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Asperger - Leben in zwei Welten

Asperger - Leben in zwei Welten

Titel: Asperger - Leben in zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Preißmann
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hatte, in den Park, um dem zu entkommen. Ich brauche im Krankenhaus keinen Fernseher. Wenn ich einen Film gucken wollte, sagte ich das meinen Eltern, und sie brachten mir eine DVD mit, die ich auf meinem Laptop ansehen konnte. Das war auch wichtig: Meinen Laptop brauchte ich auch im Krankenhaus – und wenn es nur für die Möglichkeit war, ein kleines Spiel zu spielen (mit Kopfhörern, wenn es mit Ton war, um niemanden zu stören). Außerdem kann man damit auch Musik hören und braucht nicht noch einen MP3-Player extra. Laptop ist schön vielseitig – ohne würde ich nicht ins Krankenhaus gehen. Besonders wichtig im Umgang mit mir ist auch, dass Ärzte und Schwestern keine mehrdeutigen Äußerungen machen, und wenn sie etwas erklären, dies klar und deutlich tun – sonst frage ich nach und dann dauert die Erklärung insgesamt dreimal so lange, und das könnten sie sich bei direkt klaren Äußerungen sparen. Ihre Zeit ist ja ohnehin sehr begrenzt, und bevor sie ungeduldig werden und darauf hinweisen, dass sie mehr als einen Patienten haben, sollten sie es gleich klar und verständlich erklären. Möglichst ohne große Gestik, weil auf beides gleichzeitig kann ich sowieso nicht achten. Ach ja – eine kleine Albernheit: Was mir persönlich im Krankenhaus 2002 sehr wichtig war, waren Rosinenschnecken. Irgendwie war ich damals süchtig danach.
    Ich mache meine Termine per E-Mail aus und brauche Begleitung für den Arztbesuch
    Aktuell ist es mir wichtig, dass ich Termine für Arztbesuche auch per E-Mail ausmachen kann, da ich so gut wie mit niemandem telefoniere(n kann). Wenn dies nicht geht, muss ich immer erst meine Eltern fragen, ob sie für mich einen Termin bei einem bestimmten Arzt vereinbaren können, was kompliziert ist,da sie 350 km entfernt wohnen. Die Kommunikation per E-Mail ist die einzige Möglichkeit, die bei mir zuverlässig funktioniert. Selbst mein Handy benutze ich zum größten Teil für SMS. Abgesehen davon, dass ich mir Gelesenes besser merken kann, kann man auch noch einmal zurückgucken, ob man einen Satz richtig gelesen hat. Denn wenn ich zuhören muss und gestresst bin, kommt manchmal nur jedes dritte Wort an, das gibt Wortsalat und ich werde noch gestresster, kann nicht zurückspulen und sage irgendwann nur noch ja, okay, damit der andere aufhört zu reden, aber ich weiß nicht, wozu ich da mein Einverständnis gegeben habe. Deswegen ist es mir auch immens wichtig, dass zu vielen (nicht allen) Arztbesuchen eine Begleitperson mitkommt, um zu übernehmen, wenn ich nichts mehr kapiere. Bei Routineangelegenheiten ist dies zum Glück nicht mehr nötig, aber wenn es um wichtigere Dinge und Beantragungen geht, dann verhaspele ich mich mit meinen Fragen und Wünschen immer noch sehr schnell – oder spreche sie gar nicht erst an, weil ich Angst vor der Angst bekomme, es nicht so auf die Reihe zu bekommen, wie ich das möchte. Die Begleitung muss vom Wesen her eher Ruhe ausstrahlen, darf nicht selber unruhig und nervös sein.
    Körperlich bin ich schmerzunempfindlich, aber optisch und akustisch überempfindlich
    Ich finde es wichtig, dass Ärzte wissen, dass das sensorische Empfinden von Menschen mit Autismus oftmals von der »Norm« abweicht und sie eine andere »Schmerzskala« haben. Bei mir zum Beispiel ist es so, dass ich, was physische Schmerzen angeht, ziemlich resistent bin, aber durch meine optische und akustische Hypersensibilität oft an die sensorische Schmerzgrenze getrieben werde. Das bedeutet im Klartext, wenn ich im Krankenhaus bin, sollte das Personal nicht morgens früh das Licht von »Null auf Hundert« drehen, indem erst Licht eingeschaltet wird, dann noch die Rollläden vollständig(!) hochgezogen, und das womöglich noch an einem sehr sonnigen Tag. Denn das tut unheimlich in den Augen weh bis hinein ins Gehirn. Dasselbe gilt für die Ohren: Gute Laune entsteht bei mir garantiert nicht dadurch, dass die Türe aufgerissen und mir ein fröhlich lautes »Guten Morgen!« an den Kopf geschmettert wird. Viel besser wäre es, anzuklopfen, vorsichtig die Tür zu öffnen und relativ leise zu grüßen. Wichtig ist auch Ehrlichkeit. Wenn Ärzte lügen, kann ich das überhaupt gar nicht nachvollziehen. Warum kann man nicht anstelle von: »Es wird gar nicht wehtun« sagen: »Es gibt einen kleinen Piks«? Das nur als Beispiel. Denn

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