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Asperger - Leben in zwei Welten

Asperger - Leben in zwei Welten

Titel: Asperger - Leben in zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Preißmann
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dass ich über so viele Jahre hinweg diesen Arbeitsplatz ausfüllen konnte« (Pinke 2011).
Häufiger Knackpunkt: der Kontakt mit Kollegen
    Ã„ußerst problematisch ist für autistische Menschen in der Regel der Kontakt zu Kollegen und sonstigen Mitarbeitern. Oft gelingt es nicht, die Schwierigkeiten zu verbalisieren, und andere Menschen kommen von selbst oft gar nicht auf die Idee, welche Dinge (häufig Kleinigkeiten, für die leicht eine Lösung gefunden werden könnte) für die Betroffenen belastend sind. Vielleicht kann es gelingen, entweder schriftlich oder durch eine Vertrauensperson (z. B. den Therapeuten oder einen geeigneten Mitarbeiter) die Kollegen zu informieren, um so das Miteinander zu verbessern und dem Menschen mit Autismus die Möglichkeit zu geben, eine gute Arbeit zu leisten. Manchmal lassen sich auf diese Weise auch wichtige Informationen oder Adressen erhalten, die für die weitere Planung wichtig sein können, wie es auch bei Kilian Sterff der Fall war. Sein Bericht macht sehr deutlich, dass die Menschen, die eine größere Zeitspanne mit dem Betroffenen verbringen konnten, nach einiger Zeit durchaus die Fähigkeiten und Ressourcen erkannten, die auf den ersten Blick nicht auffielen. Äußerst wichtig sind daher in vielen Bereichen persönliche Beziehungen. Entscheidend ist es, dabei so viele Informationen einzuholen wie möglich, freie Zeit durch Praktika o. Ä. zu überbrücken, um Erfahrungen zu sammeln und etwaige Arbeitsplätze kennen zu lernen, aber auch um in der vielen freien Zeit keine Langeweile aufkommen zu lassen. Optimal wird es sicher sein, wenn es, wie von Kilian Sterff beschrieben, gelingen kann, das eigene bereits seit der Kindheit bestehende spezielle Interesse beruflich zu nutzen. Die dann bestehende Motivation im Hinblick auf den Beruf und die Freude an der Tätigkeit sind sicher von anderen Menschen auch nicht ansatzweise zu erreichen, was den Betroffenen zu einem unglaublich wertvollen Mitarbeiter machen wird.
    TIPP
    Das persönliche Budget als Unterstützung
    Das persönliche Budget für Menschen mit Behinderung ist eine neue Form der Leistungsgewährung als Ergänzung zu den bisher üblichen Sach- oder Dienstleistungen. Bei einem persönlichen Budget wird ein Geldbetrag ausgezahlt, mit dem der Betroffene sich die zuvor bestimmten Leistungen zur Teilhabe selbst einkaufen kann, die auch für den Bereich Arbeit und Beruf zur Verfügung stehen. Dies gibt auch Menschen mit Autismus die Möglichkeit, die nötige Hilfe und Unterstützung noch besser an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Nähere Informationen dazu finden sich bei Dalferth (2010) bzw. Gellert (2009) sowie im Handbuch Die Rechte behinderter Menschen und ihrer Angehörigen (Bundesarbeitsgemeinschaft Hilfe für Behinderte e.V. 2007).
    Deutlich wird in Sterffs Bericht auch, dass es sich lohnt, nicht aufzugeben und hartnäckig zu bleiben bezüglich der Suche nach einer geeigneten Arbeitsstelle, aber auch hinsichtlich der Forderungen, wenn es etwa darum geht, die eigenen Rechte einzufordern. Dabei benötigen autistische Menschen aber in der Regel Unterstützung durch Eltern oder sonstige Bezugspersonen.
Positive Veränderungen am Arbeitsmarkt
    Inzwischen beginnt man allmählich, die Vorteile der veränderten Wahrnehmung autistischer Menschen beruflich zu nutzen und so den Betroffenen qualifizierte Tätigkeiten auf dem ersten Arbeitsmarkt anzubieten. Es gibt bereits einige Firmen in Dänemark, Schweden, den USA, den Niederlanden und der Schweiz, die gerne Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen einstellen, weil sie sich der Vorteile bewusst sind (Attwood 2008, 355). Der Arbeitsalltag in diesen Betrieben ist geprägt von klaren Arbeitsanweisungen, die Arbeit folgt einer übersichtlichen Struktur, auf Teamarbeit und Zeitdruck wird weitestgehend verzichtet (Pinke 2011). In einer Studie gaben die Betriebe, die gegenwärtig autistische Menschen beschäftigen, an, dass sie mit deren Produktivität hochzufrieden sind (Baumgartner et al. 2009, 140).
    Außerdem beginnt die Gründung von Organisationen, die als Vermittler auftreten und die Betroffenen als reguläre Arbeitskräfte in Betrieben des ersten Arbeitsmarktes unterbringen (Sonne 2007), nachdem dort über die spezifischen Ressourcen autistischer Menschen informiert wurde. Auch hier sind die ersten Erfahrungensehr positiv, weil auch dabei die

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