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Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle

Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle

Titel: Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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gehalten, andere lesbar, aber in altmodischer Fraktur gesetzt. Sie trugen Titel wie
Die Geheimnisse des Wurms
,
Die neun Pforten zur Hölle
oder
Die Enthüllungen des Glaaki
. Die ideale Einschlaflektüre für jeden Nachttisch.
    »Unter meinen Schätzen befinden sich einige der rarsten okkulten Werke des Erdballs«, verkündete Sekundus und schritt, mit einem Mal sehr beschwingt, an den Regalreihen entlang. »Ich besitze ein Exemplar des verrufenen Pflueger-Almanachs. Eine Kopie der
Ghulischen Kulte
. Vor ein paar Jahren konnte ich sogar eine lateinische Ausgabe des gefürchteten
Necronomicon
…«
    »Schön und gut«, unterbrach ich ihn. »Aber wieso sammeln Sie dieses Zeug?«
    Sekundus starrte seine Schätze versonnen an. »Ich kam zu meinem Hobby wie die Jungfrau zum Kinde. Vor über zwanzig Jahren erhielt ich den Auftrag, den Nachlass eines Büchersammlers zu veräußern. Zu seiner Bibliothek zählten auch mehrere Bände über Dämonenbeschwörung und Geistererscheinungen. Kurze Zeit später wurde mein Geschäft von Bücherjägern belagert, die es auf die okkulten Antiquitäten abgesehen hatten. Sie waren bereit, horrende Summen für diese Bände auszugeben. Das weckte mein Interesse, und ich begann, Nachforschungen anzustellen. Dabei lernte ich, welchen ungeheuerlichen Wert einige der Bände hatten. Darüber hinaus stellte ich fest, wie exorbitant faszinierend die Materie war.« Er wandte sich zu mir um und starrte mich mit glänzenden Augen an. »Die Erforschung des Nicht-Fassbaren, der Welt der Geister und Dämonen, reizt die Menschheit seit Anbeginn der Zeit. Der Schatz uralten Wissens, den Gelehrte über Generationen dazu zusammengetragen haben, ist mit Geld nicht aufzuwiegen.« Sekundus drehte eine Pirouette, was aufgrund seines schlaksigen Körpers und der bootsgroßen Sandalen an seinen Füßen nicht sonderlich elegant aussah. »Auch du wirst seinen Wert bald zu schätzen wissen – wenn wir in einem dieser Bände auf ein Mittel gegen jenen Dämon stoßen, der dich plagt.« Er holte zwei Stühle aus einer Ecke herbei und rückte sie zurecht. »Und nun, junger Zarkoff, bin ich ganz Ohr: Berichte mir von deinem Problem!«
    Da es bereits das zweite Mal an diesem Tag war, gelang mir meine Erzählung in der folgenden halben Stunde noch deutlich dramatischer als bei Oma Bessie. Gleichzeitig gab ich mir Mühe, keine Informationen zu unterschlagen. Sekundus saß stocksteif vor mir, lauschte mit angehaltenem Atem. Nur ab und zu kratzte er sich mit einer dürren Hand am Kopf oder stieß zwischen zusammengebissenen Zähnen ein leises »exorbitant« hervor.
    Als ich ihm abschließend das Papier zeigte, auf dem ich die mathematische Formel notiert hatte, die einst in das Holz der Maske geritzt gewesen war, sprang der Alte wie von einer Feder geschossen auf. Er eilte die Regalreihen entlang und machte sich an mehreren der gläsernen Türen zu schaffen, wobei jedes Mal ein durchdringendes Piepsen ertönte. Überrascht begriff ich, dass jede mit einem Zahlencode gesichert war.
    Sekundus öffnete mehrere Fächer und zog verschiedene Bände hervor, bis er sich schließlich mit einem halben Dutzend dicker Wälzer wieder vor mir niederließ. Er zog zwei weiße Stoffhandschuhe über, öffnete die metallene Schließe des obersten Bandes und begann behutsam, die brüchigen Seiten durchzublättern.
    »Das Aussehen der Maske und der Symbole legt die Vermutung nahe, dass es sich bei deinem Gast um eine paranormale Erscheinung der Kategorie H-4 handeln könnte«, murmelte er. »Sollte dem so sein, wird uns eines dieser Werke einen Weg zur Austreibung des Dämons aufzeigen.«
    Auf den Seiten, die Sekundus umblätterte, waren komplexe Diagramme, lange Reihen fremdartiger Symbole und zwischendurch immer wieder sonderbare Zeichnungen zu erkennen. Es waren altmodische Stiche von Lebewesen, die man in einem zoologischen Nachschlagewerk vergeblich gesucht hätte. Vielmehr schienen sie den Albträumen eines Geisteskranken entsprungen zu sein.
    »Kategorie H-4?« Ich hob fragend die Brauen. »Was bedeutet das?«
    »Es bedeutet, dass die Entität weder der Klasse H-3 noch H-5 angehört«, gab der Alte abwesend zurück. Als ich nichts erwiderte, sah er auf und lächelte entschuldigend. »Ich vergaß: Du kennst dich mit der Materie nicht aus, junger Zarkoff. Die Bezeichnung entstammt einem System zur Kategorisierung dämonischer Erscheinungen, das vor über zweihundert Jahren von einem osteuropäischen Gelehrten namens Tschenkov entwickelt

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