Ashton, der Heißbluetige
und erinnerte sich daran, wie Rhiannon zärtlich dem nutzlosen Ungetüm die Ohren gestreichelt hatte. Lächelnd. Entspannt und glücklich. Das sollte sie immer sein. Seine Hände umfassten die Tasse fester.
Er würde bleiben müssen, bis sie mit Watt verheiratet war. Denn auch wenn Ash ihr nichts zu bieten hatte - da er nichts besaß, was er jemandem bieten konnte, noch nicht einmal den Anstand, der Braut des Mannes zu widerstehen, der ihn wie einen Helden bewunderte -, dann konnte er ihr trotzdem den Schutz bieten, den Angst erzeugte. Schließlich war das das Einzige, was er besaß: die Fähigkeit, Angst einzuflößen. Heute würde er die Gelegenheit finden, Phillip mit deutlichen Worten klarzumachen, wie gefährlich es sein würde, sich von Rhiannon Russell loszusagen . . .
„Ash.“
Er schloss eine Sekunde lang seine Augen. Er hätte wissen müssen, dass sie ihm nicht ausweichen würde, dass sie das Zusammentreffen mit ihrem Verführer eher suchen als meiden würde. Die Leute hier verstanden sie überhaupt nicht. Sie verstanden nicht, dass obwohl sie wegen der seelischen Wunden, die sie nach Culloden empfangen hatte, gefügig war, es nicht in ihrer Natur lag, gefügig zu sein. Er setzte ein angemessenes Lächeln auf - nicht zu vertraulich, nicht zu ritterlich. Das Lächeln eines Liebhabers, der nicht zählte. Er drehte sich um.
Ihre seidige Haut schien ihm viel zarter, als er sich erinnerte, und das Sonnenlicht brachte die violetten Schatten unter ihren Augen zum Vorschein. Ihre Augen wirkten brauner und ihr Haar erschien ihm dunkler.
„Rhiannon. Miss Russell.“ Er hielt seine Hände in die Höhe und überließ es ihr, zu entscheiden, wie er sie nennen sollte.
Mit gerunzelter Stirn sah sie sich in der Küche um, dann durchquerte sie den Raum und trat ans Fenster, wo eine Keramikvase, gefüllt mit wilden Anemonen, stand. Sie berührte sachte die rosigen Blüten - wie sie ihn gestern Nacht berührt hatte.
„Das hier ist so schwer“, murmelte sie.
Ihre haselnussfarbenen Augen mit den grünen Sprenkeln sahen riesig aus und glitzerten verdächtig feucht. Tränen? Ja. Natürlich würde es Tränen geben. Er wappnete sich, denn es blieb ihm nichts anderes übrig.
„Es war falsch.“
„Ja.“ Falsch, richtig - wann hatte das je einen Unterschied für ihn gemacht? Er blickte sie an, erschöpfter, als er es ertragen konnte. „Es war falsch.“
„Ich werde ihm eine gute Ehefrau sein, müsst Ihr wissen.“ Sie musterte ihn kurz von der Seite, um zu sehen, ob sie ihn überzeugt hatte. „Das werde ich. Ich weiß, das, was wir gestern Abend getan haben, war eine Sünde, und ich weiß, dass Ihr Phillips Freund . . .“ Gott behüte, er durfte weder lachen noch aufschluchzen. Wie unbedarft sie doch war! Verstand sie denn noch immer nicht? „Aber ich muss Euch bitten . . . nein, ich muss Euch anflehen, bitte sagt ihm nichts.“
Er atmete erleichtert auf, und die Anspannung wich aus seinem Körper. Gut. Sie hatte sich entschlossen zu schweigen, das Einzige, das ihr zu tun übrig blieb, wenn es irgendeine Möglichkeit geben sollte, letzte Nacht unbeschadet zu überstehen. Sie hatte immer noch vor, Phillip zu heiraten, und genau so sollte es auch sein - und was war mit dem seltsamen Gefühl, betrogen worden zu sein?
Nichts.
Phillip konnte ihr so vieles geben, während er ihr nichts zu bieten hatte - außer Leidenschaft. Warum schien ihm das in einer dunklen, gierigen Ecke seines Herzens genug, wo er doch genau wusste, dass es das nicht war? „Ja. Ich meine, nein, ich werde nichts sagen. “
„Schwört es.“ Das Flehen in ihrer Stimme milderte die Forderung.
„Ich schwöre.“
Sie drehte sich zu ihm um, und durch die Bewegung gerieten die sanften Wellen ihrer offenen Haare in Bewegung.
Es ist wie eine seidige Wolke, erinnerte er sich. Aber warum trug sie es offen? Ach ja, sie war die Maienkönigin.
„Ihr kennt Phillip nicht so wie ich, und ich ... es ist nicht, dass ich glaube, dass Ihr ihn absichtlich verletzen würdet, aber wenn Ihr Euch durch Euer Ehrgefühl verpflichtet fühlen solltet, es ihm zu sagen, dann würde er sich verpflichtet fühlen, Euch zu fordern. Er darf nicht verletzt werden.“ Sie streckte ihm bittend die Hände entgegen.
„Natürlich.“
„Ihr müsst verstehen, dass es am besten ist, wenn ich ..."
„Ihr braucht kein weiteres Wort darüber zu verlieren“, unterbrach er sie leise, unfähig, ihr länger zuzuhören.
„Danke.“ Sie lächelte traurig und dankbar. Nach dem,
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