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Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle

Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle

Titel: Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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der Wand befand.
    Gleichzeitig stieg mir ein unangenehm süßlicher Geruch in die Nase. Ich hob die Füße, um mich zu vergewissern, dass ich auf dem Weg zu Oma Bessies Wohnung nicht versehentlich in einen Haufen Hundedreck getreten war. Doch meine Schuhe waren sauber.
    Mit einem unguten Gefühl drehte ich mich um.
    Die Wanduhr hatte, wie es sich für vier Uhr nachmittags gehörte, nach dem vierten »Kuckuck« aufgehört zu rufen. Das Türchen war jedoch noch immer geöffnet, der Steg ausgefahren.
    Auf der schwankenden Spitze des Stegs hockte kein hölzerner Kuckuck. Stattdessen lag dort eine dicke, braune Wurst.
    Ich will nicht weiter ins Detail gehen als nötig (möglicherweise sind einige von euch gerade beim Essen), aber bei der Wurst, die mit einer gewissen Kunstfertigkeit auf dem schmalen Halter platziert worden war, handelte es sich exakt um das, was der unangenehme Geruch vermuten ließ: die Ausscheidungen eines großen Hundes. Und dem Geruch nach zu urteilen, waren sie ziemlich frisch.
    Fassungslos glotzte ich die Uhr an, während ich mitsamt meinem Sessel unauffällig zwei Schritte zur Seite rutschte. Unter einem wackligen Steg voller Hundedreck sitzt es sich nicht allzu entspannt.
    Aus dem Innern der Kuckucksuhr drang ein gedämpftes Knirschen und Knacken. Mit einem erleichterten
Sproinggg
kam ein winziges Zahnrädchen aus der geöffneten Klappe gesegelt, ihm folgte eine dünne Sprungfeder, danach etwas, das wie ein kleines Pendel aussah. Dann trat Stille ein.
    Der Kuckuck blieb verschwunden.
    Unsicher sah ich zu Oma Bessie hinüber, die äußerlich unbewegt mit dem Löffel in ihrer Teetasse rührte.
    Schließlich nickte sie. »Ich denke, wir können mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass du von einem übernatürlichen Einfluss umgeben bist, mein Junge. Etwas, das sich unserem Verständnis entzieht.«
    »Also ein Poltergeist!« Mich schauderte. »Oder zumindest so was Ähnliches.« Verzweifelt sah ich Oma Bessie an. »Was soll ich jetzt machen? Was
kann
ich machen?«
    Oma Bessie stellte ihre Tasse ab und angelte sich einen Notizblock samt Kuli vom Esstisch. »Das weiß ich nicht.«
    »Du weißt es nicht?«
    »Aber ich kenne jemanden, der es möglicherweise weiß.« Sie begann, etwas auf den Block zu kritzeln.
    »Jemanden, der mir sagen kann, wie ich einen Poltergeist loswerde?«
    Oma Bessie antwortete nicht, sondern schrieb in Ruhe zu Ende. Dann riss sie den Zettel ab und reichte ihn mir. Auf dem Papier stand der Name
Sektorian Sekundus
, darunter eine Adresse in der Altstadt.
    »Mein Freund Sektorian wird wissen, welchem unheilvollen Einfluss du ausgesetzt bist, mein Junge. Und wie du dich von ihm befreien kannst.« Mit unbewegter Miene fixierte sie den Hundedreck auf dem Steg der Kuckucksuhr, bevor sie etwas leiser hinzufügte: »Zumindest hoffe ich das.«

Kapitel 7 in dem ein rückenkranker Vogel hilfreiche Tipps parat hat
     
    Sektorian Sekundus lebte in einem grauen, verwitterten Backsteingebäude, das irgendwann einmal als Ladengeschäft gedient hatte – vermutlich zu einer Zeit, als Oma Bessie noch ein junger Hüpfer war. Im Erdgeschoss, hinter einem vermoderten, über und über mit Konzertplakaten beklebten Bretterverhau versteckte sich ein Schaufenster, das darüber angebrachte Schild war schon lange nicht mehr zu entziffern. Das ganze Gebäude wirkte heruntergekommen und tot. Ich vergewisserte mich, ob ich hier wirklich richtig war, aber Oma Bessies Zettel nannte unzweifelhaft diese Adresse.
    Skeptisch stieg ich drei schiefe Stufen zur Tür des Ladens hinauf. Ich entdeckte ein unauffälliges Schild: S. Sekundus – Haushaltsauflösungen und Verramschungen jedweder Art .
    Ratlos kratzte ich mich am Kopf. Aber Oma Bessie wusste normalerweise, was sie tat. Also drückte ich auf den verrosteten Klingelknopf.
    Nach einigen Augenblicken wurden aus dem Innern schlurfende Schritte laut. Jemand schob einen Riegel zurück, eine Sicherheitskette klimperte. Ein weiterer Riegel schnappte auf, dann wurde ein Schlüssel im Schloss umgedreht. Schließlich öffnete sich die Tür einen Spaltbreit, und eine schmale, höckerige Nase streckte sich über einer fingerdicken Sicherheitskette ins Freie.
    »Äh … Mr Sekundus?«
    »Du musst der Zarkoff-Junge sein«, stellte eine krächzende Stimme fest. »Bethany hat dich telefonisch angekündigt.«
    Ich brauchte einen Moment, bis ich begriff, dass er von Oma Bessie redete. Doch da hatte der Mann bereits die letzte Kette ausgehängt und öffnete die

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