Asperger - Leben in zwei Welten
möglichst viele Routinen und Rituale einzubauen, die Sicherheit geben und die nur wenig Energie benötigen, was zu subjektivem Wohlbefinden und zur Entspannung führt.
So erläutert auch Nicole Höhlriegel, dass sie zum Entspannen und Erholen am liebsten immer dieselbe Joggingstrecke wählt, um Energie zu sparen. Ein solches Verhalten ist übrigens beispielsweise auch bei Profisportlern zu beobachten, die vor einem Wettkampf unter extremer Anspannung stehen. Auch sie bauen bei der Vorbereitung gezielt Routinen und Rituale ein, schotten sich ab, hören immer dieselbe Musik, planen immer denselben Ablauf für die Stunden unmittelbar vor der Herausforderung. Auch sie versuchen auf diese Weise, möglichst wenig unnötige Energie zu verbrauchen, um schlieÃlich »auf den Punkt fit« zu sein und im Wettkampf die bestmögliche Leistung bringen zu können.
Es scheint wichtig, dieses Haushalten mit den eigenen Kräften auch autistischen Menschen beizubringen und sie dabei anzuleiten, Stresssituationen und Ãberforderungen verschiedenster Art frühzeitig zu erkennen und möglichst rasch in einer Form zu reagieren, die es ihnen ermöglicht, die Kontrolle über die Situation zu behalten und schnellstmöglich ihr Wohlbefinden wiederherzustellen.
Stresssituationen erkennen und vermeiden
Der erste Schritt besteht darin, zu erkennen, welche Situationen Stress verursachen. Im zweiten Schritt überlegt man, ob und wie sich diese vermeiden lassen. Nachfolgend einige typische Beispiele aus dem Arbeitsleben.
Multitasking: Vielen Betroffenen bereitet es Stress, gleichzeitig an mehreren Dingen arbeiten zu müssen. Das fällt autistischen Menschen in der Regel schwerer als anderen Leuten.
Wichtig ist es dann, (eventuell mit Unterstützung) Prioritäten zu setzen und eine Sache nach der anderen zu erledigen. Das macht auch das immer wieder neue gedankliche Einstellen entbehrlich, das beim Hin- und Herspringen zwischen mehreren Tätigkeiten notwendig ist und im Endeffekt sogar mehr Zeit kostet, statt eine Zeitersparnis zu bringen.
Perfektionismus: Menschen mit Autismus sind häufig perfektionistisch, was viel Stress bedeuten kann. Ständig steht die Frage an, ob die Lösung wirklich perfekt ist oder ob es sich nicht lohnt, nach einer noch besseren zu suchen.
Man sollte versuchen, zunächst eine gute »Zwischenlösung« zu erarbeiten, die ein vorläufiges Ergebnis darstellt und etwas den Stress nimmt. Später kann man diese Zwischenlösungdann immer noch überarbeiten. Das nimmt den permanenten Druck und ermöglicht es, sich auch wieder anderen wichtigen Aufgaben zuzuwenden.
Arbeitsüberlastung: Autistische Menschen tendieren dazu, sich zu viel Arbeit aufbürden zu lassen. Sie können oft nicht »nein« sagen, wenn jemand um ihre Mithilfe bittet. Auch fällt es ihnen schwer, einen Teil ihrer Aufgaben an andere zu delegieren.
Es ist wichtig, sie dabei zu unterstützen, sich diese Fähigkeiten anzueignen. So kann es sinnvoll sein, einen Vorgesetzten oder Kollegen um Hilfe zu bitten bei der Auswahl der eigenen, wichtigen Aufgaben und beim Setzen von Prioritäten.
Zeitdruck: Viel Stress verursachen in der Regel auch starker Zeitdruck und Terminhetze.
Hilfreich sind rechtzeitiges Aufstehen, damit es nicht schon früh morgens zu Hektik kommt, sowie eine realistische Zeitplanung, die aber auch noch einen ausreichenden zeitlichen Puffer für zusätzliche Anforderungen enthält. Dafür ist eine gewisse Erfahrung notwendig, was die täglichen Anforderungen der jeweiligen Tätigkeit betrifft. Nach einer angemessenen Einarbeitungszeit sollte es aber in der Regel möglich sein, einen Plan zu machen und die zur Verfügung stehende Zeit sinnvoll einzuteilen.
Aufschieben: Ein häufiges Problem ist das Aufschieben unangenehmer Tätigkeiten bis zur letzten Minute. Am Ende gerät man dann unter Zeitdruck, um die Arbeit (die nun nicht weniger unangenehm ist!) rechtzeitig fertigstellen zu können.
Hier kann ein schriftlicher Tages- oder Wochenplan helfen, wo auch diese Anforderungen fest eingeteilt werden. Autistische Menschen halten sich oft exakt und gern an solche Pläne und können auf diese Weise den anfallenden Stress deutlich reduzieren. Zusätzlich kann es natürlich sinnvoll sein, auch die Gründe für das Aufschieben der jeweiligen Tätigkeit zu erkennen und ggf. auch zu beseitigen.
Stress abbauen und
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