Ashton, der Heißbluetige
Sache so sicher, dachte Rhiannon, und dieselbe Macht, die sie dazu veranlasst hatte, das Spiel zu befürworten, die sie stets dazu brachte, mit ihrem Pferd in halsbrecherischem Tempo über Hürden zu setzen, wurde durch seine Selbstsicherheit geweckt.
Sie kannte tatsächlich einen oder zwei Plätze, die Phillip noch nie gesehen hatte. Außerdem war der Irrgarten Margaret fast ebenso vertraut wie ihr, und nach der Art und Weise zu urteilen, wie sie Ash Merrick Seitenblicke zuwarf, lag es durchaus im Bereich des Möglichen, dass sie zuletzt gefunden würde . . . wenn Ash derjenige war, der sie suchen ging.
Wie nicht anders zu erwarten, unterstützte Margaret den Vorschlag. „In Ordnung. Ich spiele mit.“
„Tatsächlich?“ Eine von Ashs schwarzen Brauen wurde in die Höhe gezogen, und sein Blick war anzüglich.
Margaret kicherte übertrieben, und Rhiannon spürte die Röte in ihre Wangen steigen. Sie schalt sich im Stillen. Warum sollte er nicht mit Margaret flirten? Er war ungebunden - wie Margaret auch.
Sie entfernte sich von ihnen, ihre Füße trugen sie rasch fort, während die anderen jungen Frauen mit heißen Wangen ihr Einverständnis erklärten. Sobald festgelegt war, dass bis zweihundert gezählt werden sollte, bevor die Männer sie suchen kamen, eilten die Mädchen in einem Wirbel wehender bunter Röcke auf die immergrünen Wände des Irrgartens zu.
Sobald sie unter dem Rosenbogen, der den Eingang zum Labyrinth bildete, hindurchgehastet war, wandte sich Rhiannon nach links. Erfahrene Jäger wie ihre Freunde würden zum hinteren Teil des Irrgartens laufen und dort nach einem Versteck suchen, zwischen dichten Hecken im unzugänglichsten Teil des Gartens. Aber nicht sie.
Sie würde auf dem Seitenweg bleiben. Wenn die Männer dann weiter im Inneren waren, würde sie sich zurück zu dem Rosenbogen schleichen, unter dem sie sich eben hindurchgeduckt hatte. Dort hatten sich die Rosenranken um eine alte Eibe geschlungen und verbargen so eine kleine Nische, die sie vor Jahren entdeckt hatte. Von draußen konnte man sie mit ein wenig Glück vielleicht bemerken, aber vom Inneren des Irrgartens aus würde niemand sie sehen können.
Sie wartete mit klopfendem Herzen, dass die Männer kamen. Sie hörte das gedämpfte Blasen eines Jagdhorns, dann die Männer unter lautem Rufen den Irrgarten betreten. Es verging nicht viel Zeit, da verriet Susan Chaphams verärgerter Aufschrei, dass die Erste gefunden worden war. War es Ash gewesen? Oder war er auf der Suche nach einem anderen Wild?
Vorsichtig spähte Rhiannon um die Ecke. Niemand war zu sehen. Das einzige Geräusch, das an ihr Ohr drang, war das beständige Nörgeln St. Johns. Sie eilte rasch zum Eingang, bückte sich und zwängte sich durch das dichte Unterholz.
Und dann war sie drin.
Sie sah sich um. Die Zweige dicht am Stamm der alten Eibe waren vertrocknet und abgestorben, so dass eine kleine Höhle mit lebendigen Wänden entstanden war. Einige Strahlen Sonnenlicht fielen durch die Äste weiter oben und malten ein feines goldenes Muster auf die Erde. Die geschlossenen Knospen der roten Rose zierten die dunkelgrünen Wände wie Rubine. Unter ihren Füßen befand sich eine viele Jahre alte Schicht aus Eibennadeln, von der ein würziger, durchdringender Geruch aufstieg.
Sie war schon seit Jahren nicht mehr hier gewesen. Nicht seit sie ein kleines Mädchen gewesen war, das aus dem Bett geflohen war, um sich vor den teuflischen Rotröcken zu verbergen, die durch ihre Träume lärmten. Oder waren es überhaupt Träume gewesen? Wahrscheinlich eher Erinnerungen, die sie im Schlaf, wenn sie wehrlos war, erneut überfallen hatten.
Gott sei Dank hatte sie einen sicheren Hafen gefunden. Sie hatte Fair Badden gefunden. Sie musste nie wieder die Stätten sehen, an denen ihre Albträume spielten. Nie mehr.
Sie verdrängte die Erinnerungen an das Leben vor ihrer Ankunft hier, so wie sie es immer getan hatte. Sie würde keine unfrohen Gedanken dulden. Sie nahm an diesem wunderschönen Frühlingstag an einem lustigen Spiel teil und war auf dem besten Wege zu gewinnen. Sie malte sich Phillips Überraschung aus, wenn er zuversichtlich auf die Laube zuschritt, in der er sie vermutete, nur um sie verlassen vorzufinden.
Rhiannon lächelte. Sie würde warten, bis er aufgab, und dann würde sie gemächlich unter dem Tor hindurchschlendern, einen Strauß Margariten in der Hand.
Ash Merrick würde vielleicht sogar lächeln.
Innerhalb weniger Minuten verkündete ein
Weitere Kostenlose Bücher