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Asperger - Leben in zwei Welten

Asperger - Leben in zwei Welten

Titel: Asperger - Leben in zwei Welten
Autoren: Christine Preißmann
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absolvierte ich in diesen eineinhalb Jahren einige Praktika. Bei allen Tätigkeiten war ich sehr interessiert, konnte viel Erfahrung im Berufsalltag sammeln und auch einiges über Tontechnik und Beleuchtung lernen, was mir heute noch in meiner jetzigen Ausbildung dienlich ist.
    Nachdem die Ausbildung an der »MSG« vorüber war, standen wir vor demselben Problem wie unmittelbar nach Ende der Schulzeit. Ich bewarb mich bei der »Bayerischen Akademie für Fernsehen« in Unterföhring für einen Studienplatz im Filmschnitt und sandte eine Reihe von Arbeitsbeispielen ein. Ich kam in die engere Wahl und führte ein Vorstellungsgespräch. Wohl auch deshalb, weil ich etwas über ein Jahr jünger als die vorgegebene Altersgrenze war, bekam ich diesen Studienplatz nicht. Wiederum über viele Ecken (inzwischen bemühten sich nicht nur meine Eltern, sondern auch viele meiner »Arbeitgeber« während der letzten Jahre um Kontakte und Wege für mich) sprach man mir im September 2007 ein Praktikum in einer der Bavariafilm in München-Grünwald angegliederten Praktikantenagentur zu. Ich hatte dort kaum angefangen, als ich auf ein Angebot stieß, für ein Jahr in einer Postproduktionsfirma in Unterföhring zu arbeiten. Im Nachhinein stellte sich diese Arbeit als ziemlich stupide heraus,aber ich hatte ein kleines Gehalt, regelmäßige Arbeitszeiten und lernte einiges Technische dazu. Ich konnte vor allem meine Kenntnisse im Umgang mit Studiorekordern und dem Erstellen von Sendebändern fürs Fernsehen stark verbessern, was mir ebenfalls die Arbeit in meiner jetzigen Ausbildung einfacher macht.
    Die Hauptsorge meiner Eltern bestand darin, dass ich irgendwann beschäftigungslos zu Hause sitzen und mangels Anregung von außen zurück in Stereotypien und Zwangshandlungen fallen könnte.
    Anfang 2008 bestand meine Perspektive eigentlich nur darin, mich im Mai ein zweites Mal bei der Bayerischen Fernsehakademie für einen Studienplatz zu bewerben, was ich auch tat. Ich kam erneut in die engste Wahl, sagte aber aus unten erklärten Gründen das Gespräch ab. Seit Beendigung meiner Schulzeit waren über zwei Jahre vergangen. Die Hauptsorge meiner Eltern bestand immer darin, dass ich irgendwann beschäftigungslos zu Hause sitzen und mangels Anregung von außen zurück in Stereotypien und Zwangshandlungen fallen könnte. Alle Praktika stellten für mich einen Gewinn an Zeit dar, in der ich mich weiterentwickeln und Kontakte in »meiner Branche« knüpfen konnte.
    Wie ich an meinen Ausbildungsplatz zum Film- und Videoeditor kam
    In dieser Zeit hatten meine Eltern bei ihrer unermüdlichen Suche nach Perspektiven von einer kleinen Filmfirma erfahren, der »abm – Arbeitsgemeinschaft Behinderung und Medien e.V.«, welche in München ansässig ist. Meine Mutter schrieb in meinem Namen eine Blindbewerbung und fragte an, ob man dort nicht irgendeine Art von Arbeit für mich hätte. Nach dem Motto »Frechheit siegt« erwähnten wir, dass uns ein Ausbildungsplatz zum »Film- und Videoeditor« natürlich noch lieber wäre. Auch zu diesem Zeitpunkt war ich noch nicht in der Lage, mich um Belange wie Bewerbungen oder Arbeitsplatzsuche selbst zukümmern. Zu unserer Überraschung bekamen wir vom dortigen Chefcutter Antwort mit der Bitte um etwas Geduld – und ein paar Tage später einen Vorstellungstermin. Dabei erläuterte er uns, man habe selbst keine Beschäftigung für mich und der Betrieb habe auch noch nie ausgebildet. Da unser Gesprächspartner aber in der Prüfungskommission für das Fach »Film- und Videoeditor« bei der IHK ist und ihn »meine« Bewerbung sehr berührte, beantragte er bei der IHK, extra für mich einen entsprechenden Ausbildungsplatz einrichten zu dürfen. Der Geschäftsführer sah sich während des Gesprächs wohlwollend nickend meine Bewerbungsmappe mit der großen Zahl von Zeugnissen und Bescheinigungen an. Pro forma wurden ein paar Tage zur Probe und zum genaueren Kennenlernen vereinbart, aber noch bevor diese stattfanden, sagte man mir eine Ausbildung ab September 2008 zu.
    Die Arbeitsagentur stellte sich wieder quer
    Kurze Zeit später sprachen wir wieder in der Arbeitsagentur vor. Da ich Rehastatus besitze, würde die »abm« einen Teil der Ausbildungskosten von der Arbeitsagentur bekommen, und man hatte uns ja empfohlen, selbst eine Ausbildung
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