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Asperger - Leben in zwei Welten

Asperger - Leben in zwei Welten

Titel: Asperger - Leben in zwei Welten
Autoren: Christine Preißmann
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allgemein meist dort, wo ein solcher Vorfall nur schwer von Erwachsenen entdeckt werden kann.
Ansprechpartner
    Und natürlich ist bei diesem Thema die Zusammenarbeit von Eltern und Lehrern gefordert. Pädagogen müssen der Klasse mit gutem Beispiel vorangehen. Sie sollten auch in schwierigen Zeiten immer wieder Worte der Ermutigung finden und Ansprechpartner sein für Fragen und Anliegen aller Art. Eltern sollten ihr Kind immer wieder ermutigen, sich ihnen anzuvertrauen, wenn es schwierige Erlebnisse gemacht hat, insbesondere dann, wenn es diese nicht recht verstehen kann. Ein Schulwechsel schließlich wird nur in wenigen Fällen dauerhaft Abhilfe schaffen können, solange sich die Interaktionsfähigkeiten des autistischen Schülers nicht verbessert haben.
Aufklärung
    Die wirksamste Maßnahme aber gegen Demütigungen von Menschen, die anders sind als die breite Masse, die sich anders verhalten und abweichende Interessen haben, besteht wohl in Aufklärung und Information. Im schulischen Alltag sollten also auch die Lehrer und die Klassenkameraden angeleitet werden, wie der Umgang mit einem autistischen (Mit-)Schüler so gestaltet werden kann, dass er für beide Seiten angenehm und bereichernd wird. Sehr hilfreich wird es sein, wenn zu diesem Zweck der Therapeut oder eine andere Bezugsperson des Betroffenen zur Verfügung stehen kann.
Prävention
    Eine wichtige Maßnahme zur Entwicklung einer gesunden Persönlichkeit ist ein wohlwollendes, unterstützendes und motivierendes Verhalten der Bezugspersonen, Eltern wie Lehrer. Häufig werden autistischen Kindern schwierige Dinge abgenommen mit dem Kommentar »Das kannstdu nicht, ich mache es für dich«. Sicher ist man sich oft gar nicht bewusst, wie negativ sich solche immer wiederkehrenden Äußerungen auf das Selbstbewusstsein des Kindes auswirken. Besser wäre stattdessen eine Intervention im Sinne von »Komm, lass es uns gemeinsam machen, ich glaube, du schaffst das«, die Motivation und zugleich Bestärkung und Zuversicht in die eigenen Fähigkeiten bietet.
    Wichtig sind häufige Erklärungen der als so verwirrend erlebten Umwelt. Wiederholtes Nachfragen ist sinnvoll, die Anweisungen sollten klar und eindeutig sein. Für solche Situationen, für die das Verständnis fehlt, wenn es etwa um Gedanken oder Gefühle geht, lassen sich alternativ manchmal Regeln aufstellen, die dann auch einzuhalten sind. Autistische Menschen lieben Regeln als Hilfestellung für das tägliche Miteinander und können auf diese Weise viele schwierige Situationen vermeiden.
    Zudem kann es sinnvoll sein, eine Therapie oder eine ähnliche Maßnahmezu empfehlen, um das adäquate Verhalten in Gruppensituationen, Alltagskompetenzen und auch soziale Kompetenzen zu trainieren, um ein bisschen sichererzu werden im Umgang mit Emotionen (Herbrecht u. Bölte 2009, Jenny 2010). Alternativ oder auch zusätzlich ist für viele Betroffene ein Austausch mit anderen autistischen Menschen sinnvoll, beispielsweise in einer Selbsthilfegruppe oder einem Internetforum. Und auch durch den Pädagogen ist es sinnvoll, einen Schüler auf bemerkte Schwierigkeiten anzusprechen und Unterstützung anzubieten, statt das unverständliche Verhalten einfach zu verurteilen. Manchmal kann es schon allein durch das Hinterfragen der Verhaltensauffälligkeiten gelingen, Vorurteile abzubauen und zu erkennen, dass etwa hinter auf den ersten Blick als faul oder nur wenig intelligent imponierendem Verhalten in Wirklichkeit ganz spezifische Schwierigkeiten stecken (Preißmann 2010).
Resilienz entwickeln
    Aber man darf sich nichts vormachen: Trotz aller Bemühungen wird es nicht möglich sein, Mobbing ganz zu verhindern, weil eben autistische Menschen so sind, wie sie sind, weil sie nicht selten provozierend wirken und weil Mitschüler und Lehrer, auch dann, wenn sie informiert und vielleicht sogar wohlwollend auftreten, eben auch nur Menschen sind, denen beispielsweise Worte herausrutschen, die so nicht hätten gesagt werden dürfen.
    Die psychologische Forschung beschäftigt sich seit einiger Zeit nicht nur mit den Faktoren, die uns krank machen, sondern auch mit der Frage, wie es einigen Menschen gelingt, selbst schwere Schicksalsschläge oder emotionale Verletzungen relativ unbeschadetzu überstehen. Man hat herausgefunden, dass es Faktoren gibt, die dabei helfen können, eine stabile und kompetente
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