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Asperger - Leben in zwei Welten

Asperger - Leben in zwei Welten

Titel: Asperger - Leben in zwei Welten
Autoren: Christine Preißmann
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Wir bieten Ihnen die erwähnten Alternativberufe an. Suchen Sie dochselbst nach einer Ausbildung; wir zahlen dann, wenn Sie was auf eigene Faust gefunden haben.« Daraufhin wurde uns klar, dass es ein schwerer Weg in die Medienbranche werden würde. Uns wurde außerdem bewusst, dass es wohl keine Rolle spielte, ob ich Abitur oder »nur« mittlere Reife in der Schule erreiche. Beim Bayerischen Rundfunk gibt es jedes Jahr Hunderte Bewerber auf ein paar ganz wenige Ausbildungsplätze, und dabei werden selbst unter den Abiturienten nur die allerbesten herausgepickt, die auch noch Instrumente spielen und mehrere Fremdsprachen beherrschen müssen. Und in anderen Betrieben sehe es nicht viel besser aus, berichtete man uns. Uns wurde also klar, dass ich nur durch Beziehungen eine Nische in den Medien finden würde, in der ich mich weiterentwickeln könnte, und dass dabei der Schulabschluss nicht unbedingt von Relevanz sein würde.
    Ich machte die mittlere Reife
    Ich schloss also die Schule trotz einiger Schwierigkeiten im Sommer 2005 mit der mittleren Reife ab und erhielt ein passables Zeugnis. Zusätzlich zu den Leistungen in den einzelnen Fächern erntete ich im Zeugnis viel Lob und Anerkennung, da ich freiwillig in meiner Freizeit einige Arbeiten für die Schule verrichtet hatte, die den Bereich der Filmgestaltung betrafen. So dokumentierte ich eine Politikexkursion meiner Klasse und gestaltete sie als Filmbeitrag für die Homepage der Schule, ich bastelte eine kurze Videosequenz für eine Theateraufführung von »Die Welle«, der Theatergruppe meiner Schule, und führte zudem noch Mitschnitte von der einen oder anderen Schulveranstaltung durch, die ich der Schule auf DVD zur Verfügung stellte. Man merkte, wie sehr mich diese Aufträge ansprachen und welch großes Engagement ich dabei zeigte.
    Praktikum beim Bayerischen Rundfunk
    Durch Beziehungen konnten wir ein Praktikum beim Bayerischen Rundfunk für mich organisieren, welches nach den Sommerferien im September beginnen sollte. Geplant waren zunächst drei Wochen, zwei Wochen davon in der Tonbearbeitung und eine Woche im Filmschnitt. Ich war sehr interessiert und konnte in dieser Zeit viele Eindrücke über das Filmemachen fürs Fernsehen sammeln. Ich bekam öfter kleinere Aufträge, im Geräuschearchiv nach bestimmten Geräuschen zu suchen oder mal kleinere Stücke in einem Fernsehbeitrag selbst im Ton zu bearbeiten, Geräusche einzufügen und Ähnliches. Die Leute waren recht angetan von mir, allerdings war ich doch noch sehr zurückhaltend und in mich gekehrt. Die Woche im Filmschnitt war deutlich anstrengender, weil man mich dort einem Redakteur und seiner Cutterin anvertraute, die unter Zeitdruck einen Dokumentarfilm schneiden mussten und daher keine Zeit hatten, mir etwaszu erklären. Ich saß die ganzen acht Stunden auf der Rückbank im Zimmer und durfte zuschauen, aber außer den Monitor mit dem Bild habe ich nicht allzu viel gesehen. Ich habe auch keinen Einblick bekommen, wie genau der technische Ablauf ist, mit dem so ein Film geschnitten wird. Leider war der Raum auch noch sehr warm und stickig, sodass ich immer wieder einmal kurz einnickte. Natürlich hatte dies zur Folge, dass beim Abschlussgespräch mit meinen Eltern der Verdacht zur Sprache kam, ich sei nicht voll aufnahmefähig und nicht belastbar, weil ich immer wieder einschliefe, und außerdem sei ich viel zu zurückhaltend und würde dem enormen Stress dieser Arbeit wohl kaum standhalten können. Ich bekam zwar eine positive Bescheinigung, allerdings wurde meinen Eltern mitgeteilt, dass ich für diesen Beruf nicht wirklich geeignet sei und vor allem eine Berufsausbildung beim Bayerischen Rundfunk überhaupt nicht infrage komme. Ein Kollege der Tonabteilung, der mich die ganzen drei Wochen über sehr fürsorglich betreut hatte, bescheinigte mir jedoch eine große Begabung. Er gab mir die Kontaktadresse der »Music Support Group« (MSG), einer kleinen privaten Medienakademie in München, und empfahl mir, mich dort für eine Tontechnikausbildung zu bewerben.
    Ausbildung zum technischen Tonmeister
    Ich bekam dann dort tatsächlich einen Platz in einem entsprechenden Kurs und konnte die achtzehnmonatige Ausbildung in Teilzeit zum technischen Tonmeister besuchen. Ich hatte nur zweimal pro Woche Unterricht und daher viel Zeit, daheim den Stoff zu verinnerlichen und zu lernen. Nebenbei
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