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Asperger - Leben in zwei Welten

Asperger - Leben in zwei Welten

Titel: Asperger - Leben in zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Preißmann
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Erfahrungsberichte von Partnerschaften zwischen autistischen und nicht autistischen Menschen (Carstensen 2009, Schmidt 2009, Newport u. Newport 2005, Slater-Walker u. Slater-Walker 2002), sodass ermutigende Darstellungen der Betroffenen wichtig sind. Nicole Höhlriegel und Simone Pinke schildern ihre Erfahrungen mit jeweils langjähriger Partnerschaft, in der sie immer wieder mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatten, dabei aber durch zahlreiche klärende Gespräche sowie Wohlwollen und Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten Lösungen finden konnten, die die Beziehungen für sie und ihre Partner zu schönen und bereichernden Erfahrungen werden ließen.
    Viele Menschen mit Autismus wünschen sich eine Beziehung, sie benötigen dabei jedoch häufig Unterstützung. Auffällig ist die doch erhebliche Ambivalenz – einerseits besteht der große Wunsch nach Freundschaft und Partnerschaft, die Suche nach Geborgenheit, Sicherheit, Vertrauen und Humor, andererseits aber auch die starke Angst davor, mit einem zunächst fremden Menschen in Kontakt zu treten. Auch Simone Pinke beschreibt dieses Dilemma in ihrem Bericht. Bereits der Gedanke an den Kontakt kann zur verstärkten Flucht in die sichere autistische Welt, zum zunehmenden Rückzug führen.
    Im Bericht von Simone Pinke werden weitere Schwierigkeiten beschrieben, die sich für beide Partner ergeben können:
häufige Missverständnisse insbesondere im kommunikativen Bereich;
vermeintliche Provokationen durch unverständliche Verhaltensweisen der Betroffenen;
die Irritationen der Angehörigen, die das rätselhafte und auf den ersten Blick manchmal inkompetent oder lustlos wirkende Auftreten nicht einzuordnen wissen.
    Autistische Menschen sagen die Dinge so, wie sie sie meinen. Sie sind oft nicht inder Lage, nur angedeutete oder indirekte Bemerkungen ihres Gegenübers zu verstehen, auf der anderen Seite aber muss man auch nicht mühsam analysieren, was sie gesagt und wie sie es gemeint haben könnten – man darf es einfach wörtlich nehmen. Daraus ergibt sich aber auch die Bitte, Aufforderungen oder Erklärungen so klar und präzise wie möglich mitzuteilen, um ein Verständnis zu ermöglichen. Andernfalls wird es dem autistischen Menschen oft nicht möglich sein, adäquat zu reagieren. Das macht den Kontakt anfangs vielleicht ungewohnt und anstrengend, längerfristig aber auch erfrischend offen und einfach: »Wenn ich einen Wunsch hatte, dann artikulierte ich ihn deutlich, denn er war keiner der Männer, die Wünsche von den Augen ablasen. Auch merkte ich, dass es absolut sinnlos war, irgendetwas durch die Blume anzudeuten. Klare Botschaften waren nötig, um seine Ziele mit meinen in Einklang zu bringen« (Schmidt 2009, 569).
    In vielen Berichten wird aber auch nach oft problematischer Anfangszeit eine erstaunlich tragfähige Beziehung beschrieben, die doch einigen Belastungen standhält (Schmidt 2009, Slater-Walker u. Slater-Walker 2002). Der autistische Mensch profitiert von dem nicht autistischen Partner und kann von ihm viel lernen, ohne dass sich hierdurch jedoch eine Abhängigkeitsbeziehung oder ein Betreuungsverhältnis entwickeln darf. Die Partnerschaften von Nicole Höhlriegel und Simone Pinke sind vielmehr geprägt durch gegenseitige Rücksichtnahme und Unterstützung, teilweise auch aufgrund von unterschiedlichen Beeinträchtigungen auf beiden Seiten.
    Bei allem Chaos gab es doch immer wieder Menschen, die für mich da waren
    Nicole Höhlriegel
    Ich habe noch keine endgültige Meinung zur Bedeutung meiner Eltern und meiner drei Jahre jüngeren Schwester für den Verlauf meines Lebens. Erst seit wenigen Monaten (seit meiner offiziellen Autismusdiagnose) habe ich ernsthaft die Chance, Verhaltensweisen innerhalb meiner Familie zu überdenken. Jetzt erst begreife ich, wie ungewöhnlich mein Leben und Verhalten gewesen sein müssen, besonders als Kind, aber auch noch heute.
    Ich bin in einer »Kuddelmuddelfamilie« aufgewachsen
    Mein Vater und seine Mutter (meine Lieblingsoma) sind aus heutiger Sicht vermutlich Autisten. Deshalb denke ich, dass unsere Familie nie wirklich »normal« war, was allen Beteiligten erst durch die Diagnose bei mir allmählich klar wurde. Es gab immer Probleme, die irgendwie anders erschienen als die Schwierigkeiten in den Familien um uns herum.
    Wo sich andere über den Bau des Hauses unterhielten, war

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