fraisers von ihr verlangt hatten, brav und fleißig zu sein und niemals Anlass zur Sorge zu geben. Im Großen und Ganzen war es ihr gelungen. Sie konnte sich kaum noch daran erinnern, wie ihre Eltern ausgesehen hatten. „Wir haben die Felder brennen sehen.“
Er fragte nicht nach, und dafür war sie dankbar. Aber er verstand. Das konnte sie sehen. Spüren. In der Folge von Cumberlands Sieg über Prince Charlies Highlander bei Culloden hatte sie alles verloren: Vater, Brüder, Onkel, Cousins.
„Habt Ihr Familie . . . außer Eurem Vater?“ erkundigte sie sich.
„Eine Schwester und einen Bruder.“
Sie nickte. „Wo sind . . .“
„Dann seid Ihr hierher gekommen“, unterbrach er sie. „Aber Ihr habt Euch immer noch verfolgt gefühlt.“
„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Nur manchmal nachts. Wenn es donnerte. Ich wollte kein Feigling sein und auch nicht Mrs. Fraisers Gefühle verletzen - und sie wäre sehr gekränkt gewesen, hätte sie glauben müssen, dass ich mich unter ihrem Dach nicht sicher fühlte - darum habe ich mich aus dem Haus gestohlen und bin hierher gekommen.
Mich hat nie jemand gefunden. Niemand wusste von diesem Versteck. Ich dachte, das würde immer so bleiben - es sei denn, ich erzählte jemandem davon. Aber das ist jetzt nicht mehr so, weil Ihr mich gefunden habt, und ich weiß nicht, ob ich mich hier jemals wieder sicher wähnen werde.“ Oder irgendwo sonst, dachte sie.
Er musterte sie eine Weile, dann streckte er ihr seine Hand hin, so wie er es gestern getan hatte, nachdem er sie zu Bo-
den geworfen hatte und ihr seine Kraft, seine sehnige Gestalt und sein Gewicht bewusst geworden waren. Sie hatte sich seinetwegen schwach, verletzlich gefühlt. Doch das war nicht seine Absicht gewesen. Sie konnte ihm nicht die Schuld dafür zuschieben, dass sie so fühlte. Denn wenn sie schwach war, dann war er stark, und sie wusste, er würde seine Stärke dazu benutzen, sie zu schützen.
Sie legte ihre Hand in seine. Mühelos half er ihr auf die Füße. Dann trat er zurück.
„Ihr solltet sicher sein. Ihr solltet Euch sicher fühlen“, murmelte er, und in seiner Stimme schwang unterdrückter Ärger mit.
„Es ist nicht wichtig.“
„Ich werde niemandem etwas von diesem Platz erzählen“, sagte er. „In ein paar Wochen werde ich fort sein, und das hier wird wieder Eure sichere Zuflucht sein.“ Seine Worte waren hastig gesprochen, so als müsse er sie einfach sagen.
Er begriff nicht. Ob er ging oder blieb, wo auch immer er war, sie würde nie vergessen können, dass er diesen Ort kannte. Sie wäre hier nie wieder allein. Er wäre immer bei ihr. Doch er hatte es gut gemeint, und das wollte sie ihm nicht nehmen.
„Danke.“
„Aber . . ." Er trat wieder näher, und sie konnte sehen, dass sich seine Brust rasch hob und senkte, als wäre er gelaufen. .....ich möchte dennoch meine Belohnung haben.“
Er machte einen Schritt auf sie zu, während sie zurückwich, bis sie mit ihren Schultern gegen die grünen Zweige der Eibe stieß.
„An toir thu dhomb mo pog?“ flüsterte er. Werdet Ihr mir meinen Kuss geben?
Sie sah auf, ihre Blicke verfingen sich, so wie die Rosenranken und die Eibe in ihrem Rücken. So fest und unausweichlich. „Aye.“
Langsam und vorsichtig kam Ash näher. Seine Hände hingen locker an seinen Seiten herab. Sein Blick hielt den ihren. Er neigte seinen Kopf ein wenig zur Seite und senkte seinen Mund, bis sie seinen Atem auf
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